Stiftung mit Frauen-Power
Es kam erfreulicherweise anders. „Gabriele Radeck-Jördens: „Die Kirche erwachte aus ihrem Dornröschen-Schlaf, als 1964 die Pfarrgemeinde Neuwerk gegründet wurde.“ Das Gemeindeleben sei von Anfang sehr rege gewesen, berichtet sie. Heute beteiligt sich auch die Stiftung an den Gemeinde-Aktivitäten. Sie wurde 2010 von dem damaligen Neuwerk-Pfarrer Werner Böse initiiert. Das Geld kam aus der Erbschaft eines Gemeindemitglieds, später gab es noch Zustiftungen. Böse hatte gezielt Goslarer Bürger und Bürgerinnen angesprochen und für die Stiftung begeistert. Wohl auch deshalb war deren Engagement und Kreativität von Beginn sehr stark. Heute hat die Stiftung elf Mitglieder, davon neun Frauen. Diese Frauen-Power war für Sabine Fontheim – neben der Kirche selbst – ein Grund mitzumachen. „Frauen haben das Leben im Kloster und in der Kirche immer geprägt. Deshalb macht es Sinn, dass vor allem Frauen diese Arbeit fortführen und sie ihre Fußabdrücke hinterlassen“, meint sie. Die Stiftung hat schon einiges bewirkt, stets mit dem Ziel das christliche Leben an diesem historischen Ort zu bewahren und zu stärken und darüber hinaus vor allem das Gemeindeleben von Neuwerk zu fördern. So gestalten die Stiftungsmitglieder Gottesdienste mit oder organisieren eigene „mystische Themenabende“, bei denen in freier Liturgie und besonderer Atmosphäre religiöse Themen mit Bezug zur Neuwerk-Geschichte angeboten werden.
Eine Vision: Klösterliches Leben in moderner Form
Zugleich haben die Stiftungsmitglieder eine Vision: Im alten Klostergebäude soll wieder klösterliches Leben Einzug halten und ein geistiges Zentrum geschaffen werden, eine Art Konvent in klösterlicher Tradition, aber in zeitgemäßer Form des 21. Jahrhunderts. Hier könnten sich Gemeindemitglieder sowie Bürger der Stadt, aber auch „Kirchenferne“ gemeinsam mit Fragen des modernen Lebens und ihrem persönlichen Bezug zum christlichen Glauben auseinandersetzen, heißt es in einem offiziellen Papier. Das klingt für mich ziemlich abstrakt, aber in unserem Gespräch wird deutlich, dass die Stiftung schon konkrete Pläne für das Projekt entwickelt hat. Sabine Fontheim nennt Beispiele: „Hier könnten wieder Frauen voll oder zeitlich begrenzt leben. Es könnte eine einfache Pilgerherberge einrichtet werden, ein kleiner Klosterladen und Räume für Veranstaltungen entstehen.“ Das koste natürlich viel Geld und übersteige die Möglichkeiten der Stiftung, deshalb sei in erster Linie die Stadt Goslar gefragt, aber auch andere Stiftungen oder Regionalverbände. Es gebe bereits positive Signale und erste Kontakte, berichtet Sabine Fontheim. Aber es werde dauern, das Projekt umzusetzen.