Lebensinhalt der Mönche: arbeiten und beten
Gleich am Eingang der Ausstellung mache ich in der ehemaligen Abtei Bekanntschaft mit dem heiligen Benedikt. Ich erfahre, dass Benedikt Regelgeber für alle mittelalterlichen Mönche im europäischen Kulturraum war. Über allem stand das Motto „Ora et labora“, also „bete und arbeite“.
Ich werde gleich erleben, wie dieser Grundsatz das Leben im Zisterzienserkloster geprägt und die Tage strukturiert hat. Die Zisterzienser sind eine Abspaltung der Benediktiner. „Sie wollten sehr asketisch und im Sinne der 12 Jünger leben“, weiß Brigitte Moritz.
Walkenried war ein frühes Zisterzienserkloster, das im Jahr 1127 von einer Frau gestiftet wurde: von Adelheid von Walkenried. Dass eine Frau ein Männerkloster gründet, war damals schon sehr außergewöhnlich. Während einer Pilgerreise hatte Adelheid Mönche des neugegründeten Zisterzienserklosters Kamp am Niederrhein kennengelernt. Sie bot ihnen die Besiedlung ihres Landes an der Wieda an. Ein Erkundungstrupp reiste voraus und beurteilte die Lage und die Möglichkeiten der wirtschaftlichen Entfaltung am Harz positiv. So stand einer Klostergründung nichts im Wege. 1129 begannen die Zisterzienser mit dem Bau einer romanischen Klosterkirche.
Eine der größten Kirchen Norddeutschlands
Bedeutende Relikte der Kirche, sogenannte Werksteine, sind heute noch im Lapidarium des Klosters zu sehen. Die Klosterkirche selbst wurde in den Bauernkriegen 1525 stark beschädigt. Mehrere hundert aufständische Bauern brachten seinerzeit den hölzernen Dachreiter der Kirche zum Einsturz. Der Dachreiter riss ein Loch ins Gewölbe, das nie mehr abgedichtet wurde.
So ist von der Klosterkirche, die nach ihrer Erweiterung im 13. Jahrhundert mit einer Länge von über 90 Metern eine der größten Kirchen Norddeutschlands war, heute nur eine Ruine übrig. Handwerker bemühen sich, den weiteren Verfall aufzuhalten.