Die eigene Hochzeit wird gerne als „der schönste Tag im Leben“ bezeichnet. Das mag etwas kitschig oder nostalgisch klingen. Aber allen Skeptikern sei gesagt: Genauso wird es kommen. Prophezeit Jan-Christoph Ahrens, der diesen Beitrag für die ZeitOrte geschrieben hat.
Heiraten einmal anders
Wie aus einer Geburtstagsfeier die perfekte Hochzeit wurde
Von der ersten Idee zur Umsetzung
Für die Vermählung gibt es kein Standardrezept. Jede Feier und Zeremonie ist für das Paar etwas Besonderes. Wir haben uns für eine freie Zeremonie mit der Traurednerin Elke Rott entschieden. Doch ganz von Anfang an.
Ein Jahr vor dem großen Tag. Wir sitzen in unserem Lieblingscafé im Wolfenbütteler Land und blicken auf eine große grüne Wiese. Zeitgleich sagen wir uns: Hier sollten wir unsere Hochzeit feiern. Einige Wochen später steht unser Plan: Wir werden die Gäste zu einer sommerlichen Geburtstagsfeier einladen. Die Hochzeit soll eine Überraschung sein. Ein Termin ist schnell gefunden, auch das offizielle Ja-Wort im Standesamt ist terminiert. Doch wie lassen wir auf der Party die Bombe platzen? Die Lösung ist schnell gefunden: Für uns und unsere Gäste planen wir auf der Feier eine freie Trauung.
Sechs Monate bis zum großen Tag. Wir sind mit Traurednerin Elke Rott in Seesen zum Kennenlernen verabredet. Schnell wird klar: Wir passen perfekt zueinander. Deshalb legen wir unsere Zeremonie vertrauensvoll in die Hände von Elke.
Schlicht und ohne Kitsch soll die Feier werden
Noch vier Monate bis zum großen Tag. Wieder fahren wir nach Seesen. Heute möchte Elke mehr über uns erfahren und wissen, wie wir uns die Zeremonie wünschen. Sie schlägt beispielsweise eine Sandzeremonie vor. Darunter können wir uns nichts vorstellen. Außerdem soll es eine schlichte Zeremonie werden – ohne Kitsch und großes Theater. Wir verbringen insgesamt fünf Stunden auf Elkes Sofa. Eigentlich sollten wir viel über uns erzählen. Allerdings: Dazu sind wir gar nicht gekommen. Viel spannender ist Elkes Weg zur Traurednerin:
„Als ich vor fast 20 Jahren meine eigene Hochzeit feierte, war ich über so viele Dinge unendlich enttäuscht und fand, dass man anderen Paaren, die es ja im Vorfeld einfach nicht besser wissen können, unter die Arme greifen muss. Die Möglichkeiten waren längst nicht so breit gefächert wie heute. Das Internet steckte mit dem Ausschütten von verlässlichen Informationen in den Kinderschuhen. Und das Thema freie Trauungen war eigentlich noch gar keins.“
Gemeinsame Arbeit an einer persönlichen Zeremonie
Elke hatte schon mit Mitte 20 sehr viele Hochzeiten begleitet und Trauungen erlebt, die sehr unpersönlich ausgefallen waren. Dabei wünscht sich doch jedes Paar, dieses große Ereignis, das „Ja“, besonders zu erleben. Wie viel Mühe sich aber der Geistliche während der kirchlichen Trauung geben würde, konnte man vorher nicht wissen. Und das Standesamt war von je her recht knapp und trocken im Abgang.
Für Elke war schnell klar, dass es nicht ihr Ziel war, ein Wedding Planner zu werden – hierfür braucht man sehr gute Nerven und man lässt sich auf einen Knochenjob ein. Elke wollte mehr mit den Paaren zu tun haben, den beiden ganz nahe kommen. Das Ergebnis der engen Zusammenarbeit sollte eine absolut einmalige Trauzeremonie für jedes Paar sein. Ein Ja-Wort, das den beiden etwas gibt. Eine stressfreie, herzliche Zeremonie, entspannt und ohne Furcht vor ungewünschten Inhalten, einem zu steifen und unpersönlichen Verlauf. Eine Feierstunde, in der auch alle dem Paar wichtigen Menschen einen Platz finden, sich beteiligen können und von Elke gern an die Hand genommen werden.
Viele hundert Stunden voll purer Emotion
Elke berichtet: „Manchmal begegne ich bei Vorgesprächen sehr zurückhaltenden Menschen, die aber im Moment des Versprechens vor ihrem Partner stehen und ihm ganz laut und voller Überzeugung so wunderschöne Dinge sagen, dass es selbst mich überrascht. Manchmal ist es ganz still, der Raum aber voll unglaublicher Energie, voller Herzklopfen und guter Wünsche, die umherschweben, dass man es förmlich spüren kann. Zum Beispiel, wenn Eltern und Großeltern die Trauringe der Kinder fest in Händen halten und sie mit ihrem Segen füllen. Viele hundert Stunden voll purer Emotion habe ich nun schon mit meinen Paaren geteilt und es ist immer wieder neu und aufregend.“
Die Spannung steigt
Noch sechs Wochen bis zum großen Tag. Die Einladungen zur Geburtstagsgartenparty sind längst verschickt, Fotograf und DJ sind gebucht und auch Elke hat mittlerweile unsere Geschichte als Paar erhalten und bereitet die Zeremonie vor. Wir sind gespannt, was uns erwarten wird. Je näher der Termin rückt, umso „romantischer“ werden wir.
Elke Rott steht uns in dieser Phase zur Seite. Sie weiß, dass man aus einer Zeremonie ganz viel für die gemeinsame Zukunft mitnimmt, das man in Worten schlecht beschreiben kann. In Omas Garten unter dem alten Apfelbaum, wo für sie ein Licht brennt, weil sie natürlich vermisst wird. In einer alten Scheune im Heimatdorf, wo alle auf Stroh sitzen und auch ganz ohne „Schickimicki“ um die Wette strahlen. Im Korb eines Heißluftballons mit den vier besten Freunden dem Sonnenaufgang entgegen, bevor man sich die Hände reicht – man muss einfach tun, was einem das Herz sagt. Wenn die Hussen auf den Stühlen dazu gehören: Bitte sehr! Dann soll es so sein. Zum Glück gibt es ja heute unendliche Möglichkeiten, alles zu finden, zu kaufen oder zu leihen, was jeden im Detail glücklich macht.
Und dann doch Herz-Luftballons und Tränen
Der große Tag. Vor einem halben Jahr haben wir unsere freie Trauung geplant, die ohne Kitsch und großes Theater sein sollte. Und am Ende kam alles ganz anders: Unsere Gäste sitzen auf Strohballen, ein langer weißer Teppich führt zu einem offenen Gartenpavillon, der mit Herz-Luftballons geschmückt ist. Ein wenig klassisch kitschig eben. Für alle lieben Menschen, die nicht an der Zeremonie teilnehmen können, entzünden wir ein Gedenklicht und die ersten Tränen kullern.
Elke Rott erzählt von unserem bisherigen Weg als Paar – sowohl wir als auch unsere Gäste müssen an vielen Stellen schmunzeln, vor allem, wenn die passenden Musikstücke eingespielt werden. Unsere Gäste dürfen unsere Trauringe in einer „Ringzeremonie“ betrachten und mit guten Wünschen bedenken. Und dann ist es so weit: Die Ringe sind zurück bei uns und Elke führt uns durch unsere Eheversprechen. Am Ende sagen wir beide „Ja!“. Ein ganz emotionaler und intimer Moment, den wir durch die freie Trauung mit unseren Gästen teilen konnten und der perfekt auf uns abgestimmt gewesen ist.
Ein letzter Tipp aus der Erfahrung
Wer vollkommen entspannt und ein Quereinsteiger ist, beginnt erst im Winter vor der Sommerhochzeit mit der Planung. Wer spezielle Wünsche hat, ist meist mindestens ein Jahr im Voraus unterwegs und trifft die Dienstleister seiner Wahl. Wir haben Elke Rott auf der Hochzeitsmesse „Harz Hochzeit“ gefunden und waren dankbar für die Tipps. Ob Gästeliste erstellen, ein Motto festlegen, Einladungen verschicken oder ein Probeessen für die Hochzeitstorte vereinbaren: Es gibt viel zu tun.
In der Region gibt es viele tolle Locations, die für den Wunschtermin rechtzeitig reserviert werden sollten. Auch der Termin beim Standesamt muss beizeiten vereinbart werden – vor allem, wenn die standesamtliche Trauung zum Beispiel in der „schottischen Hochzeitsmühle“ in Gifhorn oder auf dem Liebesbankweg bei Hahnenklee stattfinden soll.
Die Chemie muss stimmen
Wer sich eine freie Trauung wünscht, sollte darauf achten, dass die Chemie zwischen Paar und der Rednerin oder dem Redner stimmt. Man verbringt viel Zeit miteinander und gibt für diese wunderschöne und individuelle Art der Zeremonie viel über sich preis.
Ich wünsche euch bei den Planungen für eure Hochzeit viel Spaß und die nötige Gelassenheit – am Ende wird sich alles fügen und ihr werdet den „schönsten Tag in eurem Leben“ nie vergessen.