#Socialdistancing und Maskenpflicht: Herrn Eulenspiegel begrüße ich selbstverständlich mit Mund-Nasen-Schutz Jan

#vorderHaustür:
Auf den Spuren Eulenspiegels in Schöppenstedt

Ein sonniger Sonntag Vormittag im Mai inmitten der Corona-Krise, alle zeitORTE-Attraktionen haben noch geschlossen. Was also tun? Ich entscheide mich trotzdem für etwas Kultur und Geschichte und mache mich auf, um "Schöppenstedt als Buch" zu erkunden: Hier werden mehr als 50 Historien des Schalksnarren Till Eulenspiegel an verschiedenen Stationen direkt #vorderHaustür erzählt.

Eine ganze Stadt als Buch? Das gibt es nur in Schöppenstedt und den Dörfern rund herum, wo mehr als 50 Kapitel des 500-jährigen Eulenspiegel-Buches in einer Freilichtausstellung nachgebaut worden sind. Auf Info-Tafeln werden die Geschichten in Kurzform nacherzählt. Die erste Tafel, die ich finde, steht direkt am Schloss Schliestedt - quasi fast direkt vor meiner Haustür. Hier wird die Historie von Eulenspiegel als "Anhalter" erzählt. Im Zuge der Maskenpflicht machen wir ein gemeinsames Foto und ich spaziere - ganz im Sinne von "Abstand halten!" alleine zu Fuß weiter Richtung Stadt.

Die 11. Historie: Wie Eulenspiegel ein gebratenes Huhn zum Verschwinden brachte. Findet sich im Ortsteil Schliestedt. Jan
Die 11. Historie: Wie Eulenspiegel ein gebratenes Huhn zum Verschwinden brachte. Findet sich im Ortsteil Schliestedt.

Eine weitere Station noch in Schliestedt ist die 11. Historie. Hier wird beschrieben, wie Eulenspiegel ein gebratenes Huhn verschwinden ließ. Es wird berichtet, wie Eulenspiegel vom Pfarrer in Büddenstedt als Knecht angestellt wurde und es genauso gut haben sollte, wie der Pfarrer und seine Köchin - die auf einem Auge blind war. Die Köchin briet zwei Hühner, konnte aber als sie zurück in die Küche kam, nur noch eines sehen. Eulenspiegel sprach: "Öffne dein zweites Auge, dann siehst du auch das zweite Huhn." Mit Klick auf das Bild könnt ihr die ganze Historie lesen.

Zum Glück habe ich gut gefrühstückt und mein Spaziergang zur nächsten Geschichte kann weitergehen.

Schöppenstedter Marktplatz mit mehreren Stationen

Nun bin ich doch eine ganze Weile von zu Hause aus gelaufen und erreiche den Schöppenstedter Marktplatz. Dieser wurde frisch umgestaltet und die Altenau wurde freigelegt. Eigentlich sollte der Platz mit einem Stadtfest eröffnet werden - aber durch die Corona-Pandemie wurde auch diese Veranstaltung abgesagt. Trotzdem kann man sich an dem neuen Platz erfreuen. Auf dem Markt finden wir vier verschiedene Historien.

Interesse an Schuhen

Das wohl eingängiste Bild in Zusammenhang mit Till Eulenspiegel sind die "linken Schuhe". Eine Skulptur an der Rathausfassade nimmt diese 4. Historie auf. Mit über 100 linken Schuhen an einer Schnur tanzte Eulenspiegel auf einem Seil - wohlwissend, dass die Zuschauer bald selber ein Schauspiel aufführen würden.

Während seines Seiltanzes schnitt er die Schnur mit den Schuhen durch, 100 linke Schuhe purzelten auf die Erde. Die Zuschauer stürzten sich auf den Haufen, um ihren eigenen Schuh wiederzufinden. Eulenspiegel lachte wohl am meisten.

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Eulenspiegel = Shopping-King

Gegenüber das Marktplatzes an der Fassade des kleinen Supermarktes finde ich die 36. und 60. Historie, die davon handeln, wie Eulenspiegel einkaufen zu pflegte: In Quedlinburg erkundigte er sich bei einer nach dem Preis für einen Korb Hühner und einem Hahn. Als die Bäuerin ihr Geld verlangt, sagte er, er sei der Schreiber der Äbtissin, die gewiss zahlen würde. Die Bäuerin blib skeptisch, also ließ ihr Eulenspiegel den Hahn als Pfand für den Korb und Geld zurück...

In Erfurt wurde unser Till von einem Metzger angesprochen. Er fragte den Metzger, was er mitnehmen solle. Der Metzger antwortete: "Einen Braten!" Eulenspiegel nahm den Braten und ging. Der Metzger lief hinter ihm her und wollte Geld. Eulenspiegel sprach: "Von Geld war nicht die Rede, nur davon, etwas mitzunehmen." Die anderen Metzger in den Fleischbänken bestätigten Eulenspiegel und der Metzger hatte das Nachsehen...

Das Video zeigt die Station, die im Vorbeigehen bei Szenen veranschaulicht. Apropos vorbeigehen: Erstaunlich, wie weit Eulenspiegel doch in seinem Leben gereist ist.

Wie Eulenspiegel einkaufen zu pflegte

Die 36. und die 60. Historie sind in einer Installation an einem kleinen Supermarkt in der Schöppenstedter Innenstadt beschrieben.

Die nächsten Stationen liegen am Ende der Stobenstraße "stadtauswärts". Kurz vor dem erreichen des Bismarckplatz stelle ich fest, dass es Zeit für das Mittagessen ist. Mein Blick fällt auf das Restaurant Katané auf der anderen Straßenseite. Ich bestelle mir telefonisch Essen zum Abholen und gehe weiter, um mir die beiden letzten Historien für heute anzuschauen.

Wie Eulenspiegel seine Arbeiten signierte

Die 40. Historie auf dem Bismarckplatz erzählt davon, dass Eulenspiegel seine Arbeiten signierte, indem er eine Eule und einen Spiegel mit Kreide malte und "Hic fuit" darüber schrieb. Dies tat er auch bei einem Schmied, der Eulenspiegel auftrug, früh aufzustehen und eines nach dem anderen zu schmieden. Eulenspiegel machte also Feuer und schmiedete alle Werkzeuge zusammen. Dann ging er und verließ den Schmied. Am Morgen fand der Schmied sein ganzes Werkzeug zerstört und über die Tür die beschriebene merkwürdige Zeichnung. Der Pfarrer klärte den Schmied auf, das Eulenspiegel dort gewesen sei.

Ich finde, dass sich in dieser Historie wieder zeigt, das Eulenspiegel zwar zu Späßen aufgelegt war, dabei aber auch ziemlich böse gewesen ist.

Auf dem Bismarckplatz wird außerdem die 26. Historie erzählt: Warum kaufte Eulenspiegel eine Wagenladung Erde ab? Diese verrate ich aber nicht. Schaut doch einfach mal selber vorebi und taucht ein in die Welt Eulenspiegels.

Spiegel und Eule: Mit einer Zeichnung von beidem signierte Eulenspiegel seine Arbeit und Streiche.
Mehr zum Till Eulenspiegel-Museum
Hier entdecken

Ich bin begeistert, was ich heute über Till Eulenspiegel erfahren habe - viele der Geschichten hatte ich aus Kindertagen nicht mehr im Kopf. Zum Abschluss laufe ich ins Restaurant und hole mein Essen: Es gibt Casarecce alle Norma - die ich dann auf einer Barkbank genieße.

Bleibt mir nur zu sinnieren, wie Till Eulenspiegel wohl mit der derzeitigen Situation und dem Abstandhalten umgegangen wäre? Ich denke, er hätte einfach auch das BEste aus der Situation gemacht.

Familiengeeignet als kleiner Ausflug vom Lockdown

Wer in der Nähe wohnt und mit seiner Familie eine kleine Wanderung unternehmen möchte, dem kann ich die liebevoll gestalteten Historien in und um Schöppenstedt nur empfehlen. Im Grunde gibt es hinter jeder Ecke eine neue Geschichte zu sehen.

Als Abschluss besucht dann gerne das Till Eulenspiegel-Museum, sobald es wieder öffnen darf. Was Euch dort erwartet, hat uns Frau Eulenspiegel (Museumsleiterin Charlotte Papendorf :-) ) Ende 2018 erzählt. Unsere Bloggerin Beate war vor Ort und hat sich die neu konzipierte Dauerausstellung angeschaut. Der Beitrag findet sich hier in unserem Archiv.

Zu guter Letzt: Haltet Euch weiterhin an die geltenden Abstands- und Verhaltensregeln - gemeinsam schaffen wir das. Bleibt gesund!

Dieser Beitrag wurde für den Blog der zeitORTE verfasst von Jan-Christoph Ahrens.