Abwechslung vom Alltag für Geist und Körper:
Die drei neuen Trendsportarten Padel, Hyrox und Aerial Yoga unter der Lupe

Padel – von Mexiko in die Welt

Eine Mischung aus Tennis und Squash mit maximalem Spaßfaktor – das verspricht die Trendsportart Padel. Während meiner letzten Reise nach Mexiko ist mir die Sportart das erste Mal begegnet. Padel wurde in Mexiko erfunden und löste schnell einen regelrechten Boom in ganz Südamerika aus. In mexikanischen Großstädten wie Guadalajara werden mittlerweile ganze Fußballfelder zu Padel-Hallen umgebaut. Auch hierzulande wird der Sport immer beliebter. Padel spielt man auf 10x20m-großen Feldern, die von Wänden umringt sind. Kleine Kunststoffschläger und ein etwas weicherer Tennisball gehören zur Ausrüstung. Gespielt werden kann der Sport im Einzel oder Doppel, wobei Doppel die häufigste Form ist. Ziel ist es, den Ball wie beim Tennis hin- und herzuschlagen, wobei zum Rückspiel auch die Wände genutzt werden können.

Ich treffe Sandra Genk, die selbst unlängst mit dem Sport begonnen hat und bereits in kurzer Zeit Erfolgserlebnisse verzeichnen konnte: „Der Einstieg ist auch für Amateure niederschwellig mit wenig Technik oder Vorwissen und auf jedem Niveau spielbar. Die Community dahinter macht Spaß, alle begegnen sich offen, die Spielgemeinde ist sehr gemischt und aufgeschlossen. Jede Altersgruppe kann beim Padel dabei sein.“ Durch die „Hall of Padel“, einer großen Padel-Area in Braunschweigs Nordstadt, hat sie schnell Zugang zur Community gefunden, die sich via WhatsApp-Gruppen oder Social Media zum Spielen verabredet. „Padel bietet einfach ein Rundumpaket: Es ist Ausdauersport, Dynamik und Strategie zugleich. Kopf und Körper kommen auf angenehme Art in Bewegung.“

Im Wettkampf vereint: Kraft- und Kondition stärken mit Hyrox

Ebenfalls als Rundumpaket angepriesen wird der neue Fitnesstrend Hyrox. Anders als beim Padel liegt hier der Fokus jedoch nicht auf dem strategischen Spiel, sondern auf der Verbindung von Kraft und Kondition.

Jannis Paul ist einer der drei Inhaber des Rockit Studios in der Celler Straße in Braunschweig und ist lizenzierter Hyrox-Coach. Zweimal die Woche bieten er und sein Team Hyrox-Kurse an. Er erklärt mir bei meinem Besuch im Studio, worum es bei Trendsportart Hyrox geht. Ähnlich wie beim Crossfit werden beim Hyrox verschiedene Übungen in einem möglichst kurzem Zeitraum absolviert. Es ist ein Wettkampf, bei dem diejenigen gewinnen, die am schnellsten mit dem Training durch sind. Einen großen Unterschied macht aber vor allem der Konditionsanteil. „Man muss immer einen Kilometer laufen und dann eine der acht Übungen machen,“ erklärt Jannis. Zu den Übungen gehören Skiergometer, Rudermaschine, Schlitten schieben, Schlitten ziehen, Burpee Weitsprünge, Wall Balls, Ausfallschritte und Farmer Walks mit schweren Gewichten, jeweils gefolgt von einem Kilometer Laufen. „So kommt man am Ende auf acht Übungen und acht Kilometer.“ Durch eine Anpassung der Gewichte kann das Schwierigkeitslevel für verschiedene Leistungsgruppen angepasst werden.

Beliebt ist der Sport vor allem bei Leuten, die zuvor im Kraftbereich aktiv waren und Lust haben, sich einer neuen Herausforderung zu stellen. „Dadurch dass man nicht acht Kilometer am Stück läuft, sondern immer nur einen Kilometer und sich dann einer Übung widmet, ist es für Leute, die bisher wenig im Konditionsbereich gearbeitet haben, eine gute Möglichkeit, um sich langsam zu steigern.“ Umgekehrt gilt das gleiche für Menschen, die im Laufen gut sind, aber im Kraftbereich Defizite haben.

Zentrales Element sind neben dem Training die großen Hyrox-Events, bei denen hunderte Athletinnen und Athleten im Wettkampf gegeneinander antreten. Hier treffen sich Menschen aus aller Welt und machen laut Jannis „eine riesen Party daraus! Da sind Leute, die den Wettkampf total feiern und einander supporten und anfeuern. Die meisten sind davon so motiviert, dass sie sich direkt zum nächsten Event anmelden.“ Die Wettkämpfe sind so beliebt, dass die Tickets meist früh ausverkauft sind. Wer Mitglied im Rockit Studio ist, profitiert hier von einem Early-Access-Zugang und kann sich so rechtzeitig vor der breiten Masse Tickets für die offiziellen Hyrox Events sichern.

Körper stärken und Kopf entspannen beim Aerial Yoga

Weniger aufgeregt, sondern angenehm entspannt geht es hingegen bei der Trendsportart Aerial Yoga zu. Aerial Yoga vereint klassisches Yoga mit einem U-förmigen Tuch, welches am der Decke angehängt ist. Bei dieser Sportart geht es nicht nur um akrobatische Übungen, sondern um die Kräftigung, Mobilisierung und Entspannung des Körpers. Ich treffe mich mit Tanja Beutler, Inhaberin des Poledance/ Polefitness- und Aerial Acrobatics-Studios „T-Tanzstück“, in ihrem Braunschweiger Studio. Hier werden neben der Luftakrobatik-Sportart Polefitness an der vertikalen Stange auch Kurse wie Aerial Yoga, Aerial Hoop, Aerial Silks und Tanzkurse wie Female Dance und Sensual Heels Art-Kurse angeboten. „Aerial Yoga ist im Vergleich die sanfteste Luftakrobatik Sportart. Man hängt im Tuch wie in einer Hängematte, die sich angenehm an den Körper anschmiegt,“ erklärt sie mir im Gespräch.

Das Training besteht aus drei Teilen: Flexibility- bzw. Stretching-Übungen, Kraftübungen sowie Yogaeinheiten, bei denen die Entspannung im Fokus steht. Der Körper wird dabei in Teilen oder auch ganz in ein dehnbares Tuch gelegt, das an der Decke befestigt ist und das gesamte Körpergewicht halten kann. „Das Gefühl, das eigene Gewicht in das Tuch abzugeben, in eine Art Schwebezustand zu kommen und trotzdem durch Kraft und Stretch etwas für Fitness und Muskulatur zu tun, ist für viele der entscheidende Faktor beim Aerial Yoga.“

Geeignet ist das Training für jede Alters- und Fitnessklasse. Selbst für Kinder gibt es Kurse, die unter dem Namen „Hammock“ (engl. für Hängematte) laufen. Obwohl es Aerial Yoga schon länger gibt, ist die Nachfrage erst im vergangenem Jahr deutlich gestiegen: „Viele Menschen kennen schon Yoga und wollen einfach etwas Neues in dem Kontext ausprobieren. Generell ist aber auch einfach das Bewusstsein rund um körperliche und mentale Fitness gestiegen, weshalb viele Menschen offen sind, Neues auszuprobieren,“ glaubt Tanja. Aerial Yoga eignet sich dabei vor allem für Menschen, die Fitness und Entspannung in einem möglichst kleinen Zeitfenster kombinieren möchten. „Man ist nur hier und lässt alles, was man den Tag über erlebt hat, draußen. Man ist so konzentriert auf seine Übungen, dass es gar keinen Raum für etwas anderes im Kopf gibt. Das ist total entspannend für den Kopf.“ Das Training findet immer in kleinen, geschlossenen Gruppen von maximal neun Personen statt. So können die Trainerinnen und Trainer individuell auf die einzelnen Teilnehmenden und ihre Stärken und Schwächen eingehen.

Fazit: Welche Trendsportart bietet den größten Ausgleich zum Alltag?

Padel, Hyrix und Aerial Yoga legen drei ganz unterschiedliche Schwerpunkte. Mal geht es um das Spielen mit Freunden, mal um das Verbessern im Wettkampf und beim Aerial Yoga wird der Entspannung zusätzlich Raum eingeräumt. Allen drei Sportarten gemein ist jedoch die Bewegung, die Körper und Geist auf unterschiedliche Art und Weise fördert und so einen Ausgleich zum Alltag schaffen kann.

 „Beim Sport trainiert man nicht nur den Körper, sondern erfährt auch mentales Wachstum. Das Durchhaltevermögen wird trainiert und du hast im Trainingsprozess auch mal Einbrüche, wodurch man lernt, mit Misserfolgen umzugehen,“ meint Jannis vom Rockit Studio. „Besonders bei den Ausdauer-Einheiten im Hyrox musst du mentale Blockaden durchbrechen – bei 7,5 Kilometern machst du einfach weiter, auch wenn du keine Lust mehr hast.“ Tanja von T-Tanzstück glaubt hingegen, dass es vor allem wichtig ist, mit der richtigen Einstellung an das Thema Sport heranzugehen, um mit Leidenschaft am Ball zu bleiben und persönliche Erfolge feiern zu können: „Das Ziel sollte nicht daraus bestehen abzunehmen. Der Muskelaufbau ist beim Aerial Yoga und allgemein bei Luftakrobatik ein netter Nebeneffekt, aber vor allem geht es darum, an Tricks zu arbeiten, sich stetig weiterzuentwickeln und auf sich stolz sein zu können. Das ist ein ganz anderer Motivator, der viel positiver behaftet ist als der Wunsch nach optischer Selbstoptimierung.“ Für Sandra ist der soziale Aspekt das Entscheidende: „Um einen guten Ausgleich zum Arbeitsalltag zu finden, reicht es manchmal auch schon, einfach an die frische Luft zu gehen, sich Zeit für soziale Begegnungen zu nehmen und diese einfach mit Sport oder Bewegung zu verbinden.“ Eines ist in jedem Fall sicher: Sowohl Geist als auch Körper werden sich für die Abwechslung vom Alltag bedanken – egal welche Sportart es am Ende wird.