Anna: Mutter, Erbin und Powerfrau
In den Jahren 1741 und 1742 verlor Gräfin Anna kurz hintereinander ihren Gatten und ihren Vater. Als Alleinerbin des Schlosses und Gutshofes stand sie mit zwölf Kindern alleine da. Sie hatte nicht nur das Gut und die Ländereien zu bewirtschaften, sondern auch diverse Streitigkeiten vor Gericht auszutragen. Doch es gelang ihr – so berichtet Kiekenap-Wilhelm – weite Teile des Besitzes für die Familie von der Schulenburg zu sichern, für eine gute Ausbildung der Kinder zu sorgen und die Töchter gut zu verheiraten.
„Anna ist geschichtlich sehr gut belegt, deshalb wollen wir ihr Leben weiter erforschen“, sagt die Museumsleiterin. Einige Wolfsburger dürften Gräfin Anna bereits kennengelernt haben. Im museumspädagogischen Programm tritt Anna zu besonderen Anlässen auf und erzählt aus ihrem Leben.
Baugeschichte des Schlosses als Thema im Stadtmuseum
Unter Annas bestimmtem Blick nennt mir die Museumsleiterin ein paar Eckdaten zur Wolfsburg:
- gebaut von den Herren von Bartensleben
- 1302 erstmals in einer Quelle erwähnt
- Burgfried aus dem 14. Jahrhundert ist der älteste noch erhaltene Teil der Wolfsburg
Aus dem Fenster des Museums schaue ich auf den jüngsten Gebäudeteil des Schlosses. Die braune Wand, die der Remise zugewandt ist, stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Im 16. Jahrhundert wurde die mittelalterliche Burg zu einer vierflügeligen Schlossanlage im Stil der Weserrenaissance ausgebaut. Die Initiative zu dieser Verbesserung geht wohl auf Hans von Bartensleben, der „der Reiche“ genannt wurde, zurück. Im Zuge des Ausbaus entstand auch der Gartensaal. „Hier haben anfangs möglicherweise kleine Ritterturniere stattgefunden“, erzählt Monika Kiekenap-Wilhelm.
Das Gut und die von der Schulenburgs
Sie lenkt nun meine Schritte in den nächsten Raum. Hier geht es um die jüngere Geschichte des Schlosses als landwirtschaftliches Gut, um die Familie von der Schulenburg und um die Anfänge Wolfsburgs als Stadt des KdF-Wagens. Bauliche Relikte wie Pferdetränken weisen hier auf die landwirtschaftliche Nutzung der Remise hin.