Die Peiner Eule an als Türgriff

Huhu –
Auf den Spuren der Peiner Eule

 

Bei einem Spaziergang durch Peines Innenstadt schaut sie allgegenwärtig auf einen hinunter – die Eule, Wahrzeichen Peines und in verschiedenster Art auf den hiesigen Häuserfassaden verewigt. Doch warum genau wurde gerade die Eule als Wahrzeichen auserkoren? Ich bin mit Sylvia Knapek- Wodausch verabredet, seit 10 Jahren Stadtführerin und vertraut mit den Geschichten rund um die Peiner Eule. Gemeinsam machen wir einen Spaziergang durch die Stadt, während sie mir ein wenig über die verschiedenen Sagen erzählt.

Ein Eulenschrei als Rettung

Es existieren viele Mythen um das gefederte Tier erzählt mir Sylvia. Im römischen Auguren hielt man sie für den Unglücksbringer, im Mittelalter galt sie gar als Hexenvogel. Andererseits wurde ihr Konterfei auch als Schutzgeist gegen Blitze und Feuer an Ställe und Häuser genagelt. Eine einwandfrei belegte Herleitung, weshalb und wann die Eule zum Wahrzeichen der Stadt wurde, gibt es nicht. Ihre erste historische Erscheinung im Peiner Kontext ist auf einem hölzernen Hochzeitsteller von 1534 verewigt. Auf diesem Teller, dessen Original im Herzog-Anton-Ullrich Museum im Braunschweig zu sehen ist, ist eine Schlachtszene der Hildesheimer Fehde (1519 bis 1523) abgebildet, in der die Braunschweiger Welfen die Burg Peine angreifen. Auf der Holzpalisade der Burganlage ist bei genauem Hinsehen eine Eule zu entdecken. „Der Sage zufolge habe eine nistende Eule durch ihren Schrei die Wachposten aufgeweckt und so die Burg vor den sich anschleichenden Belagerern geschützt. Seit jener Zeit lautet der Wahlspruch der Peiner: ‚Peine was maket so feste, dat de Ule blev sitten in’n Neste!‘, also auf Hochdeutsch ‚Peine machte so fest, dass die Eule im Nest sitzen blieb!‘“, erzählt mir Sylvia. Etwa seitdem geht man davon aus, dass die Eule von den Peinern als Wahrzeichen akzeptiert und gefeiert wurde.

Einst verspottet – heute geliebt

Der Bischof von Hildesheim hat damals, so Sylvia, aus Dankbarkeit, dass die Burg nicht von den Braunschweigern eingenommen wurde, einen Eulenpokal gestiftet. Dieser Trinkpokal steht heute im Kästner Museum in Hannover. Im Forum Peine ist ein Duplikat des Bechers zu bestaunen. Dieser wird jährlich zum berühmten Peiner Freischießen herausgeholt und dem Sieger kurzzeitig überreicht. Es existiert jedoch auch eine etwas düstere Geschichte, wie Peine zu seinem Namen „Eulennest“ kam. Dieser Sage nach, nistete einst eine Eule in einer Peiner Scheune. Die Bewohner des Dorfes hatten so eine Angst vor dem „grässlichen“ Antlitz des Tieres, dass sie vor lauter Furcht die Scheune mitsamt der Eule abbrannten. Dies hätte so viel Spott über die Stadt gebracht, dass man sie fortan als Eulennest bezeichnete. Vor lauter Scham, so hieß es, war das Thema Eule für die Peiner ein Tabu und jeder, der es wagte, sie nach der Eule zu fragen, musste mit Ärger rechnen.

Ein Hoch auf die Eule!

Diese Zeiten – so denn es sie denn gab – sind jedoch lange vorbei. Die Peiner, erzählt mir Sylvia, lieben heute ihre Eule. So prangt sie nicht nur von Häuserwänden sondern ist auch in den Namen und Logos verschiedener Warenhäuser. Auch in deren Schaufenstern ist sie häufig zu finden. Das Stadtmarketing hat mit dem „Uhlienchen“ zudem eine kindgerechte Darstellung des Tieres entworfen und präsentiert diese seit einigen Jahren als Maskottchen. „Jedes Jahr feiern wir hier in Peine auch das berühmte Eulenfest“, erzählt mir Sylvia. Das Stadtfest sollte 2018 eigentlich ausfallen. Der Aufschrei der Bevölkerung sie bei Verkündung der Entscheidung so groß gewesen. So hat man sich letztlich doch dazu entschied, das Fest stattfinden und der Eule ihren Ehrentag zu lassen.

Sylvia und ich sind am Ende unseres Spazierganges angekommen. Theoretisch, so sagt sie mir, kann man überall in Peine Eulen entdecken. Das ist mir bereits auf unserem Weg aufgefallen. Mein Tipp: Einfach mal beim nächsten Besuch die Augen offen halten und sich die Häuser ganz genau anschauen. Irgendwo trifft man dabei garantiert auf die ein oder andere Eule.