#1 Eine runde Sache – Dorfleben in Lüben
Prachtvolle Fachwerkhäuser, geschmackvolle Vorgärten und spielende Kinder rund um den zentralen Platz: Das ist ein typischer Anblick im Rundlingsdorf Lüben, das mit seinen rund 100 Einwohnern zu Wittingen im Landkreis Gifhorn gehört. Wer den Ort besucht, der spürt sofort, warum Lüben im Jahr 1987 zum schönsten Dorf Deutschlands gekürt worden ist.
Mitten in Lüben lockt das Gasthaus Wolter mit deftigen Gerichten und Kartoffelspezialitäten. Es ist in der vierten Generation im Familienbesitz und damit eine echte Institution. Viele Zutaten für die Speisekarte kommen aus der Region, denn fünf Landwirte bewirtschaften in der Umgebung ihre Felder und Weiden: Sie bauen Kartoffeln an, halten Milchvieh und ziehen Schweine groß.
Doch nicht alle Bewohner des kleinen Ortes an der Grenze zu Sachsen-Anhalt verdienen ihr Geld innerhalb des Dorfs, viele pendeln zur Arbeit nach Wittingen oder Wolfsburg. Den Fahrweg nehmen sie aber gern in Kauf, weil es im Dorf so familiär zugeht: Mehrere Generationen leben unter einem Dach oder zumindest auf einem Hof. Sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen, ist dabei eine Selbstverständlichkeit. „Wir pflegen in Lüben eine sehr gute Dorfgemeinschaft“, betont der Ortsvorsteher Joachim Niemann. „Die Leute wollen hier leben.“
Dass Lüben auch in Zukunft floriert, liegt Niemann persönlich am Herzen. Deshalb kümmert er sich pausenlos um die Straßen, die Kinderspielplätze, die Dorfgemeinschaft – und die Natur. Dabei zieht er mit den Lübenern an einem Strang, zum Beispiel beim Zukunftsprojekt Infrastruktur. Die Verkehrsanbindung nach Wolfsburg und Hamburg soll besser werden, damit die ländliche Idylle auch für Stadtmenschen noch attraktiver wird.
Sehenswert ist das Museum des Dorfes: Hier erfahren Sie, wie die Menschen früher dort lebten. Der Kartoffelanbau spielte zum Beispiel schon immer eine wichtige Rolle. Aber auch Jagd und Fischerei wurden großgeschrieben. Mit Backwaren versorgte man sich auf den Höfen weitgehend selbst. Gemüse und Obst wurden selbst angebaut, das Fleisch stammte von hausgeschlachtetem Vieh und selbst der Wein wurde von eigener Hand angesetzt.
Ein Geheimnis des frühen bäuerlichen Wohlstandes offenbart sich in einem versteckten Winkel der Museumsscheune: 1955 wurde im Dorf Öl gefunden. Zwar fördern die Pumpen inzwischen mehr Salzwasser als Öl. Fest steht aber: „Das Öl hat die Entwicklung des Dorfes deutlich begünstigt und den Strukturwandel positiv beeinflusst“, sagt Joachim Niemann.
Noch heute profitieren die Grundbesitzer in Lüben vom Förderzins, allerdings ist die Biogaserzeugung inzwischen noch lukrativer.