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Der Ruf der Fledermäuse:
Wie Frank Walter aus Königslutter bei der Arterhaltung hilft

Wenn Fledermäuse pfeilschnell durch die Nacht fliegen, kommunizieren und navigieren sie scheinbar lautlos mit Ultraschall. Frank Walter aus Königslutter macht ihre Rufe hörbar. Er ist der Einzige in Deutschland, der Fledermaus-Detektoren professionell herstellt und damit bei der Erhaltung der Arten hilft. 

Es ist Spätsommer: Die Dämmerung kommt früher und die Nächte werden länger. Es ist die Zeit, in der viele Fledermäuse unterwegs sind, auf der Jagd nach Insektenbeute und auf der Suche nach sicheren Winterquartieren. Eine gute Zeit für Naturliebhaber, die die Tiere in freier Natur beobachten möchten. Und eine gute Zeit für Frank Walter, vor allem geschäftlich. Denn er baut und entwickelt mit seinem kleinen Unternehmen EAM in Königslutter elektronische Detektoren, die die Ultraschalllaute der Fledermäuse für Menschen hörbar machen.

Wer jetzt abends oder nachts mit einem solchen mobilen Handgerät – nicht viel größer als ein Smartphone – in Parks oder Wäldern unterwegs ist, dem eröffnet sich eine fantastische Welt. Zu hören ist dann ein Stakkato an Rufen und Lauten, ein Klackern, Klicken, Zwitschern, Trillern oder Schnalzen, unterschiedlich laut und unterschiedlich schnell.

 

Fledermaus-Detektoren aus Königslutter

„Ich baue seit zehn Jahren Fledermaus-Detektoren und bin der Einzige in Deutschland, der solche Geräte professionell herstellt“, erzählt Walter. Er verkauft sie unter der Marke Ciel EAM im eigenen Onlineshop, über den Naturschutzbund Deutschland (NABU), an professionelle Naturschützer, an Schulen und Planungsbüros, aber auch an viele Hobbybeobachter. Regelmäßig verkauft Walter inzwischen Geräte auch nach Großbritannien und Skandinavien.

Fledermäuse spalten die Menschheit seit jeher. Manche halten die Tiere nicht nur für faszinierend, sondern auch für ästhetisch ansprechend und sprechen von den „Schönen der Nacht“. Viele Menschen aber empfinden, vielleicht beeinflusst von den Vampirlegenden, die Fledermäuse mit ihren großen Ohren, scharfen Beißern und nackten Flügeln als hässlich.

Fest steht: Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können, und sie sehen dabei gewissermaßen mit den Ohren. Ihr Echoortungssystem ist einzigartig und funktioniert im Prinzip wie das eines U-Boots. Sie stoßen bis zu hundert Ultraschallrufe in der Sekunde aus und verarbeiten gleichzeitig ebenso schnell das Echo, das durch Objekte in der Umgebung reflektiert wird. So können sie fortwährend Distanz, Richtung, Größe, Form und Struktur von Objekten um sie herum analysieren.

Die Tiere rufen aber nicht nur, um sich im Flug zu orientieren, sondern auch bei der Balz und um mit Artgenossen zu kommunizieren. Dabei hat jede Fledermausart eine ganz eigene Art zu rufen und nutzt nur bestimmte Frequenzbereiche.

 

Hören per Lautsprecher oder Kopfhörer

Frank Walter macht die Ultraschalllaute mit seinen Detektoren hörbar. Das hilft beim Aufspüren von Fledermäusen, beim Beobachten und bei der Artenbestimmung. Ein Detektor besteht aus einem Mikrofon, einem Vorverstärker, dem eigentlichen Signalumwandler und einem Lautsprecher. Er hat außerdem Kopfhörer und oft auch eine SD-Karte als Speicher.

Im Angebot sind zurzeit sieben Gerätetypen, die zwischen 79 Euro (Einsteigergerät für Kinder) und 359 Euro kosten. Walter baut neben den mobilen Geräten auch solche, die in der Natur zur Beobachtung von Flugrouten oder Quartieren länger fest installiert werden können, und individuelle Modelle auf Kundenwunsch.

 

Auf der Roten Liste

Dass sich vor allem Naturschützer für Walters Geräte interessieren, hat einen guten Grund: Alle zurzeit noch in Deutschland lebenden 24 Fledermausarten stehen auf der Roten Liste bedrohter Tierarten. Vier Arten sind nach NABU-Angaben vom Aussterben bedroht, alle anderen sind mehr oder weniger gefährdet.

„Das liegt vor allem an der Vernichtung ihrer natürlichen Lebensräume durch den Menschen“, heißt es in einem NABU-Papier. Schuld seien unter anderem die intensive Landwirtschaft mit dem Einsatz von Pestiziden, die zunehmende Versiegelung von Fugen und das Dämmen von Hohlräumen in Dachböden sowie der Einsatz von Holzschutzmitteln. Auch würden immer mehr Höhlen und Stollen, die traditionellen Winterquartiere, verschlossen oder durch Besucher zu unruhig. Auch der Straßenverkehr und die Rotoren von Windkraftanlagen töten viele Fledermäuse.

Naturschützer versuchen seit vielen Jahren gegenzusteuern, indem sie sich für Fledermäuse einsetzen, über sie aufklären und Ersatzquartiere bereitstellen. Die Detektoren aus Königslutter helfen dabei.

Jörg Scheibe
Auf der Pirsch: Ciel-EAM-Chef Frank Walter