Header image Inga Stang

Mord ist ihr Hobby:
Peiner Krimifans schreiben ein eigenes Werk

Die Krimistube in Peine ist lauschige Heimat hunderter Romane, die sich mörderischen Geschichten und skurrilen Ermittlern widmen – und seit einem Jahr so etwas wie das zweite Zuhause von elf Krimifans: Sie haben hier gemeinsam den Peine-Krimi „Peine – stahlhart und todsicher“ geschrieben. Mord und Totschlag haben Sabine Schymosch schon immer begeistert. Vor allem die Geschichten der kleinen gewitzten Miss Marple haben es der gebürtigen Peinerin angetan. In ihrem Geschäftslokal in der Peiner Südstadt hat sie dieser Leidenschaft einen gesamten Raum gewidmet: die Krimistube.

Tausendfünfhundert Kriminalromane hat sie hierfür zusammengesammelt und liebevoll in die wandhohen Regale sortiert. Jeden Donnerstag von 16 bis 19 Uhr können die Bücher kostenfrei vor Ort gelesen oder ausgeliehen werden. „Im Prinzip funktioniert das wie in einer ganz normalen Bücherei“, erklärt mir Schymosch, die sich selbst als Südstadtkind bezeichnet, das „mit Fuhsewasser“ getauft wurde.

 

Krimistube für Autoren und Laien

Es ist Mittwoch und die kleine Stube voll: Elf Leute treffen sich zur Besprechung für die Premierenlesung des Peine-Krimis. Hier die Vorgeschichte:
Anfang 2015 trafen Sabine Schymosch und Krimiautorin Sabine Hartmann aufeinander. Bei einer Lesung drückte Hartmann Sabine Schymosch ein Buch in die Hand. Das Buch hieß „Bad Salzdetfurth kriminell“ und war das Ergebnis einer Autorengruppe von Laien und Krimifans aus der gleichnamigen Stadt. Hartmann hatte ein Jahr lang mit der Gruppe zusammengearbeitet und sie beim Verfassen kurzer Kriminalgeschichten unterstützt.
Zuvor hatte sie bereits das gleiche Konzept mit einer Gruppe in Seelze umgesetzt. „Sabine meinte damals zu mir: ‚Guck mal, das wär doch auch was für Peine‘. Ich habe mir daraufhin das Buch angeschaut und war von der Idee überzeugt“, erzählt Schymosch. Die Teilnehmer für die Gruppe sammelte sie aus ihrem Bekanntenkreis zusammen.

 

Richtig schreiben und kritisieren

Eine von ihnen ist Nathalie Maasberg, die damals nur für sich selbst und ihren Blog schrieb. „Sabine kannte uns alle aus ganz unterschiedlichen Lebensabschnitten“, erzählt sie . „Und ich dachte immer, Krimi kann ich nicht.“ Sie ließ sich aber eines Besseren belehren. Ihre Geschichte „Tod zum Osterfest“ wird bei der Premierenlesung des neuen Krimis vorgestellt werden.
Andere Teilnehmer wie Otto Erich Müller hatten bereits durch andere Schreibgruppen Erfahrung im Geschichtenerzählen gesammelt: „Das Projekt war dennoch eine ganz neue Herausforderung für mich, von der ich froh bin, mich ihr gestellt zu haben“, berichtet er.
Zu Beginn brachte Sabine Hartmann den Teilnehmern bei, wie man Spannungsbögen aufbaut und welche Grundregeln beachtet werden müssen, aber auch, wie man lernt, Kritik anzunehmen und diese konstruktiv zu formulieren. „Jeder steckt natürlich sein Herzblut in so eine Geschichte. Deshalb kann das schon wehtun, wenn die dann auseinandergenommen und kritisiert wird“, erklärt Hartmanns Ehegatte Martin, der sie an diesem Mittwoch in der Gruppensitzung vertritt. „Man muss lernen, wie man das richtig verarbeitet.“

 

Leiche in der Laube

In zwölf Monaten brachte die Gruppe diverse Postkartenkrimis, einige Kurzgeschichten und ein paar längere Mordfälle zu Papier. „Manche haben bis zu 40 Seiten oder mehr geschrieben, andere wiederum nur zwei oder drei“, berichtet Uli Schmidt, die selbst einen der kürzeren Krimis verfasst hat. Als Schauplätze für die Geschichten wurden Orte in der Region Peine gewählt. Eine Leiche wird zum Beispiel in der berühmten Laubenkolonie „Friedrichsruh“ gefunden, eine bei den Kammerwiesen in der Nähe zum Barumer Moor und wieder eine andere beim Peiner Freischießen.
Kathrin Bolte, ebenfalls Teilnehmerin an dem Projekt und beruflich als Journalistin tätig, hat in ihrem Kriminalroman sogar real existierende Peiner Persönlichkeiten mitspielen lassen. „Nur Leiche und Mörder wollte keiner spielen“, erzählt sie lachend. Die elf Krimiautoren freuen sich nun auf die Premierenlesung und stecken schon bis zum Hals in den Vorbereitungen. Ab dem ersten September können Tickets und der Peiner Kriminalroman „Stahlhart und todsicher“ in der Buchhandlung Gillmeister gekauft werden.