Gelbe Blumen im Vordergrund, dahinter Parkgelände. Martina Zingler

Sonne, Luft, Bewegungsdrang
- Spaziergänge in Salzgitter

An einem späten Dienstagnachmittag steht die Sonne schon sehr tief, und die Schatten der alten Bäume im Greifpark in Salzgitter-Bad sind lang. Es ist ruhig. Ein paar Familien sind zu sehen, radfahrende Kinder, hin und wieder ein Jogger oder ein einzelner Spaziergänger. Ich habe erkundet, welche Ziele und Wege zu dieser Jahreszeit besonders gut tun.

Der Kurpark am Greif ist zwar kein Park für Spiel und Spaß, aber in diesen Zeiten sind viele junge Leute und Familien unterwegs, die hier die guten Wege, die vielen Ruhebänke oder den kleinen Teich mit seiner Entenfamilie besuchen. Auf zahlreichen Schautafeln wird die Geschichte des Parks erzählt, den der Landschaftsgärtner Reinhard Martin Stoot hier einst rund um den Märchenpfad angelegt hat. Ein wenig Heimatgeschichte, ein wenig Erholung, die Bepflanzung ist eine Mischung aus exotischen und heimischen Baumarten, die meisten davon schon recht alt und knorrig. Der Greifpark ist ein schönes Ausflugsziel für einen Sonntagnachmittag oder den Feierabend. Und er ist ein optimaler Ausgangspunkt für längere Spaziergänge und Wanderungen.

Gelbe Blumen im Vordergrund, dahinter Parkgelände. Martina Zingler
Abwechslungsreich: der Greifpark in Salzgitter-Bad.

Rund um den Golfplatz

Mich zieht es an diesem Tag noch weiter. Beim „Gletscher“, James Reinekings „Glacier“-Stahlskulptur am Parkeingang, quere ich die Bismarckstraße, um dem schönen Birkenweg zu folgen, der im Park seinen Anfang nimmt und von hier Richtung Osten führt. Auch dieser Weg ist leicht zu gehen, das Licht fällt in gebrochenen Strahlen durch die zarten Birkenstämme und Zweige auf den Weg. Der Birkenweg ist beliebt bei Joggern, so auch heute. Einige der Läufer sehen eher untypisch aus, haben wohl die Sportart jetzt erst neu für sich entdecken müssen. Auch Hundebesitzer sind hier gerne unterwegs. Mops Wilma stromert durchs Unterholz, während Frauchen die Kinderkarre schiebt und hin und wieder nach ihrem Hund ruft.

Der Weg führt auf einer Länge von etwa einem Kilometer bis zur Friedrich-Ebert-Straße und zum Sportplatz des SV Union. Wer gut zu Fuß ist, kann rechts auf den Wanderweg Richtung Liebenburg abbiegen und zum Beispiel eine Runde um den Golfplatz drehen. Dazu müssen wir uns an der kleinen Schutzhütte in der Senke nach links wenden. Kaum an den Fischteichen vorbei, tauchen wir bald in einen schönen Mischwald ein, kommen an einem kleinen Steinbruch vorbei und biegen erneut links ab, um wieder Richtung Golfplatz zu gelangen. Ein kurzer, aber steiler Anstieg führt uns auf der anderen Seite des Golfplatzes hoch zum Mahner Berg mit seiner Reitanlage und seinen schönen Ausblicken über das Stadtgebiet von Salzgitter-Bad und auf der anderen Seite Richtung Groß Mahner. Rund um den Golfplatz treffen wir wie im Greifpark auf einige der großen Stahlskulpturen des Skulpturenwegs, der Teil der „Europäischen Straße des Friedens“ von Paris nach Moskau ist.

Abstecher nach Liebenburg

Vom Mahner Berg geht es wieder zurück, entweder auf der Straße durch die Wohnanlagen oder am Golfplatz herunter, Richtung Sportplatz. Wer Lust auf eine größere Tour hat, kann von hier aus auch bis Liebenburg und zum Liebenburger Schloss laufen, heute übrigens Wohn- und Wirkungsstätte des international bekannten Malers und Grafikers Gerd Winner, oder in südlicher Richtung tiefer in den Liebenburger Forst eintauchen. Zahlreiche Wanderwege, etwa der Terrainkurweg, sind ausgeschildert.

Zu Land, zu Wasser oder auf dem Rad
Freizeitvergnügen In und um Salzgitter

Geheimtipp: Spaziergang an der Innerste

Einer meiner Lieblingswege in Salzgitter führt ein Stück weit den Innerste-Radweg entlang. Meistens starte ich an der Franzosenbrücke zwischen Salzgitter-Hohenrode und Salzgitter-Ringelheim. Von dort aus führt ein idyllischer Pfad durch den Wald und an Feldern entlang, die Innerste immer irgendwo in Sichtweite. Bis zum Ringelheimer Schloss sind es etwa 2,5 Kilometer. Das ist zwar ein guter Fußmarsch, aber zu schaffen – auch wenn man, wie ich heute, erst nach Feierabend startet und das Schloss noch in den letzten Sonnenstrahlen erreichen möchte.

Es ist ein geruhsamer Weg, nur an ein paar Stellen ist es steil, der Boden von Wurzeln durchzogen. In den Senken stellen ein paar Kinder die Geländetauglichkeit ihrer Fahrräder auf die Probe. Beliebt ist die Strecke vor allem bei Hundebesitzern. Man begegnet sich freundlich, begrüßt sich und wechselt auch mal ein paar Worte.

Die Innerste in Salzgitter: Eine Sitzbank aus Holz, dahinter schlängelt sich der Fluss im Sonnenschein. Martina Zingler
Idyllische Plätze an der Innerste laden zum Verweilen ein.

Heimat seltener Vogelarten

Die Innerste taucht immer wieder zwischen den Bäumen auf. Eisvogel und Graureiher sind hier zuhause. An einigen Stellen gibt es zugängliche und lauschige Uferbereiche, die zum kurzen Verweilen einladen. Beeindruckend sind vor allem die alten Kiefern und vom Windbruch geplagten Weiden, die hier vorherrschen.

Der Schlosspark ist nicht weniger eindrucksvoll, auch hier ist der Zustand eher ‚naturbelassen’, wobei allerdings einige vom Windbruch schwer getroffene alte Baumriesen sorgfältig gefällt und zerlegt wurden. Ich gehe an den zahlreichen Teichen vorbei bis zum Ringelheimer Schloss, das mich immer wieder durch seinen inzwischen leicht morbiden Charme fasziniert. Der Weg und das Gelände rund ums Schloss haben etwas Mystisches an sich, das die Fantasie anregt.

Ein zusätzlicher Abstecher durch den Ort Ringelheim lohnt sich, denn es gibt einige historische Bauten zu entdecken, wie den barocken Taubenturm, den liebevoll restaurierten Korngang oder auch das Mausoleum derer von der Decken, das heute als Ausstellungsraum dient.  

Beeindruckende Erlebnisse
Die Region: Auf du und du mit der Natur

Abenteuerland rund um Burg Lichtenberg

Es ist viel los an der Burgruine hoch über Salzgitter-Lichtenberg an diesem Freitagnachmittag. Auf dem Parkplatz unterhalb der Burg Lichtenberg stehen ein paar Polizeifahrzeuge. Die Polizisten machen sich gerade zur Abfahrt bereit. Ich frage mich, ob sie hier nach dem Rechten gesehen haben oder nur eine Pause machen wollten. Mir scheint alles friedlich hier oben. Das Publikum ist gemischt: Eltern halten die Kameras bereit, während die Kleinen im hügeligen Gelände herumkraxeln, zwei junge Männer starten ihre Joggingtour und mehrere Pärchen ernten das frische Grün des gerade in Saft und Kraft stehenden Bärlauchs.

Die Burgruine und die umliegenden Wälder sind ein abwechslungsreiches Ausflugsziel im Stadtgebiet von Salzgitter. Die Ruine selbst ist nicht nur für historisch Interessierte empfehlenswert, mit ein wenig Phantasie verspricht ihre Erkundung auch für Kinder ein kleines Abenteuer zu werden. Kein Wunder also, dass mir heute auffallend viele Väter mit ihrem Nachwuchs begegnen. Ein Vater erscheint mir besonders einfallsreich, als er seiner Tochter einen Waldweg mit vielen umgestürzten Bäumen schmackhaft machen will. „Warum sollen wir da langgehen?“ fragt die Kleine. „Weil es ein Abenteuerweg ist“, meint der Vater und klingt dabei, als wäre es für ihn selbst das größere Abenteuer. Einer älteren Frau, die offenbar mit ihrem Enkel unterwegs ist, gelingt es hingegen weniger, diesen für das Schaffen des Mathematikers und Geodäten Gauß zu begeistern, der hier oben einen Vermessungspfeiler errichten ließ. Auch den Ausblick von der Salzgitter-Kanzel findet er nur mäßig spannend.

Ein Waldweg bei Salzgitter-Lichtenberg. Vater und Kind wandern in einiger Entfernung. Martina Zingler
Wege für jeden Geschmack rund um die Burg Lichtenberg.

Geopfad für Entdecker

Vielleicht hätte der Junge es interessanter gefunden, die Fossilien entlang des Geopfades zu erkunden. Der etwa acht Kilometer lange Rundweg nimmt hier seinen Ausgang. Die Ausschilderung ist nicht optimal, daher lohnt sich vorher ein Blick auf die Karte, um sich grob zu orientieren. Entlang des Weges gibt es zum Beispiel einen Steinbruch zu erkunden. In den Sedimenten aus der Muschelkalkzeit sind nach mehr als 200 Millionen Jahren noch versteinerte Reste von Seelilien, Ammoniten und Muscheln zu erkennen.

Ich entscheide mich an diesem Tag für eine andere Runde, gehe über den Kamm Richtung Gaußstein. Ein schöner Weg, sehr ruhig, allerdings ist an manchen Stellen Trittsicherheit gefragt. Auch hier an den Wegesrändern immer wieder Kalkstein mit eingeschlossenen Muscheln, bröselig, scharfkantig, aber für Entdecker und Neugierige eine Fundgrube.

Passionierte Wanderer können von hier aus auch auf den Höhenweg zwischen Salzgitter-Bad und Wartjenstedt einsteigen. Bis Bad läuft man zwölf Kilometer, bis Salzgitter-Gebhardshagen nur 5,5 Kilometer durch wunderschönen Buchenwald. Einen Ausflug wert ist sicherlich auch der oberhalb von Gebhardshagen in den Wäldern gelegene Reihersee. Es führt ein Rundweg um den See, allerdings ist dieser an einigen Stellen recht matschig und nicht so leicht begehbar.

Freier Blick über das Innerstetal

Strahlender Sonnenschein am Sonntag. Da möchte ich mich nicht in schattigen Wäldern und tiefliegenden Senken warmlaufen müssen, sondern einen weiten Blick und viel Licht genießen. Vom Schäferstuhl in Salzgitter-Bad aus gelangt man durch ein kleines Waldstück in südlicher Richtung hinunter auf einen schönen Spazierweg, der parallel zur B6 Richtung Goslar am Waldrand entlangführt. Am frühen Nachmittag gibt es hier Sonne satt. Auch hier ist das Publikum gemischt: Ein älteres Ehepaar mit Rucksäcken ist offenbar auf eine längere Wanderung eingestellt, Familien mit halbwüchsigen Kindern versuchen sich im gemeinsamen Sonntagsspaziergang, aber auch Pärchen und Einzelne, die auf Bewegung an der Luft aus sind, sind unterwegs. Ein paar kleinere Kinder üben mit den Eltern das Fahrradfahren.

Die Stimmung ist gelassen, fast fröhlich. Ein gut gelaunter Mit-Wanderer ist zu einem Schwätzchen aufgelegt, es wird über den herrlichen Blick über das Innerste-Tal Richtung Harz geschwärmt, ein „so lässt es sich aushalten“ zur Verabschiedung mit auf den Weg gegeben. Natürlich alles mit mehr als ausreichend Sicherheitsabstand. Das geht hier oben sehr gut.

Wer es noch etwas einsamer möchte, kann den Rückweg quer durch den Wald antreten. Einige mal breitere Wege, mal schmalere Pfade führen Richtung Schäferstuhl oder gar bis nach Liebenburg. Ich bleibe auf der Sonnenseite, gehe ein Stück durch die Felder, dann wieder auf den Weg am Waldrand. Es wird ruhiger hier am Nachmittag, nur die Vögel überbieten sich noch in ihren Sangeskünsten. Ein guter Ort, um zur Ruhe zu kommen.