Header image Thomas Kuschel

Wölfi
Der grün-weiße Superstar

Wölfi wohnt in Wölfis Höhle in der Volkswagen Arena im Allerpark Wolfsburg. Nach einem ausgiebigen Bällebad startet das Maskottchen des Fußball-Bundesligisten in den vollgepackten Tag. Allerdings gehen die Enten beim Baden verloren und die Kinder, die Wölfi in seiner Höhle besuchen, müssen ihm helfen, diese zu finden. Seit 1997 begeistert das beliebte Maskottchen die kleinen und großen VfL-Fans. Ich traf mich zum Interview mit Ines Buerke, die seit 2011 beim VfL Wolfsburg arbeitet und für Wölfi spricht.

Willkommen bei Wölfi zu Hause

Wölfis Höhle ist an den Heimspieltagen geöffnet und kostenlos zugänglich für die WölfiClub-Mitglieder, die maximal 13 Jahre alt sein dürfen. Gerade für die kleineren Fans ist die Höhle spannender, als mit Papa 90 Minuten das Spiel zu verfolgen. Damit sie kein Tor verpassen, hängen an der Wand Fernseher, die das Spiel live übertragen. Der Raum ist auf 25 Kinder begrenzt und lädt auch Nichtmitglieder zum Schnuppern ein. „Zwei- bis dreimal dürfen die Kinder in Wölfis Höhle reinschauen, danach müssen sie dann WölfiClub-Mitglied werden“, erklärt mir Ines Buerke, die verantwortlich für die kleinsten VfL-Fans ist. Den WölfiClub gibt es seit 2009 und mittlerweile sind es 5.000 Kinder zwischen 0 und 13 Jahren, die angemeldet sind, um die Vorteile zu nutzen. Für Wölfi ist den Fans keine Anreise zu weit. So kam jüngst ein Junge aus Franken (Bundesland Bayern) angereist, um das Spiel zu sehen. Als WölfiClub-Mitglied ermöglichte ihm dann Ines Buerke das Einlaufen an der Hand von Wölfi. Für den jungen Fan war es das absolute Highlight des Heimspieles. Allerdings nimmt das Interesse am großen Kuscheltier ab dem 12. Lebensjahr ab und das Interesse an der Playstation zu. „Wir überlegen deshalb, den Club bis zum 11. Lebensjahr zu begrenzen,“ erklärt Ines Buerke erste Gedanken, um die Mitglieder mit dem richtigen Angebot zu begeistern.

Straffer Tagesablauf für das Maskottchen

Wer gedacht hat, dass die Arbeit als Maskottchen mit einem kurzen Auftritt getan ist, der reibt sich verwundert die Augen, wie intensiv die Darsteller in ihrer Rolle aktiv sind und darin auch emotional aufgehen müssen. Derzeit hat der VfL Wolfsburg zwei feste Aushilfen, die in das Kostüm reinschlüpfen und Wölfi so Leben einhauchen. Dadurch, dass beide noch beruflich tätig sind, muss sehr viel koordiniert werden, um alle Anfragen befriedigen zu können. Zu jedem Auftritt geht eine Begleitung mit, um sicherzustellen, dass Wölfi nicht stolpert oder von seinen Fans zu sehr bedrängt wird. Manchmal ist das der Ehepartner des Darstellers oder weitere Aushilfen, die für einen reibungslosen Einsatz sorgen. Der Hauptdarsteller übernimmt die Auftritte bei allen Heimspielen der Männer und Frauen, nimmt an Fanclub-Aktionen teil und ist bei allen Medienterminen präsent. Der derzeitige Hauptdarsteller ist schon sehr lange als Wölfi im Einsatz. Bis 2010 war er „nur“ der Ersatzmann und sprang dann ein, als dieser schwer erkrankte. Somit ist seit fast zehn Jahren immer der gleiche Darsteller hauptsächlich im Einsatz. Auch, weil seine Vorgesetzte im hauptamtlichen Beruf ein großer VfL-Fan ist und das Hobby fördert. Die Einsätze können sich einige Stunden hinziehen, wie das Heimspiel-Beispiel zeigt:

12:00 Uhr: Eintreffen und Spieltagsbesprechung mit Ines Buerke. Anschließend Umziehen und Besuch der Fanmeile sowie Auftritt auf der Bühne. Danach Besuche bei der Fußballschule oder bei Kindergeburtstagen.
14:15 Uhr: Kabinenpause.
14:36 Uhr: Auftritt in der Volkswagen Arena. Anschließend den Profis beim Aufwärmen zusehen und die Kinder in der Südkurve begrüßen.
15:10 Uhr: Kabinenpause.
15:25 Uhr: Abklatschen mit den Einlaufkindern und Einlauf mit der Profi-Mannschaft oder einem Kind. Anschließend Begrüßen der Zuschauer.
16:15 Uhr: In der Halbzeitpause jonglieren mit dem Ball und Zuschauern zuwinken.
17:15 Uhr: Begleiten der Mannschaft beim Besuch der Nordkurve.
ab 17:30 Uhr: Besuch in Wölfis Höhle. Anschließend Besuch in der VIP-Loge, falls Wölfi gebucht wurde.

18:30/19:00 Uhr: Feierabend für Wölfi.

 

Über 20 Jahre strahlende Kinderaugen

Seine Rückennummer verrät es dem eingefleischten Fan sofort: 97. Zuerst stand da natürlich die Idee, dass man ein Maskottchen braucht. Die erste Version sah auch noch sehr nach einem Hund aus, aber der Anfang war gemacht und seit 1997 besucht Wölfi alle Heimspiele seines Vereins. Im Laufe der Zeit erweiterte sich das Team um Wölfi und sein Spektrum, da die Beliebtheit stetig zunahm. Neben den Besuchen der Partnervereine und -schulen sowie Kindergeburtstagen, trifft man das VfL-Maskottchen auch bei Veranstaltungen in den designer outlets, in der City-Galerie oder auch bei der Verabschiedung von Sven Knipphals 2018. Dort nahm er an einem 75-Meter-Maskottchenlauf teil.

SKlation
SKlation

So weit musste er bei seinen vorherigen Läufen im ZDF-Fernsehgarten nicht laufen, als er gegen andere Bundesliga-Kollegen antrat. Aber auch dafür ist Wölfi bereit, denn er macht alles, um seine Fans glücklich zu machen. Aber auch für den Darsteller unter dem Wölfi-Kostüm wird einiges getan. Mittlerweile ist es das fünfte Kostüm und das sechste Modell ist gerade in Produktion. Der Kopf verliert 50 Prozent seines Gewichts, sodass nur noch drei Kilo Belastung auf die Schulter drücken. Zudem erhält er ein Facelift, damit er mehr lächelt und seine Augen zeigt. „Bei der aktuellen Variante fletscht er zu sehr die Zähne“, weiß Ines Buerke um die Angst bei den kleinsten Fans. Aber auch an leichteren Schuhen wird derzeit gearbeitet, damit Wölfi die Arbeit leichter fällt. Beim VfL freut man sich auf den neuen Wölfi, weil in ihm sehr viel Feedback der Kinder aus dem WölfiClub steckt. Der neue Wölfi wird dann sein Aufgabengebiet erweitern. Dazu zählt auch die Begleitung zu Auswärtsspielen, wie es bereits in Hannover der Fall war. Aber auch andere Vereine, wie der VfB Stuttgart, haben Interesse bekundet. Es gab sogar mal die Idee, dass Wölfi mit einem Wölfi-Kind auftritt. Die wurde nach einem kurzen Test wieder verworfen, weil nur ein Kind als Darsteller in Frage käme.

 

Wölfis Erlebnisse

Einmal fühlte sich Wölfi sogar wie ein Popstar, denn einer seiner Fans wurde beim Anblick von Wölfi ohnmächtig. Der achtjährige Fan erholte sich aber wieder und kam schnell auf die Beine. Aber auch lustige Ereignisse durfte Wölfi schon erleben. So wurde der Hauptdarsteller einmal von einer Aushilfe begleitet und war so in das Gespräch vertieft, dass er fast seinen Einsatz um 14:36 Uhr verpasste. Er setzte sich schnell seinen Kopf auf, ohne diesen richtig festzumachen und ging auf das Spielfeld. Zum Glück merkte es niemand im Stadion, da der Kopf nicht herunterfiel. Beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt musste das Maskottchen sogar „operiert“ werden. Der eine Klettverschluss riss ab und wurde mit zwei Tackern behandelt. Das jüngste Erlebnis für Wölfi ist ein ganz anderes. Er sitzt in der Jury bei der Fan-Aktion „Deine Stimme für die Wölfe“ und castet die Sänger und Sängerinnen für den grün-weißen Chor. Da Wölfi nicht sprechen kann, zeigt er seine Zustimmung oder Ablehnung per Handzeichen.

Ingo Bartels
Beim VfL-Song-Contest unterstützte Wölfi die Sänger und hatte viel Spaß.

Das Team hinter Wölfi

Hinter jedem Maskottchen steht natürlich auch ein Team. Im Fall des VfL Wolfsburg zählt dazu der VfL-Club, der zur B2C-Abteilung zählt und drei Festangestellte sowie eine Teilzeitkraft beschäftigt. Der Teamleiter überwacht alle Clubs gleichermaßen. Den Wölfe-Club und Wölfe-Club 55+ betreuen eine Kollegin plus die Teilzeitkraft und den WölfiClub betreut Ines Buerkeseit 2015. Auf die Frage nach der größten Herausforderung im Umgang mit Wölfi, sagt sie abschließend: „Wölfi darf (fast) alles außer Salto“.