Der Forsthof Grußendorf ist der größte Heidelbeer-Anbaubetrieb der Region. Dabei ist der Plantagenbesitzer über Umwege auf die kultivierte Beere gekommen. Was er am liebsten an ihr mag: Sie schmeckt so gut.
Heidelbeeren vom Forsthof Grussendorf
– eine Liebe, die niemals endet
Vor mehr als 40 Jahren hat sich Ernst Siemer auf einer Amerikareise verliebt: in die Heidelbeere. Der Durchschnitts-US-Bürger konsumiert dreimal mehr Heidelbeeren als der Deutsche. Die Amerikaner lieben Blue Berrys zu Muffins verarbeitet, aber auch in anderem süßen Gebäck kommen die blauen Beeren vor.
Zurück zu Hause in Grußendorf befasste sich Siemer, der damals eine Baumschule betrieb, mit der Heidelbeerkultur. Und stellte fest, dass die Böden der Ländereien, die er vor einiger Zeit erstanden hatte, geeignet sind für den Beerenanbau. „Die Heidelbeere benötigt Moorboden, also sauren Boden“, erklärt er. Ganz nebenbei machte der Landwirt eine Marktlücke aus: „Damals gab es in Deutschland nur zwei oder drei Betriebe, die Heidelbeeren anbauten“, erinnert er sich. Nach und nach legte Ernst Siemer Heidelbeerplantagen an – ein Unterfangen für Menschen mit Geduld. „Es dauert fünf bis sechs Jahre, bis nennenswerte Erträge kommen“, sagt er.
Anpflanzen, jäten und ernten in Handarbeit
Und schon sitze ich mit Familie Siemer samt Hund im Geländewagen, auf dem Weg zu den Heidelbeerfeldern. Mal wachsen links des Weges Tannenbäume und rechts Heidelbeeren, mal umgekehrt. Die Tannenbäume sind das zweite Standbein des Forsthofs Grußendorf.
Aus anfänglich knapp drei Hektar Heidelbeerplantagen sind im Laufe von mehr als 40 Jahren 42 Hektar geworden. Das sind rund 160.000 Büsche. Alle Pflanzen wurden von Hand gepflanzt, genauso wie alle Beeren von Hand geerntet werden. „In den Vereinigten Staaten gibt es Erntemaschinen, aber für den Frischemarkt kommt das maschinelle Abschütteln nicht infrage“, weiß Siemer.
Erstmals Termine für Selbstpflücker
Noch liegen die Heidelbeerplantagen still und verlassen. Wir sind – von den Mücken abgesehen – die einzigen Besucher zwischen den Büschen mit den ersten blauen Beeren. In diesem Bereich reift eine frühe Sorte. Durch geschickten Anbau unterschiedlicher Züchtungen und Sorten können Siemers von Anfang Juli bis Anfang September ernten. In dieser Zeit sind die Beeren unter anderem direkt auf dem Forsthof Grußendorf erhältlich. „Die Direktvermarktung und der regionale Verkauf sind sehr wichtig für uns. Deshalb wollen wir diese beiden Vertriebswege weiter ausbauen“, sagt Annette Siemer.
Neben der Direktvermarktung verkauft der Forsthof Grußendorf an eine Erzeugergenossenschaft, die unter anderem Supermarktketten beliefert. Auf diesem Weg kommen Heidelbeeren aus Gifhorn auch nach England, wo weltweit die meisten Heidelbeeren konsumiert werden.
Die blauen Höfe - Heidelbeeren aus Niedersachsen
Dass aus den Blaubeeren nicht nur Muffins und Kuchen gemacht werden können, beweist ein Blick in das hausgemachte Sortiment des Forsthofs Grußendorf: Heidelbeermarmelade, Heidelbeersaft, Heidelbeerwein und neuerdings sogar Heidelbeeressig sind im Angebot. Und: Sie schmecken sogar ohne alles sehr lecker – frisch vom Strauch in den Mund. An einigen Wochenenden in diesem Sommer dürfen sich alle Beerenfans davon überzeugen. Die Webseite des Forsthofs Grußendorf gibt Auskunft über die Termine zum Selbstpflücken.
Auf dem Rückweg von einer der elf Plantagen begegnen wir den Pflückern – die Ernte beginnt. „Wir lieben die Heidelbeeren nach wie vor und freuen uns jedes Jahr riesig auf diesen Tag“, strahlen Annette und Ernst Siemer.
Rezept von Annette Siemers Lieblingsheidelbeerkuchen:
250 g geschmolzene Butter
250 g Zucker
5 Eier
1 Päckchen Vanillezucker
350 g Mehl
1 Päckchen Backpulver
1 kg Heidelbeeren
Puderzucker zum Bestreuen
Aus den ersten sechs Zutaten einen Rührteig herstellen. Teig auf einem gefetteten und mit Semmelbrösel bestreuten Blech verstreichen, Heidelbeeren darauf verteilen. Eine Stunde bei 180 Grad Umluft backen. Abgekühlten Kuchen mit Puderzucker bestreuen und mit Schlagsahne servieren. Annette Siemers Tipp: Je mehr Heidelbeeren, desto besser schmeckt der Kuchen.