Gruppenfoto auf dem Berg

Uphillfun in Goslar –
bergauf und bergab bei der E-Bike-Tour

 

Das erste schöne Wochenende des Jahres begrüßt mich mit Sonnenstrahlen und knackigen sieben Grad, als ich mich auf den Weg nach Goslar mache – für eine E-Bike-Tour !

Vorbereitung ist alles

Leichter Nebel hängt über den Feldern. In sanften Hügeln zieht sich das Harzvorland gen Horizont. Es ist noch nicht viel los auf der A395. Das ändert sich jedoch schlagartig, als ich den Stadtkern Goslars erreiche.

Direkt am Marktplatz in schönster Innenstadtlage steht das Hotel Schiefer. Die Sonne taucht die namensgebende prachtvolle Fassade in unterschiedliche Grautöne. Einige Touristengruppen sind bereits auf den Beinen. Mittlerweile ist die Temperatur auf 18 Grad angestiegen – perfekte Wetterbedingungen für die Uphillfun-Tour.
Mario, der Tour-Guide, hat bereits unsere heutigen Sportgeräte aufgereiht: E-Mountainbikes der Premiummarke Rotwild. Ich schwinge mich heute auf den elektrisch betriebenen Allrounder der Reihe R.X+ – ein bergauf wie bergab universell einsetzbares All-Mountainbike.

Mario begrüßt mich freundlich und bereitet weiter unsere E-Bike-Tour vor: dazu gehören Trillerpfeifen für die Fahrer, falls wir uns im Wald mal verlieren sollten. Bei der sonst üblichen Gruppengröße von acht bis zehn Personen ist das ein Muss. Heute sind wir allerdings in einer kleineren Gruppe unterwegs.
Vor dem Hotel treffe ich auch Alexander Scharf, Geschäftsführer des Hotel Schiefer. Er hat „Uphillfun“ ins Leben gerufen. Bei unserer Tour ist er ebenfalls mit von der Partie.

 

Hemmschwelle Uphill-Kilometer?

„Auf das Thema E-Mountainbike bin ich durch Zufall gekommen“, erklärt Alexander. Er führt neben dem Hotel noch weitere Gastronomien in Goslar. „Ich war auf der Suche nach einem regulären Mountainbike und habe dann einfach mal ein E-Mountainbike Probe gefahren. Dabei hatte ich dieses ,Huih-Gefühl‘, das ich sonst nur von der Rennstrecke mit dem Auto kenne.“ 2015 kaufte er sich dann sein erstes E-Mountainbike.

„Ich hab für mich erkannt, dass sowas hier in der Gegend – fernab des typischen Harzer Massentourismus – wirklich Potential hat.“ Die klassische Mountainbike-Ecke ist Goslar nicht: „Die treffen sich eher in Clausthal oder am Hahnenklee, dort ist richtig was los“, so Alexander. „Wir haben hier eine tolle Gegend direkt vor der Nase. Am Rammelsberg gibt es eine Hütte – super schöne Lage. Kein Mensch ist dort unterwegs. Da habe ich eine völlig neue, entschleunigte Lebensqualität entdeckt.“ Dieses Gefühl wollte er kommunizieren.

 

Auf ins „schöne Revier“

Aus Goslar muss man erst einmal einige Kilometer zurücklegen, bevor man das „schöne Revier“ erreicht. „Mit dem E-Antrieb ist das plötzlich gar kein Problem mehr. Ich bin in 40 Minuten in Clausthal, da gibt es tolle Trails. Und das Beste ist: Wir haben auch auf dem Weg dorthin schon Spaß; auch auf ebenerdigen Trails und sogar bergauf“, verdeutlicht Alexander die Vorteile des E-Mountainbikes. Diesen Vorteil wollte er auch den Erholungssuchenden Goslar-Besuchern nicht vorenthalten. Die Idee des E-Bike-Tourismus war geboren. „Dann hat Guido Kasten seinen Laden aufgemacht. Er hat einen E-Bike-Shop in Braunschweig und nach Goslar expandiert.“ Mit dem Wissen, dass Guido Kasten auch E-Bikes der Premiummarke Rotwild führt, ist Alexander zur Eröffnung gegangen.

 

Goslar im Rotwild-Fieber

Diese Marke hat Alexander für sich entdeckt. „Rotwild ist für mich der Porsche unter den E-Mountainbikes“, schmunzelt er. „Nicht wegen des Prestige, sondern wegen der Emotionen, die ich damit verbinde.“
Bei E-Bike Kasten, so der Name des Shops von Guido Kasten in Goslar, hatte Alexander dem Geschäftsführer dann seine Idee vom naturnahen Erleben präsentiert. „Schließlich wollen wir auch die nachfolgenden Generationen Reisender für unsere Stadt begeistern“, erklärt Alexander. Der Grundstein für Uphillfun war gelegt.

Das Angebot umfasst zwei Übernachtungen im Hotel, inklusive Frühstück. Auch besteht die Möglichkeit, nach den Touren von einem Physiotherapeuten betreut zu werden. Das Abendessen können die Gäste wahlweise ebenfalls im Schiefer genießen.
Und natürlich gehören die geführten Touren mit den Rotwild-Bikes zum Angebot dazu. Sogar das Personal des Hotel Schiefer fährt Rotwild, verrät Alexander: „Meine Mitarbeiter haben Bock auf das Thema, die Leidenschaft ist bei allen da.“

 

Vier Abstufungen des Antriebs

Kilometer 0: Nun geht es los. Nach einer kurzen Einführung zu den Bikes, einem Tauglichkeitscheck unserer Bekleidung (bei diesen Touren empfiehlt sich eine gepolsterte Radhose), Helm und Brille, dürfen wir endlich auf’s Rad steigen. Die erste Runde drehe ich um den historischen Marktbrunnen. Um ein Gefühl für das Rad und den E-Antrieb zu bekommen, stelle ich mein Bike auf Stufe eins von vier Antriebsstufen ein. Schon beim ersten Tritt in die Pedale merke ich die Kraft des mehr als 600 Watt starken Akkus – was mich bei Stufe vier erwartet, kann ich bis hierhin nur erahnen.

Kilometer 3: Unser Weg führt uns raus aus der Stadt. Die erste Bremsübung machen wir neben dem Goslarer Fußballplatz. Hier sollen wir uns mit der Stärke der Bremsen vertraut machen. Einige hundert Meter weiter, dieses Mal auf einem Feldweg, schaut Mario sich dann unser Bremskönnen an. „Es geht darum, dass die Reifen nicht blockieren“, erklärt er. Wenn das passiert, rutscht der Reifen auf dem Untergrund weg. Etwas, das einem bergab auf einem Trail besser nicht passieren sollte. „Außerdem wollen wir natürlich so wenig Spuren wie möglich im Wald hinterlassen.“

Nach den Übungen geht unsere E-Bike-Tour weiter Richtung Oker. Die kleine Ortschaft ist benannt nach dem Fluss, der in den Höhenlagen des Harzes entspringt. Auf diesem Abschnitt fahren wir unseren ersten Singletrail, ein schmaler Pfad, auf dem man nicht nebeneinander fahren kann. In unserem Fall handelt es sich zwar erst einmal um eine ebene Strecke, aber dadurch kann ich zum ersten Mal die Geschwindigkeit erahnen, die man auf einem E-Mountainbike erreichen kann.

 

Mit voller Leistung bergauf

Kilometer 5: In Oker nutzen wir zum ersten Mal die volle Leistung unserer Bikes. Mario fordert uns auf, den Antrieb auf Stufe vier zu stellen und einen niedrigen Gang einzulegen. Der Trail, den unser Guide uns ausgesucht hat, sieht steil aus – ich bezweifle, dass ich den Anstieg schaffe. „Augen zu und durch“, denke ich und trete in die Pedale. Der Motor zieht an und ich sause die Anhöhe hinauf. Der Wurzelteppich, der von unten unüberwindbar schien, macht sich in diesem Tempo nur durch leichtes Holpern bemerkbar. Mein Rotwild bringt mich den Anstieg hinauf als würde es bergab gehen. Nach nur 500 Metern ist der Trail viel zu schnell vorbei. Mit einem Grinsen im Gesicht begrüße ich die anderen – so kann es weitergehen!

Jetzt beginnt die eigentliche Bergfahrt. Wir fahren zum Kästehaus, einem Ausflugslokal über dem Okertal, das derzeit leider geschlossen ist. Entspannt ziehen wir auf einem breiten Weg an Wanderern vorbei und ich experimentiere mit den Antriebsstufen. Als ich komplett auf den Antrieb verzichte, merke ich die zusätzlichen Kilos, die der Akku mit sich bringt. Auch auf Stufe eins und zwei muss ich noch ordentlich treten und spüre das Brennen in meinen Beinen.

 

Rechtsfahrgebot, auch auf breiten Wegen

Kilometer 7: „Hier biegen wir mal links ab“, tönt es von Mario. „Aber hier ist doch gar kein Weg“, denke ich, da ist Mario schon zwischen den Bäumen verschwunden. Zweiter Gang, Antriebsstufe drei und hinterher. Der Trail, der vor uns liegt, besteht aus großen Steinen und Wurzeln. Ich staune nicht schlecht. „Niemals komme ich da drüber“, denke ich, während ich in die Pedale trete und auf Stufe vier hochschalte. Mein Rotwild ist da anderer Meinung.

Der Antrieb schiebt mich nach vorne und ich holpere Mario hinterher den Berg hinauf. Zügig muss ich mir den idealen Weg suchen; zwischen Steinen hindurch, über Wurzeln. „Rechts halten“, ruft Mario von vorn – „rechts halten“, gebe ich das Kommando an meine Hintermänner weiter, so wie Mario uns zu Beginn instruiert hat – da fegt auch schon der erste Mountainbiker in hohem Tempo von vorne an uns vorbei. Mir wird klar, dass die Trails, die wir bergauf fahren, von anderen Bikern zum Downhill-Biken genutzt werden.

 

Vorausschauend mit Körperspannung

Am Ende unseres Uphill-Trails angekommen wartet Mario bereits, ich bin ganz außer Atem. „Es ist wichtig, dass wir immer rechts fahren. Wir müssen jederzeit damit rechnen, dass uns jemand entgegenkommt – auch auf den breiten Wegen“, erklärt er unserer nach und nach eintrudelnden Gruppe. Nachdem Mario sichergestellt hat, dass alle heil den Berg rauf hinaufgekommen sind, trete ich wieder in die Pedale. Sofort zieht mein Bike an – ich habe vergessen meinen Antrieb herunterzuschalten.

Auf den letzten Metern zum Kästehaus wird mir klar, wie viel Technik ich gerade auf dem kurzen Bergauf-Trail anwenden musste. Was ich sonst beim Bergabfahren nutze, musste ich nun auf den Anstieg übertragen: Nach vorne beugen und nicht nach hinten lehnen, trotzdem fest in den Armen und die Körperspannung nicht vergessen. Die Meter bergauf sind also nicht nur Spaß, sondern auch gutes Training für die späteren Meter abwärts.

 

Nach bergauf kommt bergab

Hinter dem geschlossenen Lokal gönnt Mario uns eine kurze Verschnaufpause, denn nun steht uns der erste Downhill-Trail bevor. Mario erklärt die Beschaffenheit des Trails: ein paar feste Steine und Wurzeln, nichts allzu Schwieriges. Außerdem empfiehlt er uns, den Antrieb auszuschalten, damit wir nicht aus Versehen Gas geben und zu schnell werden. Und Abstandhalten nicht vergessen. Das betont Mario immer wieder. Schließlich will man seinem Vordermann ja nicht auffahren wenn er bremst oder stürzt.

Ich bin aufgeregt; vor den Trails bergab habe ich immer noch gehörigen Respekt. Mario fährt vor, ich darf als nächstes. Sattelstütze runter und los geht’s. Hinter dem Sattel hängend taste ich mich langsam voran. Mir ist klar, dass ich das Rad eigentlich laufen lassen sollte – je schneller ich bin, desto weniger machen die Wurzeln und Steine etwas aus, doch es kostet mich viel Überwindung. Ich merke, dass ich für den nächsten Absatz zu langsam bin und halte an.

 

Reine Kopfsache

Mein Hintermann hat zum Glück genug Abstand gehalten – in weiser Voraussicht. Ich steige ab, lasse die anderen vorbei und schiebe den kurzen Rest des Weges. In einer Senke zwischen zwei Trails wartet die Gruppe auf mich. „Wer den Trail noch nicht fahren mag, kann auch den Wanderweg daneben nehmen. Hier wird niemand gezwungen etwas zu fahren, was er nicht möchte“, betont Mario. Aber ich will. Sonst lern ich es ja nicht und ich weiß: alles Kopfsache. „Dann wollen wir mal“, denke ich.

Ich gebe meinem Rad für den kleinen Anstieg die Sporen und bin, dank Stufe drei, in Nullkommanichts oben. Antrieb wieder ausstellen, jetzt lasse ich das Rad laufen. Ich nehme Geschwindigkeit auf und suche mir meinen Weg zwischen den kleineren und größeren Steinen und merke – es klappt. Durch das höhere Tempo können die Federungen und die 2,6 Zoll breiten Reifen besser arbeiten und ich meistere den Trail.

Kilometer 12: Wir haben unseren ersten Aussichtspunkt erreicht: die Feigenbaumklippen. Grinsend steige ich vom Rad und gönne mir einen Schluck aus der Wasserflasche. „Und?“, kommt es von Alexander, als wir die Aussicht genießen. „Der absolute Wahnsinn“, antworte ich, daraufhin nickt er zufrieden. Er hat schon einige Skeptiker mit einer Tour durch Goslars Umgebung bekehrt.

 

Dopamin pur

Jetzt sind wir angefixt. Unsere E-Bike-Tour geht weiter Richtung Café Goldberg. Bergab fahre ich zwar immer wieder mit angezogenen Bremsen, schnell bin ich trotzdem und Dopamin wird dabei auch nicht weniger ausgeschüttet. Doch damit nicht genug: Auch vor der Bergauf-Fahrt macht das Glücksgefühl nicht halt – dank Antriebsstufe vier können wir die Trails, die andere nur hinunterfahren, auch bergauf nehmen.

Immer wieder führt unser Guide uns über schmale Pfade, die ich als Ortsfremde niemals entdeckt hätte. Seit 22 Jahren fährt Mario schon im Harz Mountainbike. Als gebürtiger Bad Harzburger kennt er die Gegend wie seine Westentasche. Seit knapp sechs Jahren führt er Mountainbiker durch seine heimatlichen Gefilde.

Kilometer 20: Café Goldberg, hier machen wir Pause. Bei einem saftigen Stück Apfelkuchen und einer erfrischenden Apfelschorle genießen wir die Sonne. Direkt neben uns haben andere Mountainbiker ihre geliehenen Haibikes abgestellt. „Die bekommt man auch bei Guido“, verrät uns Alexander. Neben den E-Mountainbikes von Rotwild verleiht er Räder von Haibike, außerdem verkauft er Pedelecs, City-Räder und Trekking-Räder.

Gestärkt und gespannt

Gestärkt schwingen wir uns nun wieder in den Sattel. Mario führt uns Richtung Rammelsberg. Mal über schmale, ebenerdige Trails, mal über steile Anstiege, Gefälle mit Wurzeln und Steinen oder breite Schotterwege geht es langsam nach Goslar zurück. Ich merke, welche Fortschritte ich durch die Fahrten den Berg hinauf gemacht habe. Die Singletrails fahre ich nun viel sicherer, lasse das Rad laufen und traue mich sogar kleine Hopser über die Steine. Die Absätze, vor denen ich zu Beginn unserer E-Bike-Tour so großen Respekt hatte, sind nun kein Problem mehr.

 

Endspurt bei der E-Bike-Tour!

Auf unserem finalen Abschnitt machen wir noch einmal eine kurze Pause an der Steinberg Alm, von hier genießen wir die grandiose Aussicht auf Goslar. Die letzte Meter geben wir Gas, lassen die Räder auf der Wiese hinter der Alm ausrollen. Den E-Antrieb brauchen wir nun kaum noch. Noch ein Trail, dann sind wir auch schon wieder an der Stadtmauer Goslars angekommen.

Kilometer 37.5: Hotel Schiefer. Bei einer erfrischenden Apfelschorle genießen wir nach rund vier Stunden Action die warmen Strahlen der Frühlingssonne. Meinen Beinen, Armen und Schultern merke ich an, dass ich heute was getan habe. Die frische Luft hat mich angenehm ausgelaugt. Auf meiner Nase macht sich so langsam ein leichter Sonnenbrand breit (eincremen nicht vergessen!). Das breite Grinsen habe ich noch immer im Gesicht. Voller Vorfreude wird mir klar: morgen nochmal das Ganze.