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Ansturm erwünscht
Die Burg Warberg am Nordosthang des Elms

Die Natur bekommt wieder Farbe. Genau die richtige Zeit für meine Streifzüge durch die Region. Und die

Burg Warberg im Landkreis Helmstedt bietet viele abwechslungsreiche Veranstaltungen an. Also besuche

ich heute den Frühjahrsmarkt auf der Burg.

Weithin sichtbar ragt der Bergfried ins Umland. Ganz klassisch hat diese militärische Festungsanlage einst

ihre Macht demonstriert. Kein feindlicher Ritter sollte es wagen, die Burg zu erstürmen. Zum Glück ist das

heute nicht mehr der Fall. Mit ihren weit geöffneten Burgtoren erwartet die mittelalterliche Burg heute

geradezu einen Besucheransturm.

Buntes Markttreiben

Der helle freundliche Innenhof ist gefüllt mit den Waren der Direktvermarkter. Ein Großteil der Händler bietet Dekorationsmaterial rund um den Frühling an. Ich starte meinen Rundgang über das Marktgeschehen und betrachte interessiert das ausgefallene Sortiment. Ein Stand mit Töpfersachen zieht mich magisch an. Die Skulpturen der tanzenden korpulenten Damen zaubern mir ein Lächeln auf die Lippen. Eine dieser Damen, versteckt zwischen Blumenstauden, wäre bestimmt sehr dekorativ und eine kleine Holzplastik von dem danebenstehenden Stand würde das Bild gewiss abrunden. Passende Blumenstauden kann der Besucher ebenfalls gleich einen Stand weiter erwerben. Ich schlendere über den gefüllten Hof. Das bunte Warensortiment animiert mich zum Flanieren. An jedem Stand verweile ich, um mir alles genau anzuschauen. Nur in der Mitte des Burghofes ist es ruhig. Ein kleines hübsches Karussell lässt mich stutzen. Es steht ganz still. Ob es noch funktioniert? Oder ist es nur Dekoration?

Zeitreise inbegriffen

Damit kein Besucher bei diesen Markttreiben darben muss, gibt es auch Stände für das leibliche Wohl. Ein Teil der Verpflegung organisiert das Burghotel. Das Burgteam wirkt auf mich wie eine eingespielte Mannschaft. Ganz so, wie man es auf einer einstigen militärischen Festungsanlage erwarten darf. Neben dem Frühjahrsmarkt wird eine Hochzeitsgesellschaft auf der Oberburg versorgt. Das Burghotel bietet Brautpaaren ein Rundum-Sorglos-Paket. Aber nicht nur Hochzeitsgesellschaften werden auf der Burg verwöhnt, auch der Rucksacktourist kann sich hier eine Auszeit gönnen. Dinieren kann er dann in gemütlichen Speisezimmern, mit anschließendem Lustwandeln im Renaissancegarten. Oder er speist an der mittelalterlichen Tafel der Edlen zu Warberg mit „Wein, Weib und Gesang“. Vom Burgteam wird mir ein Blick in die „mittelalterliche Herberge“ gewährt, hierbei offenbaren sich Gästezimmer mit historischem Flair. Wohlfühl-Atmosphäre pur. Die Zimmer sind mit allem ausgestattet, was das Herz begehrt. Auf Stroh muss sich hier kein Gast betten.

 

Vom Knappen zum Ritter

Der private Schulverein „Reichslandhandelsschule“ erwarb 1938 die Burganlage, um sie als Schulungsstätte für Landhändler zu nutzen. Aber in den Wirren jener Zeit, hatten die damaligen Vereinsmitglieder erst einmal andere Sorgen. 1955 konnte der Schulverein die Schulungstätigkeit in den historischen Räumlichkeiten als neu gegründete private Bundeslehranstalt Burg Warberg e.V. endlich aufnehmen. Neben der Agrarhandelsschule betreibt der Verein auch das Burghotel, das ursprünglich für die Unterbringung der Lehrgangsteilnehmer gedacht war. Die Bundeslehranstalt ist heute eine feste Größe als Aus- und Weiterbildungsstätte für den Agrarhandel. Hier wird ein Kaufmann oder eine Kauffrau zum spezialisierten Agrarhändler. Dieser muss die aktuellen Bedürfnisse der Landwirte kennen, um erfolgreich mit ihnen handeln zu können. Auf der Burg Warberg bekommen Seminarteilnehmer die Möglichkeit, sich detailliertes Wissen anzueignen. Zusätzlich erlaubt der angrenzende 100 Hektar große Gutshof dem sich weiterbildenden Händler, selbst einmal Landwirt zu sein.

Alles dabei für Groß und Klein

Mittlerweile buchen auch branchenfremde Dozenten die historischen Räumlichkeiten, um ihre Kenntnisse an Interessierte weiterzugeben. Und das ist ganz im Sinne der „Burgherren“. Die Idee, die Burg neben der Agrarhandelsschule zu einem offenen Veranstaltungsort zu etablieren, wurde mit der Gründung des Freundeskreis der Burg Warberg e.V. Realität. Zuerst wollte der Freundeskreis jedoch den historischen Kern, die Oberburg, restaurieren. Nachdem diese Arbeiten 2004 abgeschlossen waren, galt es, die erhaltene Burganlage wieder mit Leben zu füllen. Mithilfe des ehrenamtlichen Engagements der Freundeskreismitglieder sind die vielen Veranstaltungen Jahr für Jahr erst machbar. Aber auch die Bundeslehranstalt mit dem Burghotel sowie etliche Sponsoren helfen dem Freundeskreis bei ihrem Vorhaben. Ein Veranstaltungsklassiker ist der Jazz-Brunch am Muttertag mit der Red Onion Jazz-Company aus Braunschweig. Oder der SOS-Tag im Juni, an dem verschiedene Hilfeorganisationen zeigen, was sie können. Veranstaltungen, wie gemacht für die ganze Familie.

 

Immer in Bewegung

Mein Rundgang über den Frühjahrsmarkt der Burg Warberg ist zu Ende. Das dargebotene Warensortiment zeigt mir, dass es den Direktvermarktern aus der Region an kreativen Ideen nicht mangelt. Noch einmal zieht das kleine hübsche Karussell meine Aufmerksamkeit auf sich. Es steht immer noch still in der Mitte des Burghofes. Ich frage mich jetzt ernsthaft, ob es wirklich Dekoration ist und betrachte es eine Weile versonnen. Indes fängt das Karussell sich ganz langsam an zu drehen. Fröhliche Kinder kommen nach und nach von überall her, setzen sich erwartungsvoll auf einen Platz. Geschwind dreht das gut gefüllte Karussell nun seine Runden. Für die kleinen Besucher der Burg wird es schnell zum Highlight. Wie die Burg selbst, sinniere ich. Auch die Burg Warberg ist in Bewegung und somit ein einmaliges Highlight für die Region.

Mireille Müller
Die offenen Burgtore heißen Besucher willkommen.