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VfL-Wolfsburg feiert 20 Jahre Bundesliga mit Filmpremiere
Regisseur Chris Krüger im Interview

Seit ich elf Jahre alt bin, habe ich nur wenige Heimspiele des VfL Wolfsburg verpasst – der VfL ist für mich eine echte Herzensangelegenheit. Seit einigen Monaten habe ich das Glück, als Fan in einem einzigartigen Filmprojekt mitarbeiten zu dürfen.

20 Jahre Bundesliga für den VfL

Wir blicken in Wolfsburg auf 20 Jahre Bundesliga zurück. Anlässlich dieses Jubiläums ist eine Fan-Dokumentation entstanden, die am 6. August Premiere feiert und die ab dem 10. August 2017 im Wolfsburger Delphin-Palast zu sehen ist. Mein Bruder David ist einer der Initiatoren des Projekts, weshalb der Kontakt für mich schnell hergestellt war.

#20 - Der Film // Official Trailer #2

Gänsehautmomente im Trailer

Als ich die Trailer zum ersten Mal gesehen habe, bekam ich eine Gänsehaut. So ging es vielen, nicht nur VfL-Fans. Kein Wunder, denn der Film greift die vergangene emotionale Saison auf, die für uns mit dem Klassenerhalt in der Relegation endete. Mit Regisseur Chris Krüger konnte ich nun darüber sprechen, was es mit dem Film auf sich hat.

 

Interview mit Regisseur Chris Krüger

Lieber Chris, dass es einen Film über den VfL Wolfsburg geben soll, überrascht die meisten Menschen im ersten Augenblick. Wie kam es dazu?

Der Film beschäftigt sich mit den Fans des VfL und damit, was sich hier in den vergangenen 20 Jahren entwickelt hat. Generell sind zwanzig Jahre Bundesligazugehörigkeit etwas, auf das wir mit Stolz blicken können. Es gibt drei Initiatoren: David, Lenny und mich. Wir hatten einfach die Idee, zum 20-Jährigen etwas zu machen, was bleibt und daraus ist dann das Filmkonzept geboren. Mir ist es wichtig, die Fans in den Blick zu nehmen. Wie leben sie ihr Fansein aus? Was sind das für Persönlichkeiten? Daher haben wir uns fünf Hauptprotagonisten herausgesucht und zeigen deren Leidenschaft für den VfL auf. Mit allen Höhen und Tiefen. Wichtig ist mir deshalb zu sagen, dass es ein Film ist, der auf Initiative von Fans entsteht.

Was hat dich denn ganz persönlich daran gereizt, die Fans des VfL in den Blick zu nehmen?

Ganz klar liegt das daran, dass ich seit Gedenken VfL-Fan bin. Ich bin im Landkreis Gifhorn aufgewachsen und als Teenie mit David zu den Spielen gefahren. Die aus dieser Zeit stammenden Kontakte sind immer noch da und mithilfe vieler dieser Fans haben wir unser Projekt nun stemmen können. Ich selbst lebe mittlerweile in Hamburg, wo meine Filmproduktionsfirma Kinematograph 24/7 zu Hause ist, habe aber den Draht in die Region nie verloren.

Was magst du an dieser Region?

Sie ist meine Heimat und ich bin gerne hier. Eine große Rolle spielt hier sicherlich auch der VfL, der die Verbundenheit stärkt. In der Arena zu sein, das ist auch so wie zu Hause sein. In meiner Zeit als VfL-Fan habe ich vieles erlebt. Unvergessliche Momente wie Meisterschaft und Pokalsieg, aber auch die kräftezehrenden Fast-Abstiegssaisons. Hier ist etwas entstanden, der VfL wird gelebt. Gerade deshalb nervt es oft, welche billigen Klischees einem als VfL-Fan entgegengebracht werden.

Der Film ist eine Dokumentation. War es schwierig, so viel Material für einen Kinofilm zu sammeln?

Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil: Es war super schwierig, zu entscheiden, was in den Film reinkommt und was nicht. Allein unsere fünf Hauptprotagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein. Da wäre Heike, die VW-Arbeiterin, Heise, unser Capo, Calle und Daniel, die ganz aktive Mitglieder der Fanszene sind und dann noch Fynn. Er ist mit zwölf Jahren unser „Nachwuchsfan“. Als er geboren wurde, spielte der VfL schon jahrelang in der Bundesliga, für ihn ist das etwas ganz Selbstverständliches. Dementsprechend unterschiedlich und vielfältig sind die Blickwinkel.

Wo und wie oft habt ihr denn für den Film gedreht?

Natürlich im Stadion selbst, denn die Emotionen auf den Rängen dürfen nicht fehlen, schließlich geht es um Fußball. Im Umfeld des Stadions, aber auch bei den Fans zu Hause oder auf der Arbeit. Wir haben bei Auswärtsspielen gedreht und an besonderen Orten in Wolfsburg, die wichtig für die Darsteller sind und meistens natürlich auch irgendeinen Bezug zum VfL haben. Wir hatten 41 Drehtage, verteilt über die gesamte vergangene Bundesligasaison.

Wie habt ihr euch finanziert?

Das ganze Projekt finanziert sich zum Beispiel zu großen Teilen aus Geldern, die Fans im Rahmen eines groß angelegten Crowdfunding gespendet haben. Dabei kamen über 50.000 Euro zusammen. Dazu kommen andere Spenden und Erträge aus Fankreisen. Und wir haben einige regionale VfL-begeisterte Sponsoren, die uns ebenfalls unterstützen.

Was macht den Film denn sonst noch aus?

Insbesondere, dass es ein Film von Fans für Fans ist. Er entsteht, weil wir zeigen wollen, wer wir sind und wofür wir stehen. Dafür gab es zahlreiche Aktionen. Ich erinnere mich daran, dass etliche Helferinnen und Helfer bei Temperaturen um die 0 Grad Anfang Januar mit Spendendosen ums Stadion liefen und sammelten. Das versinnbildlicht einmal mehr, worum es geht. Aber das ist das Einzigartige. Sie tauchen nicht nur selbst im Film auf, sondern sie unterstützen permanent: vom Spendensammeln über das Verteilen von Materialien, der Organisation der Premiere, Social-Media-Aktivitäten, Gestaltung der Filmplakate, PR-Aktivitäten. Alles ist in Fanhand. Ich glaube, einen vergleichbaren Film in Fußball-Deutschland hat es noch nicht gegeben. Wir VfL-Fans setzen hier also auf ein Novum.

Du bist beruflich Filmemacher. Wie wirkt sich das auf die Fandoku aus?

Ich habe den Eindruck, dass viele immer von einem Amateurfilm mit wackelnden Bildern und schlechtem Sound ausgegangen sind. Dem ist aber definitiv nicht so. Durch meine guten Kontakte in die Filmbranche arbeiten wir mit einem hochprofessionellen Team zusammen. Mein Kameramann Alex Beier weiß genau, was er da tut und bringt viel Erfahrung aus dem Sportbereich mit. Und mal als Beispiel: Es wird für den Film eine eigene Filmmusik komponiert. Die hat man ansatzweise schon in den Trailern zu hören bekommen. Der Film wird alle qualitativen Ansprüche an einen Kinofilm erfüllen. Es ist ein Herzensprojekt, das auf die Leinwand gehört!

Wie haben der VfL und die Mannschaft denn reagiert, als ihr von der Idee eines Filmes erzählt habt?

Eigentlich nur positiv. Einige Spieler haben auf ihren Facebook-Auftritten sogar für das Crowdfunding geworben oder per Videobotschaft auf den Film aufmerksam gemacht. Robin Knoche oder Maxi Arnold zum Beispiel. Das unterstreicht nicht zuletzt noch einmal ihre Identifikation und die Nähe zur Fanszene. Allen voran möchte ich allerdings Marcel Schäfer hervorheben, der von Anfang an Feuer und Flamme für das Projekt war und uns selbst aus den USA hervorragend unterstützt. Der Verein hat uns ebenso immer mal wieder unter die Arme gegriffen, zum Beispiel, wenn es um solche Dinge wie Drehgenehmigungen und Bildrechte ging. Das Gleiche gilt übrigens auch für Volkswagen.

Der Film soll sich in erster Linie um Fans drehen. Aber wer spielt denn sonst noch mit?

Wenn man auf 20 Jahre Bundesliga zurückblickt, darf natürlich auch der eine oder andere Weggefährte nicht fehlen. Roy Präger und Holger Ballwanz, zwei Aufstiegshelden von 1997, sind etwa dabei. Diego Benaglio, der den VfL nach vielen Jahren verlassen hat, tritt ebenso auf wie Ashkan Dejagah, der Kultstatus unter den Fans genießt. Und natürlich noch einige andere Special Guests, etwas Überraschung soll ja noch für den Kinobesuch übrig bleiben.

Wo kann man den Film denn sehen?

Die Premiere im Wolfsburger Theater ist ausverkauft. Ab dem 10. August läuft „20“ für alle auf der Leinwand, genauer gesagt im Delphin in Wolfsburg. Wir hoffen, dass auch andere regionale Spielstätten ihn noch zeigen werden und sich viele Menschen auf den Weg ins Kino machen, denn ich denke, der Film ist nicht nur für VfL-Fans interessant.

Was ist deine ganz persönliche Erwartung und Hoffnung?

Dass wir zum einen zeigen, was hier in 20 Jahren entstanden ist. Zum anderen, wie sehr der VfL hier in Wolfsburg und der Region verwurzelt ist. Wir können stolz sein auf das, was wir haben und sind es auch. Und zu guter Letzt was man bewegen kann, wenn alle an einem Strang ziehen!