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Die Bücher-Heimat:
Sehnsuchtsort für Bad Harzburger

Im April 2022 eröffnete der umtriebige Unternehmer Dirk Junicke im Harz eine gemeinnützige Mitmach-Buchhandlung. Schon heute nennt er das Konzept mit genossenschaftlichem Ansatz ein Erfolgsmodell, das sich auch auf andere Orte übertragen ließe.

Bad Harzburg ohne Buchhandlung – das geht gar nicht! Zu dieser Ansicht kamen die Bewohner der Kurstadt, nachdem die alteingesessene Buchhandlung in der Innenstadt schließen musste. Auch Dirk Junicke machte sich Gedanken. Jetzt schreitet er zügig durch die Herzog-Wilhelm-Straße und berichtet von seinen Bemühungen.

Die erste Idee, einen etablierten Buchhändler aus der Region dafür zu gewinnen, in Bad Harzburg eine Filiale zu eröffnen, verwarf Junicke nach einigen erfolglosen Telefonaten.

35 Ehrenamtliche helfen

Ich muss schneller laufen, um nicht zu versäumen, wie es weiterging. Da offensichtlich niemand daran glaubte, dass in der Kurstadt eine Buchhandlung kostendeckend zu betreiben ist, musste eine alternative Idee her. Deshalb ersann Dirk Junicke das Konzept einer gemeinnützigen Mitmach-Buchhandlung. Er war überzeugt davon, dass die Menschen in Bad Harzburg so buchbegeistert sind, dass sie bereit sind, etwas zu tun für „ihre“ Buchhandlung.

Heute, rund acht Monate nach der Eröffnung der Bücher-Heimat, weiß der geschäftsführende Gesellschafter Junicke, dass er sich nicht geirrt hat. Ihm und dem festangestellten Team der Bücher-Heimat ist es gelungen, einen Stab von 35 ehrenamtlichen Helfern zu gewinnen. Die jüngste unter ihnen ist gerade einmal 14 Jahre alt. Sie ist eine von drei Schülerinnen, die sich engagiert um die jungen Kunden kümmern.

Ein Teil des Teams der Bücher-Heimat steht im Laden für ein Foto. Beate Ziehres
Dirk Junicke mit einem Teil des Teams der Bücher-Heimat: Helga Krück, Auszubildende Lena Scholz, Monika Runge, Katja Koch (hinten, von links), Buchhändlerin Sonja Weber, Annette Wiegmann (vorne von links).

Buchhandlung als Treffpunkt für Lesebegeisterte

Nun sind wir angekommen in der Herzog-Wilhelm-Straße 64c. Der Empfang in der Buchhandlung könnte herzlicher nicht sein. Es gibt Tee und Kekse für Alle. Dirk Junicke nimmt ungezählte Glückwünsche zur Geburt eines Enkelkinds entgegen. Man kennt sich eben in Bad Harzburg.

Besuchern des hellen und freundlich eingerichteten Ladens wird sofort unaufdringlich und nett geholfen, niemand wird mit der überwältigenden Auswahl in den Bücheregalen alleine gelassen. „Die Bücher-Heimat hat sich zu einem Treffpunkt für buchbegeisterte Freiwillige und Kunden entwickelt. Ich finde es super, dass alles auf Basis von Eigeninitiative so gut funktioniert“, freut sich Junicke.

Bücherregale und eine Auslage in der Bücher-Heimat in Bad Harzburg.  Beate Ziehres
Das Angebot der Bücherheimat muss sich nicht hinter einem kommerziell geführten Buchladen verstecken.

Doch bei allem ehrenamtlichen Engagement – Einer muss den Hut aufhaben. In der Bücher-Heimat ist das die Buchhändlerin Sonja Weber. Ihre Ausbildung hat sie vor mehr als 30 Jahren abgeschlossen – in Bad Harzburg. „Sonja ist ‚the brain’“, sagt Dirk Junicke und daraus spricht Achtung für die Arbeit der Buchhändlerin. Mit im Boot sind außerdem die Auszubildende Lena Scholz und Annette Wiegmann, Mitarbeiterin der Bücher-Heimat.

Eine Buchhändlerin steht hinter einer Kasse. Beate Ziehres
Buchhändlerin Sonja Weber ist zuständig für den Buchbestand.

Neues kulturelles Angebot

Auf 80 Quadratmetern hat Dirk Junicke einen sogenannten „place to be“ geschaffen, einen Ort zum Wohlfühlen noch dazu. Zwei Literaturkreise sind seit der Eröffnung der Bücher-Heimat in der neuen Buchhandlung zuhause. Sie treffen sich regelmäßig hier, um gemeinsam zu lesen und zu diskutieren.

Für noch mehr Leben in der Bücher-Heimat sorgt Monika Runge. In regelmäßigen Abständen organisiert die Ehrenamtliche Lesungen und andere Veranstaltungen. Probleme, Autoren zu finden, hat sie nicht. „Wir haben immer Anfragen von Buchautoren, die gerne bei uns lesen möchten“, berichtet Monika Runge. Ihr Ziel ist es, das kulturelle Angebot in Bad Harzburg zu erweitern.

Lesungen und Abende mit Musik

Und nun erklärt sich auch die Kaffee-, Tee- und Kuchenofferte. Kurze Zeit nach meinem  Besuch erwarten die Damen in der Bücher-Heimat den Neu-Bad-Harzburger Künstler Richard Maschke zu einem Abend mit Lyrik, Prosa und Songs. „Sehnsucht nach Innehalten“ lautet der Titel der besonderen Veranstaltung, zu der die Organisatoren wieder einmal mit einem vollen Haus rechnen. Sie werden die Bücherständer auf die Seite rollen, 60 Stühle aufstellen und selbstgenähte Stuhlkissen verteilen.

15 Lesungen haben in diesem freundlichen Ambiente bisher stattgefunden. „Oft lesen hier Autoren aus der Region, beispielsweise aus Harzkrimis. Imre Grimm von der HAZ war schon hier und Axel Klingenberg aus Braunschweig auch“, sagt Monika Runge. Doch sie will auch über den Tellerrand hinausblicken. Deshalb hat Runge beispielsweise eine Schriftstellerin aus Dänemark eingeladen, ihren historischen Roman vorzustellen.

Als ich mich schon fast verabschieden will, lässt sich Dirk Junicke zu einem Geständnis hinreißen: „Manchmal gehe ich abends auf dem Nachhauseweg hier herein, sitze eine Weile im Dunkeln und genieße die Atmosphäre.“

Die nächsten Veranstaltungen:

  • Donnerstag, 12. Januar 2023
    Lichtbildervortrag "Schloss Derneburg und der Laves-Kulturpfad"
    Von Heinz-Peter Gerber
  • Mittwoch, 25. Januar 2023
    "Klassenfoto mit Massenmörder"
    Lesung von Jürgen Gückel
  • Freitag, 3. Februar 2023
    Ein Winterabend "Im Schatten der Hexen" mit Kathrin Hotowetz
  • Freitag, 31. März 2023
    "Die Methode Whitechapel"
    Lesung mit Corina Klengel