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Gemüse, Wochenmarkt Lisa Bartram

Gesundes, regionales, leckeres Essen –
ist auch im Winter möglich

Gesundheit fängt in der Küche an. Gerade im Winter lohnt es sich allerdings schon vorher – nämlich beim Einkaufen – auf einige Dinge zu achten. Denn nicht alles, was uns vermeintlich gut tut, tut auch unserem Heimatplaneten Erde gut. Autorin Lisa Bartram hat Ideen für gesunde Gerichte aus regionalen Zutaten.  

Ein paar Wochen haben wir noch vor uns, bevor der langersehnte Frühling vor der Tür steht, alles aus seinem tiefen Winterschlaf erwacht und die ersten warmen Sonnenstrahlen unsere Nase kitzeln. Bis dahin versuche ich vor allem in dieser dunklen Jahreszeit so gut es geht auf einen gesunden Lebensstil zu achten, um körperlich und mental fit zu bleiben und dem Winterblues den Rücken zuzuwenden. Neben dem wohligen Gefühl, das mir Lichterketten, Duftkerzen und gemütliche Abende mit Tee und Keksen auf dem Sofa bringen, gebe ich mir Mühe, viel Bewegung und gesunde Ernährung in meinen Alltag zu integrieren. 

Ich versuche mich intuitiv zu ernähren, anstatt mich an strikte Pläne zu halten und achte stattdessen darauf, dass neben der ein oder anderen Leckerei möglichst viel Obst und Gemüse den Weg in meinen Einkaufskorb finden. Doch sind „gesund“ und „lecker“ die einzigen Kriterien, auf die wir bei der Wahl unserer Lebensmittel achten sollten? Ein weiteres wichtiges Kriterium, das uns alle betrifft, ist die Nachhaltigkeit. Um zu verstehen, welche Lebensmittel nachhaltig sind, schauen wir zuerst, welche es nicht sind. 

Das Paradebeispiel: die Avocado 

Oft lassen wir uns, was Ernährung angeht, von Trends leiten und die Avocado ist das wohl trendigste Lebensmittel überhaupt. Viele wissen bereits, dass die Klimabilanz für Avocados nicht besonders gut ist, und haben vielleicht auf Netflix „Verdorben – Der Avocodo-Krieg“ geschaut (wenn nicht, unbedingt nachholen!). In der Doku geht es nicht nur um eine schlechte Klimabilanz der Frucht, sondern auch um Kartelle, Gewalt und soziale Ungerechtigkeit. 

Die Avocado hat einen unverhältnismäßig großen CO2-Fußabdruck, da durch lange Transportwege und Lagerung dramatisch hohe Emissionen zusammenkommen. Abgesehen davon sind die Pflanzen weitestgehend auf Bewässerung angewiesen. Für eine einzige Avocado werden 320 Liter Wasser verbraucht. Das durch die Plantagen beanspruchte Wasser fehlt den Einwohnern und Kleinbauern in dieser Gegend. Des Weiteren wurden alte Wälder abgeholzt, um Plantagen zu vergrößern und so die riesige Nachfrage zu decken.

Herkunft von Obst und Gemüse hinterfragen

Aber nicht nur Avocados haben einen unverhältnismäßig großen CO2- Fußabdruck; bei Chiasamen, Quinoa und Kokosnüssen sieht es ähnlich aus. Auch bei Gemüse wie Paprika, Tomaten, Auberginen, Gurken und Zucchini ist zu hinterfragen, wo es eigentlich herkommt und welchen Weg es hinter sich hat, bis es in den deutschen Supermärkten landet. Das Gemüse, das wir in Deutschland kaufen können, kommt hauptsächlich aus Spanien.

Das Anbaugebiet Campo de Dalias in Südspanien ist die weltweit größte bewässerte Anbaufläche. Dort, wo vor 30 Jahren kleine Bauern Wein- und Ölbaumhaine bewirtschafteten, ist nun ein 360 Quadratkilometer großes Meer aus Gewächshäusern entstanden, das sogar aus dem Weltall zu sehen ist. Soziale Ungerechtigkeit und die Übernutzung und Verunreinigung des Grundwassers wird billigend in Kauf genommen, um pro Jahr 3 Millionen Tonnen Obst und Gemüse für den Export zu produzieren; Hauptabnehmer: Deutschland. 

Gemüseregal Supermarkt Lisa Bartram
Gemüse aus spanischen Gewächshäusern landet häufig im Supermarkt.

Für uns ist fast alles zu jeder Zeit verfügbar. Wir gehen in den Laden und machen das Körbchen voll, ohne darüber nachzudenken, was wie woher kommt. Unter dieser Dauerverfügbarkeit leidet unsere Erde sehr. Wer sich nachhaltig ernähren möchte, sollte möglichst viele Produkte regional und saisonal einkaufen.

Regional und saisonal…? In Deutschland wächst doch was im Winter!

Natürlich ist das Angebot regionaler Produkte im Sommer bunter und vielfältiger, aber auch im Winter gibt es leckeres Obst und Gemüse, das direkt vor unserer Haustür wächst. In der Liste links siehst du, welche Sorten du im Februar aus heimischem Anbau kaufen kannst.

Gemüse, Wochenmarkt Lisa Bartram
Auf dem Wochenmarkt bieten die Händler aus der Region Gemüse und Obst an.

Grünkohl auf die Eins

Grünkohl (oder wie er in unserer Region auch genannt wird: Braunkohl) wächst nicht nur im Februar in Deutschland, sondern ist den ganzen Winter aus regionalem Anbau verfügbar. Viele kennen das traditionelle Gericht Braunkohl mit Bregenwurst. In der Region gibt es im Winter eine Vielzahl von sogenannten Braunkohlwanderungen, veranstaltet zum Beispiel vom Deutschen Alpenverein (DAV) Braunschweig. Nach ein wenig Bewegung an der frischen Luft kehren alle zum Essen in eine Gaststube ein. So schmeckt das traditionelle Gericht besonders gut und es ist eine schöne Gelegenheit, auch im Winter rauszukommen und in Gemeinschaft etwas zu erleben.

Grünkohl ist nicht nur lecker, sondern auch ein absolutes Superfood; reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und Eiweiß. Unter den Kohlsorten ist Grünkohl sogar an erster Stelle was den Gehalt an Provitamin A, Vitamin B2, Vitamin E, Vitamin K, Kalzium, Folsäure, Phosphor und Eisen betrifft.

Grünkohl, Wintergemüse Lisa Bartram
Superfood Grünkohl aus regionalem Anbau.

Wer keine Lust auf die traditionelle deutsche Küche hat und trotzdem in Genuss dieser Vitaminbombe kommen möchte, den kann ich bestimmt mit meiner Rezeptsammlung überzeugen. Grünkohl kann vielseitig, frisch und modern sein. Hier ein paar Inspirationen: 

  • Grünkohl-Vitamin-Smoothie: Grünkohl mit Ingwer, Apfel und Möhre pürieren.
  • Knusprige Grünkohl-Chips: Grünkohlblätter mit Salz und Öl bestreichen und im Ofen rösten, bis sie knusprig sind.
  • Knackiger Grünkohl-Salat: Grünkohl, Feta, Karotten, Äpfel und Nüsse zu einem Salat verarbeiten und mit einer Balsamico-Vinaigrette servieren.
  • Grünkohl-Pesto: Grünkohl blanchieren, mit Walnüssen, Parmesan, Knoblauch und Zitronensaft pürieren und mit Pasta servieren. 
Gemüse-Smoothie, Green Smoothie Alex Lvrs / unsplash
Lecker und gesund: Gemüse-Smoothie.

Hör auf deine Oma!

Ähnlich wie beim winterlichen Traditionsessen Grünkohl wissen unsere Großeltern auch in Sachen Einkaufen am besten, was gut für uns und unsere Umwelt ist: der Wochenmarkt. In großen Supermärkten werden aufgrund von hohen ästhetischen Qualitätsstandards, langen Lieferketten und aufwändiger Lagerung viele Lebensmittel verschwendet, viel Energie verbraucht und eine Menge Plastikmüll produziert. 

Besser läuft es auf dem Wochenmarkt, wo die Lieferketten in der Regel viel kürzer sind. Zudem stärkst du die regionale Wirtschaft mit deinem Einkauf. Beim Bauernmarkt auf dem Braunschweiger Kohlmarkt (donnerstags von 8.30 bis 14 Uhr) dürfen nur Bauernhöfe aus der Region Braunschweig-Wolfsburg ihre Waren anbieten. Frische und regionale Produkte garantiert! 

Ein weiterer guter Anlaufpunkt ist der Altstadtmarkt (mittwochs und samstags von 8 bis 13 Uhr). Er ist der älteste, traditionsreichste und mit mehr als 50 Marktständen einer der größten Wochenmärkte in Braunschweig. In Wolfenbüttel findet der Wochenmarkt ebenfalls mittwochs und samstags statt. Auf dem Stadtmarkt vor dem Rathaus bieten die Gemüsehändler regionale und saisonale Produkte an.

Wochenmärkte gibt es in der Region Braunschweig-Wolfsburg auch in Gifhorn, Helmstedt, Peine, Salzgitter und Wolfsburg.

Kein Abo wie jedes andere: die Gemüsekiste 

Schon mal von einem Gemüsekisten-Abo gehört? Neben dem Wochenmarkt eine weitere sinnvolle Option, Produkte direkt aus der Region zu beziehen. Die Kiste voll frischem Gemüse und Obst wird direkt vor deine Tür geliefert – bequemer geht es kaum. Ein toller Nebeneffekt: Unter Kartoffeln und Mohrrüben verstecken sich Produkte, an denen du im Supermarkt möglicherweise vorbeigehen würdest; eine Chance, neue Rezepte zu kreieren! Ein Gemüsekisten-Abo kannst du zum Beispiel bei der SoLaWi Dahlum (Solidarische Landwirtschaft im Braunschweiger Land) abschließen und dir so einen Teil der Ernte sichern. Weiter Anbieter von Gemüsekisten findet ihr links in der Liste.

Wintergemüse Nick Fewings / unsplash
Bunt und gesund: Wintergemüse aus der Region.

Früher war alles besser – heute kann es auch gut werden!

Es gibt viele Möglichkeiten, sich auch in den Wintermonaten gesund zu ernähren, ohne auf weitgereiste Produkte zurückgreifen zu müssen. Es geht nicht darum, nie wieder Tomaten im Winter zu essen. Es geht darum, das Bewusstsein dafür zu schärfen, woher etwas kommt und zu welchem Preis. Es geht darum, die Augen zu öffnen für das Ursprüngliche, das Wunderschöne und das Vielfältige, das hier bei uns in der Region Braunschweig-Wolfsburg stattfindet.