Torsten Hacke liebt, was er tut. Das merkt man sofort, wenn er von seiner Passion spricht: dem Backen. Und er ist mit Leib und Seele Unternehmer. Als ich ihn an einem Vormittag um 10 Uhr in Ahnsen im Landkreis Gifhorn treffe, liegt bereits ein neunstündiger Arbeitstag hinter ihm. Denn der Bäckermeister ist nachts um halb 2 der Erste in der Backstube.
Hellwach, wenn andere schlafen
Aus selbst angesetztem Sauerteig und besten regionalen Zutaten knetet Torsten Hacke Brotteig, wenn seine Kunden im Tiefschlaf liegen. Dann darf auch der Teig ruhen, aber nicht sehr lange. Genau um 2.30 beginnen drei Bäckergesellen ihr Tagwerk in der Backstube. Im Takt von 15 Minuten kommen weitere Mitarbeiter dazu, bis schließlich um 4 Uhr Hochbetrieb herrscht. Um diese Zeit zieht schon köstlicher Duft von Frischgebackenem durch das Haus: das erste Brot ist fertig!
10.000 Brötchen, Kuchen und Gebäck
Fleißige Hände kümmern sich nun um bis zu 10.000 Brötchen, Kuchen und anderes Gebäck. Die Brötchen ruhen schon seit dem Vortag fertig geformt und bestreut in Kühlschränken. Die lange Ruhezeit macht sie besonders bekömmlich und sorgt dafür, dass sie länger frisch bleiben, erklärt mir Torsten Hacke, als er die Tür eines monströsen Kühlschranks öffnet.
Ein Beruf fürs Leben und neue Impulse
Vor 27 Jahren hat Torsten Hacke als frischgebackener Meister den seit 1903 bestehenden Familienbetrieb von seinem Vater übernommen. In den folgenden 15 Jahren baute er das Unternehmen immer weiter aus, eröffnete Filialen und stellte Mitarbeiter ein. Die aus Hackes heutiger Sicht wichtigste Entscheidung für die Zukunft fällte er im Jahr 2002. Als in Meinersen, wo Hacke eine Filiale unterhält, ein Backdiscounter eröffnete, wollte er sich neu positionieren: mit Produkten aus dem Holzofen.
Er kaufte einen mit Holzscheiten zu befeuernden Backofen, der noch draußen im Hof stand. Die Kunden rissen Hacke das Holzofenbrot förmlich aus den Händen und der Betrieb expandierte weiter. Er belieferte das „Ritz“ in Wolfsburg und andere große Abnehmer mit Rang und Namen. Bei einem Jahresumsatz von 1,6 Millionen und 32 Mitarbeitern zog der Bäcker im Jahr 2005 die Reißleine. Damals war er an sieben Tagen in der Woche im Betrieb und die Familie fuhr in den Ferien ohne ihn los.
Doch Torsten Hacke wollte auch mal wieder Urlaub machen. Deshalb schloss er Filialen und kündigte nach und nach Lieferverträge, die mit Verpflichtungen am Wochenende verbunden waren. Geschadet hat es nicht. Im Gegenteil.
Kulinarische Botschafter
Die bisher größte Würdigung erfuhr Torsten Hacke, als vier seiner Produkte im Jahr 2016 zu Kulinarischen Botschaftern Niedersachsens gekürt wurden: das Holzofenbrot Fridolin, das normale Holzofenbrot, der Zuckerkuchen und der Butter-Rosinen-Stuten. Warum der Zuckerkuchen aus dem Holzofen das Beste ist, was Niedersachsen in diesem Bereich zu bieten hat, verrät Torsten Hacke übrigens im nachfolgenden Video.
In Bewegung
Doch Torsten Hacke liegt es fern, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Alle 14 Tage überrascht er seine Kunden mit einer neuen, besonderen Brotsorte, die es nur zwei Wochen lang gibt. Zum Beispiel ein sehr appetitlich aussehendes Holzofenblütenbrot, das mit blauen, roten, gelben und weißen Blüten bestreut ist, oder ein Superfood-Samen-Holzofenbrot. Torsten Hacke führt mir die unterschiedlichen Ofentypen in der Backstube vor, erklärt die Funktionsweise des neuen Holzbackofens – der jetzt drinnen steht und bis 35 Brote fasst – und der ebenfalls neuen Dampfkammeröfen. Er beantwortet meine Frage nach dem Unterschied zwischen Zuckerkuchen und Butterkuchen – bei Hacke gibt es keinen Unterschied – und lässt mich an den Vanillestangen schnuppern, aus denen er Vanillezucker herstellt.
Als ich knapp zwei Stunden später gehe, hat der 52-Jährige keinen Feierabend, obwohl er zu diesem Zeitpunkt bereits elf Stunden im Betrieb ist. Ihn erwartet jetzt Büroarbeit. Der Personaleinsatz muss geplant und am Abend außerdem die Bestellungen für den nächsten Tag koordiniert werden.
Übrigens: Wer es mir nachtun und die Backstube von Bäcker Hacke besichtigen möchte, ist dazu eingeladen. Weitere Informationen gibt es im hier.
Torsten Hackes Rezept Butterkuchen/Zuckerkuchen
Zutaten:
Für den Vorteig:
200 g Weizenmehl Type 550
4 g Hefe
120 g lauwarmes Wasser
Für den Teig:
324 g Vorteig
800 g Weizenmehl Type 550
70 g Zucker
15 g Meersalz oder Kochsalz
180 g Butter, weich
70 g Hefe
380 g Vollmilch, etwa 25 °C warm
Für den Belag:
2 Pakete Butter
450 bis 600 g Zucker zum Bestreuen
ca. 500 g flüssige Sahne
Zubereitung
Der Vorteig wird am Vortag hergestellt. Er dient der besseren Mehl-
verquellung und sorgt für Saftigkeit und Aromabildung. Alle Zutaten für den Vorteig zusammen intensiv kneten und über Nacht abgedeckt in den Kühlschrank stellen.
Den Vorteig 2 bis 3 Stunden vor der Weiterverarbeitung aus dem Kühlschrank holen, damit er wieder auf Raumtemperatur kommt. Alle Zutaten für den Teig zusammen intensiv kneten, bis der Teig glatt ist und nicht an den Händen klebt. Danach den Teig in eine Schüssel geben und abdecken, damit er nicht verhautet. Reifezeit: ca. 30 bis 45 Minuten.
Anschließend 500 g bis 600 g Teig ausrollen und auf ein gefettetes oder mit Backtrennpapier ausgelegtes Backblech legen. Jetzt mit einer Gabel den Teig einstechen, damit Luftblasen beim Backen entweichen können. Einzelne kleine Stücke Butter auf den Hefeteig legen und dabei etwas andrücken.
Zum Schluss den Kuchen gleichmäßig mit Zucker bestreuen und auf Gare an einem warmen Ort, beispielsweise in der Küche, stehen lassen. Nach etwa 60 Minuten den Kuchen in den vorgeheizten Ofen schieben (Ober- und Unterhitze, ca. 230 °C/240 °C).
Den Zuckerkuchen etwa 12 bis 16 Minuten je nach gewünschtem Bräunungsgrad backen und danach mit flüssiger Sahne abstreichen.
Das Rezept ergibt 3 Haushaltsbleche Zuckerkuchen.
Guten Appetit!
3 Kommentare
KommentierenJa! Ich durfte den Zuckerkuchen probieren – er ist wirklich sensationell!
Lecker
Sieht sehr lecker aus