• Arbeit & Bildung
  • Studium
  • Die KI StudyBuddy als Lernpartner
Projektmitglieder und Mitglieder der Fokusgruppe StudyBuddy stehend und sitzend. Beate Ziehres

Eine KI als Lernpartner: Der „StudyBuddy“

In einer Welt, die von einem rasanten technologischen Wandel geprägt ist, stehen Bildungseinrichtungen vor großen Herausforderungen. Nicht nur die Lerninhalte müssen Schritt halten, auch der Lernprozess selbst kann weiter optimiert werden – etwa durch künstliche Intelligenz.

Das Verbundprojekt „StudyBuddy“ hat sich diesen Herausforderungen angenommen. Die Technische Universität (TU) Braunschweig, die Oskar Kämmer Schule (OKS), die Constructor University Bremen sowie die AKAD University entwickeln und erforschen gemeinsam den Einsatz virtueller Lernbegleiter. Das Bundesinstitut für Berufsbildung fördert das Verbundprojekt.

Lernen soll Spaß machen

Im Zuge meiner Recherche treffe ich zunächst den Projektkoordinator Bijan Khosrawi-Rad. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der TU Braunschweig hat einen Masterabschluss in Wirtschaftsinformatik und forscht mit Fokus auf das Thema digitales Lehren und Lernen. Im Projekt StudyBuddy vertritt Bijan Khosrawi-Rad die Aufgaben der Zentralstelle für Weiterbildung (ZfW) der TU Braunschweig.

Die ZfW ist Anlaufstelle für vielfältige Weiterbildungsangebote und befördert den wissenschaftlichen Austausch und den Wissenstransfer. „Ich freue mich, gemeinsam mit unseren Projektpartnern einen innovativen Ansatz zu schaffen, um Lernende in ihrem Weiterbildungsprozess zu unterstützen“, so Bijan Khosrawi-Rad. Ihm gefällt die Idee, digitale Technologien zu nutzen, um Menschen das individuelle Lernen zu erleichtern. „Ich finde, Lernen soll Spaß machen“, sagt er. Bijan Khosrawi-Rad forscht zudem im Bereich spielbasierter Lernanwendungen und bringt seine Expertise in diesem Bereich in das Projekt ein.

StudyBuddy-Projektkoordinator Bijan Khosrawi-Rad. Bijan Khosrawi-Ras
Projektkoordinator Bijan Khosrawi-Rad.

Ein Freund, ein guter (Lern-) Freund...

Der StudyBuddy ist dahingehend entwickelt, Lernende in ihrem Zeitmanagement zu unterstützen und zum Lernen zu motivieren.  So soll langfristig der Lernerfolg erhöht und die Abbruchquote in Weiterbildungsmaßnahmen gesenkt werden.

Der StudyBuddy wird dabei auf die unterschiedlichen Bedürfnisse zugeschnitten. Etwa die der AKAD als private Fernuniversität, der TU Braunschweig als staatliche Universität sowie der OKS als Anbieter von Weiterbildungs- und Qualifizierungslehrgängen.

Ute Mattfeld ist Bereichsleiterin der OKS-Akademie und Projektverantwortliche für die OKS im StudyBuddy Projekt. In der berufsbegleitenden Weiterbildung in Braunschweig treffe ich Ute Mattfeld sowie Projektmitglieder und Teilnehmende, die an der Entwicklung des Learning Companions beteiligt sind. Die OKS-Akademie bietet in ihrer berufsbegleitenden Weiterbildung Aufstiegsqualifizierungen mit IHK-Fachwirt-Abschlüssen.

Projektmitglieder und Mitglieder der Fokusgruppe StudyBuddy stehend und sitzend. Beate Ziehres
Projektmitglieder und Mitglieder der Fokusgruppe: Stehend von links: Andrea Roß-Fricke, Ute Mattfeld, Stefan Höft, Dozent für Rechnungswesen, Investition und Finanzierung. Sitzend von links: Benjamin Hirsch, Doreen Kelterer, Martin Kindermann, Marc Nowak.

Im Rahmen des Projekts StudyBuddy entwickelten die Projektpartner Fragebögen und Interviewleitfäden, um die spezifischen Bedürfnisse der berufsbegleitend Lernenden zu erfassen. Die Fragen wurden Lernenden der OKS, der TU Braunschweig und der AKAD University vorgestellt. Eine „Fokusgruppe“ der OKS begleitete zudem die Entwicklung und Evaluation als Zielgruppe des StudyBuddys.

Diese Fokusgruppe besteht aus „Wirtschaftsfachwirtinnen und -wirten“. Die Mitglieder sind zwischen 24 und 44 Jahren alt und verfügen über eine kaufmännische Ausbildung und mehrjährige Berufserfahrung in Wirtschaftsbetrieben der Region. Sie starteten im September 2022 mit dem Kurs und schließen im Frühjahr 2024 mit der IHK-Prüfung ab.

Ein Avatar zum selbst gestalten

Von Lehrgangsbeginn an wurden die erwachsenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Entwicklung des StudyBuddy einbezogen. Sie beantworteten Fragen zu ihren individuellen Wünschen, Bedürfnissen und Vorlieben. So wollte man sichergehen, dass der StudyBuddy ihren Anforderungen gerecht wird. Ein Beispiel dafür war die Frage, wie die Erwachsenen zur Nutzung eines Avatars stehen. Die Antworten fielen grundsätzlich positiv aus. Aber: „Mir ist wichtig, dass ich den Avatar selbst gestalten kann“, hebt Marc Nowak, Mitglied der Fokusgruppe, hervor. Diese und andere Erkenntnisse wurden sorgfältig in den Prototyp integriert.

Die StudyBuddy Avatarauswahl Beate Ziehres
Jedem seine Figur: Die StudyBuddy Avatarauswahl

„Der StudyBuddy kennt den Lernenden. Er weiß, mit welchen Methoden er sich am besten Wissen aneignet“, sagt Ute Mattfeld. Die Anwendung basiert auf Künstlicher Intelligenz (KI) und ist darauf ausgerichtet, den individuellen Lernbedürfnissen der Lernenden gerecht zu werden. Die Unterstützung des StudyBuddys passt sich flexibel an die Gewohnheiten und Lebensumstände der berufstätigen Lernenden an. Doch nicht nur das: Die Entwicklung des Learning Companion zeigt auch, wie die rasante Weiterentwicklung von Anwendungen mit KI die Bildungswelt revolutioniert.

Der Einfluss von künstlicher Intelligenz auf die Bildung

Die Akzeptanz von Anwendungen, die auf KI basieren, hat gerade in der jüngsten Zeit stark zugenommen. Menschen sind inzwischen bereit, sich auf die Vorteile der KI zu verlassen - um ihren Alltag zu erleichtern und auch ihre Lernprozesse zu optimieren. Diese Akzeptanz ist der Motor für eine zügige Weiterentwicklung von KI-Anwendungen in Bildungseinrichtungen.

Die Fokusgruppe hat hier wichtige Arbeit geleistet. „Wir haben beispielsweise vorgeschlagen, ein Bewertungssystem zu integrieren. Das ist auch geschehen“, sagt Benjamin Hirsch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden zu regelmäßigen Tests eingeladen, um den Prototyp zu evaluieren und Feedback zu geben.

So wird gewährleistet, dass der StudyBuddy den Lernenden tatsächlich hilft. Das Projektteam trifft sich regelmäßig in von der Constructor University organisierten Workshops und arbeiten das Feedback ihrer Zielgruppe in die Entwicklung ein. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Team hilft, das Thema Lernen ganzheitlich zu betrachten.

Und so funktioniert der StudyBuddy

Ute Mattfeld erklärt, dass der StudyBuddy – ein Chatbot – beim Öffnen aktiv in einen Dialog mit den Lernenden tritt. Bezogen auf die jüngsten Ergebnisse versucht die Anwendung, die Lernenden individuell zum Lernen zu motivieren. Der StudyBuddy empfiehlt beispielsweise Lektüren, die geeignet sind, um Wissenslücken zu füllen. Oder er zeigt einen von der OKS erstellten Lehrfilm. Die Anwendung startet zudem Quiz-Aufgaben zum Vertiefen der Inhalte. „Eine entsprechende Quiz-Auswahl haben wir im Vorfeld erstellt“, erklärt Ute Mattfeld. 

Das Dialogfeld von StudyBuddy wirkt aufgeräumt, spielerisch und modern. Beate Ziehres
Das Dialogfeld von StudyBuddy wirkt aufgeräumt, spielerisch und modern.

Erklärvideo zum StudyBuddy

ChatGPT als wichtiger Bestandteil

Eine der spannendsten Entscheidungen des Entwicklungsteams war, ChatGPT entgegen der ursprünglichen Planungen doch in den Learning Companion zu integrieren. ChatGPT ist ein fortschrittliches KI-Modell und kann den Nutzerinnen und Nutzern helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Und genau darum geht es bei der Entwicklung des StudyBuddys. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Anwendung Lernenden hilft, mehr und effizienter zu lernen. Wenn jeder Lernende einen StudyBuddy bekommen würde, fände ich das toll“, denkt Benjamin Hirsch weiter.

Ute Mattfeld und Andrea Roß-Fricke, Leiterin Kommunikation und Marketing der OKS, planen genau in diese Richtung. Sie wünschen sich, dass das Engagement der Bildungseinrichtung Früchte trägt und den künftigen Schülerinnen und Schülern zu einem Lernvorteil verhilft. „Für uns als Bildungseinrichtung bedeutet das, das wir unsere Produkte noch bedürfnisgerechter und nutzerorientierter anbieten können,“ so Andrea Roß-Fricke. „Und selbstverständlich denken wir hier auch in die Richtung einer Nachnutzung des Lehr-Lern-Ökosystems“.

„Wenn jeder Lernende einen StudyBuddy bekommen würde, fände ich das toll.“

Benjamin Hirsch

Die Mitglieder der Fokusgruppe warten bereits voller Vorfreude auf die finale, auf Basis ihres Feedbacks, entwickelte Anwendung. „Ich freue mich darauf, dann eine fortgeschrittenere Version zu testen“, sagt Doreen Kelterer aus der Fokusgruppe.

Bijan Khosrawi-Rad während einer Präsentation des StudyBuddy-Projekts im Wolfsburger phaeno. Bijan Khosrawi-Rad
Bijan Khosrawi-Rad während einer Präsentation des StudyBuddy-Projekts im Wolfsburger phaeno.

Die Zusammenarbeit zwischen den Projektpartnern zeigt, wie Bildungseinrichtungen von KI-Anwendungen profitieren können. Der StudyBuddy ist ein Beispiel dafür, wie KI nicht nur den Lernprozess persönlicher gestalten, sondern auch die Bildungslandschaft insgesamt revolutionieren könnte.

Ich für meinen Teil bin gespannt, wie immer leistungsfähigere KI-Technologien die Art und Weise, wie wir lernen und wie gelehrt wird, weiterhin verändern. Das Projekt StudyBuddy beweist, dass die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Bildungseinrichtungen sowie Nutzerinnen und Nutzern der Schlüssel zur erfolgreichen Entwicklung von Bildungs-Apps der Zukunft ist.