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Vom Mainboard zum Longboard:
Warum ein Informatiker einen Brettsportladen betreibt

Die Elemente spüren, Extreme suchen und dabei den ganzen Körper trainieren: Andreas Cukrowski liebt Brettsportarten und verkauft Boards unterschiedlichster Art über sein Wolfenbütteler Unternehmen „brettsport.de“. Die Erfolgsgeschichte begann allerdings ganz ohne Naturgewalten – am heimischen Computer. 

Schon als Kind stand der ursprüngliche Berliner und heutige Wahl-Wolfenbütteler auf dem Surfbrett und ritt stundenlang die Wellen in Dänemark und später an den Küsten Europas. Heute ist er Inhaber des Onlinehandels und Ladengeschäfts von brettsport.de und engagierter Brettsportler in allen Bereichen.

 

Vom Mainboard zum Longboard

Cukrowski kam Ende der Achtzigerjahre nach Wolfenbüttel, um an der Fachhochschule Nachrichtentechnik zu studieren. Schon damals zeigte er Unternehmergeist. „Ich habe mich viel mit Computern beschäftigt und selber programmiert. Das war, neben dem Sport, mein zweites Hobby“, erzählt er. PCs wurden damals gerade groß, die Nachfrage war hoch. Deshalb begann der Student, Soft- und Hardware an Kommilitonen zu verkaufen und machte sich schließlich selbstständig. „Das war damals ein Selbstläufer“, erinnert er sich. Sein Laden „TIGERSOFT“ gehört seit 25 Jahren zu Wolfenbüttels Top-Fachgeschäften für ausgewählte Hard- und Software.

Mit dem Boom des Computerzeitalters änderte sich jedoch auch der Markt: „Wir haben uns nach dem Preisverfall dazu entschieden, unser Computersortiment drastisch zu verkleinern und uns auf bestimmte Marken und Dienstleistungen zu spezialisieren. Das führte dazu, dass plötzlich sehr viel Ladenfläche übrig war, die gefüllt werden wollte“, erinnert sich Cukrowski. „Ich habe daraufhin einfach die alte Trumpfkarte gespielt und wieder mein Hobby zum Beruf gemacht.“

 

Bretter, die die Welt bedeuten

Der Markteinstieg für brettsport.de sei „butterweich“ gewesen, erzählt Cukrowski. 2013 schwappte der Longboardtrend nach Deutschland über. „Gefühlt jeder 12-Jährige“ habe damals ein Longboard haben wollen. Die Folgen für brettsport.de, damals noch unter dem Namen longboard-markt.de bekannt, waren meterlange Schlangen vor dem Ladengeschäft und eine Nachfrage im Onlinehandel, die kaum gedeckt werden konnte. „Wir konnten gar nicht so schnell nachbestellen, wie uns die Leute die Boards aus dem Laden trugen“, erinnert sich Cukrowski.

Der Ladengründer steht auch selbst gerne auf dem Longboard. „Ich teste eigentlich alle neuen Boardsportarten aus“, sagt er. „Wenn man einmal den Dreh raushat, kann man auch fast alle andere Brettsportarten umsetzen.“ Vor allem das Gleichgewichtsgefühl sei wichtig. brettsport.de bietet heute neben Longboards auch Surfbretter, Kites, Mountainboards, Skateboards, Snowboards und so ziemlich alle weiteren erdenklichen Bretter an, die es auf dem Markt gibt.

 

Wolfenbüttel bietet beste Voraussetzungen

Am liebsten steht Cukrowski auf dem Snowboard oder Kiteboard. „Eine Woche Kiten, eine Woche Snowboarden im Jahr, das muss schon drin sein“, sagt er. Obwohl er durch den Job stark eingebunden ist, nutzt Cukrowski jede Gelegenheit, um neue Boards zu testen. „Ich habe jetzt viel öfter die Ausrede, am Wochenende Kiten gehen zu müssen, ‚ein Testevent‘ zu machen. Aber das ist natürlich alles rein dienstlich“, erzählt er lachend.

Das Kiten hat sich Cukrowski überwiegend selbst beigebracht. „In Wolfenbüttel sind die Bedingungen hervorragend, um sich an das Kiten oder auch andere Brettsportarten ranzutasten.“ Auf der Wiese am Exer könne man mit Trainerkites oder Mountainboards erste Erfahrungen auf dem Brett sammeln, ohne ein großes Verletzungsrisiko einzugehen.

Cukrowski übte zwei Jahre lang die richtige Kite-Technik, bevor er im Urlaub offiziell seinen Kite-Schein machte. „Nächstes Jahr wollen wir Schulungen mit den Trainer-Kites auf der Wiese am Exer anbieten. Dann kann man hier im Prinzip alle Vorübungen und Sicherheitsanweisungen machen, damit man am Wasser relativ schnell ins Fahren kommt.“

 

Stand-up-Paddeling-Meisterschaft

Cukrowski ist nicht nur Händler. Verschiedene Events wie Test-Kiten an der Küste, eine Stand-up-Padelling-Meisterschaft oder eine Longboard-Ferienfreizeit für Kinder ab 12 Jahren begleiten das tägliche Geschäft. „Stand-up-Paddeling ist hier in der Region noch recht neu. Es ist eine Sportart für Leute, die es weniger extrem mögen. Jeder kann das in kürzester Zeit lernen, man braucht dafür eigentlich nur Gleichgewicht.“

Inga Stang

Bei der ersten Meisterschaft im Mai sammelten sich viele hoch motivierte Laien und erfahrene Kite-Surfer an der Oker zusammen, um den ersten Platz zu erpaddeln. Der Favorit, ein sportlicher Dachdecker, gab alles, um schnell zu sein und mit voller Kraft das Paddel durch das Wasser zu ziehen. Am Ende fehlte es an Gleichgewicht: Kurz vor der Ziellinie fiel er ins Wasser. „Stand-up-Paddeling ist halt einfach kein Sport, wo es um Geschwindigkeit oder besonders spektakuläre Fahrweisen geht“, erklärt Cukrowski. „Die Dinger haben eine Rumpfgeschwindigkeit, die werden nicht schneller. Das ist ein Sport, bei dem ich ganz ruhig über das Wasser gleite, aber trotzdem meinen ganzen Körper trainiere.“

 

Mit dem Longboard bis nach Hamburg

2015 organisierte Cukrowski zusammen mit der AWO ein weiteres spannendes Projekt, das dieses Jahr fortgeführt werden soll. 20 Kinder um die 12 Jahre fahren mit Longboards von Uetze nach Hamburg. „Die Idee hatte ein Zwölfjähriger, der letztes Jahr von Wolfenbüttel aus mit ein paar Freunden bis nach Hamburg fahren wollte“, berichtet er. „Über seine Mutter und einen Freund entstand der Kontakt und wir beschlossen, das Ganze als Kinder-Ferienfreizeit anzubieten.“

Da der Weg jedoch weit und die Aktion recht spontan war, begnügten sich die Kids 2015 mit der ersten Etappe von Wolfenbüttel bis nach Uelzen. „Dieses Jahr geht es sieben Tage lang mit dem Longboard bis nach Hamburg mit einem Zwischenstopp in Lüneburg“, betont der Unternehmer. Sein Team begleitet die Jugendlichen mit dem brettsport.de-Bus , kümmert sich um das Catering und macht „Pflasterdienst“.

Die Szene der Bretterliebhaber auch in anderen Bereichen wie dem Kiten zu vergrößern, das ist langfristig das Ziel von Cukrowski. „Wir haben Facebook- und Whatsapp-Gruppen, über die wir uns organisieren und zu Events verabreden. Wir freuen uns über jeden, der  den Kontakt sucht.“