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Sicherheit aus Salzgitter –
die Tescon-Sicherheitssysteme AG

Ein Besuch bei der Tescon Sicherheitssysteme AG in Salzgitter. Ich bin mit Dr. Peter-Eggert Reimers, Vorstand, und Klaus Tschernatsch, Verkauf, verabredet. „Sicherung von Durchfahrten gegen Fahrzeugdurchbruch“ ist ihr Spezialgebiet. Was sich so technisch anhört, bekomme ich sehr anschaulich erklärt und gezeigt. Es sind vor allem Poller, die zur Sicherung von Einfahrten, Straßen und Plätzen eingebaut werden. Um die Einfahrt eines Fahrzeuges zu ermöglichen, können sie elektrisch versenkt werden. Aber auch Schranken, Tore, Drehkreuze, Zäune und Fahrzeugsperren gehören zum Produktspektrum.

Wechselvolle Firmengeschichte

Bereits 2003 gründete Reimers in Salzgitter die Tescon Security. Doch 2015 musste die Firma Insolvenz anmelden. „Einige Großkunden haben ihre Rechnungen nicht gezahlt, das hat uns das Genick gebrochen“, schildert Reimers die Situation. Er ist die treibende Kraft hinter Tescon. Doch aufgeben war keine Option, so gründete er bereits kurze Zeit später das Unternehmen neu. Dabei konnte er auf einen Teil der Mitarbeiter und viele ehemalige Kunden zurückgreifen.

Der Makel der Insolvenz ist jedoch noch nicht überwunden. „Wir versuchen Vertrauen aufzubauen, einen Schlussstrich zu ziehen und nach vorne zu gucken.“ Bei einer Sache jedoch werden beide ärgerlich. „Bei öffentlichen Ausschreibungen können sich nur Unternehmen bewerben, die mindestens drei Jahre Erfahrung haben. Das ist doch widersprüchlich, wenn die Politik Start-Ups fördern will, sie aber von Ausschreibungen ausschließt.“

Von den 16 Mitarbeitern arbeiten drei in der Montage, zwei übernehmen die Wartung und Montage vor Ort. Konstrukteure, Entwickle, die Buchhaltung und Verwaltung nimmt den Rest ein. Eigentlich ein kleines Familienunternehmen, Frau Reimers führt die Bücher der Firma. „Bei einem so kleinen Betrieb ist wichtig, dass alles Hand-in- Hand läuft“, stellt Tschernatsch heraus. Er hätte selbst selten normale 8-Stunden- Arbeitstage. „Wir sind alle überzeugt von den Produkten und setzen uns entsprechend dafür ein.“

 

Prävention gegen Terroranschläge – ein aktuelles Thema

Schnell fallen einem die Anschläge auf dem Berliner Breitscheidplatz oder auf dem Boulevard La Rambla in Barcelona ein, wo islamistische Terroristen mit Fahrzeugen in Menschenansammlungen rasten. Natürlich sei das ein großes Thema, nickt Reimers. Viele Kommunen informieren sich über den Einbau von Pollern. Über die Lösung einiger Gemeinden, Betonklötze als Absperrung aufzustellen, kann er jedoch nur den Kopf schütteln. „Die werden durch einen Aufprall in die Luft geschleudert, zersplittern und stellen so eine zusätzliche Gefahr dar.“ Prävention sei das wirksamste Mittel gegen Terror, ist sich Reimers sicher, Poller hätten Katastrophen wie in Berlin, Nizza oder Barcelona verhindern können.

Die Poller, die Tescon entwickelt, werden in einem unabhängigen Labor getestet. Bei einer Art Crash-Test wird festgestellt, ob sie einer festgelegten Aufprallwucht standhalten, z.B. einem 7,5 t-LKW bei 80 km/h. Sind die Poller danach noch funktionstüchtig, bekommen sie eine entsprechende Zertifizierung. Vor einigen Wochen war das jährliche Oktoberfest wieder in den Schlagzeilen. 2011 hat Tescon dort die Sicherung der Theresienwiese übernommen. Damals gab es viel Kritik an der „Verpollerung“ – heute sei man froh darüber. Reimers ist überzeugt, dass die Menschen sich  schnell an solche Maßnahmen gewöhnen werden. Er vergleicht es mit dem Gurt beim Autofahren oder dem Airbag: eine notwendige Sicherheitsmaßnahme, die heute niemand mehr in Frage stellt. Und besonders die Anschnallpflicht hatte bei ihrer Einführung viel Kritik ausgelöst. Und trotzdem hofft jeder, nie darauf angewiesen zu sein.

 

Made in Salzgitter

Tescon beliefert mit seinen Produkten Kunden auf der ganzen Welt, 70% gehen in den Export, vor allem in den Mittleren Osten, Indien und Frankreich. Botschaften und Großbanken, jüdische Gemeinden und Flughäfen, militärische Einrichtungen und Hotels gehören zum Kundenkreis. Dabei liefern die Salzgitteraner die Poller mit den Plänen, die Montage vor Ort erfolgt meist in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. Dr. Reimers ist zudem viel unterwegs, um die Partnerfirmen einzuweisen und zu unterstützen.

Wir fahren in die kleine Produktionshalle wenige 100 Meter vom Büro entfernt. Hier wird deutlich, wie groß die Poller eigentlich sind. Wie bei einem Eisberg ist der größte Teil nicht sichtbar unter der Oberfläche verborgen. Hinzu kommen große Schaltkästen, über die die Elektronik der Poller gesteuert wird. Hier stehen viele Maschinen zur Stahlverarbeitung und zum Transport, Produkte in verschiedenen Produktionsstufen. „Wir produzieren komplett in Salzgitter“, erklärt Tschernatsch. Das Label „Made in Germany“ sei dabei vor allem im Ausland viel wert, wo es für Qualität stehe. „In Deutschland wird mehr auf den Preis geschaut und da sind Mitbewerber, die im Ausland produzieren, oft günstiger“, bedauert er.

 

Kreative Lösungen für optische Wirkung

Zurzeit arbeiten Reimers und sein Team an Lösungen, wie Poller optisch gestaltet werden können. „Manche Kunden wollen ganz offensiv zeigen, dass ihr Gelände gesichert ist. Andere sind eher zurückhaltend, wollen ihre Besucher vielleicht nicht ständig mit der potentiellen Gefahr konfrontieren. „Wir entwickeln kreative Vorschläge, wie das umgesetzt werden kann. Poller können z.B. in Parkbänke integriert werden oder in Mülleimer.“ Das aktuellste Produkt ist ein Poller, dessen Oberfläche wie ein LED-Bildschirm funktioniert. Hier können dann Hinweise oder Werbung gezeigt werden. Generell sei die Integration einer Sicherheitslösung bei Neubauten einfacher als z.B. bei denkmalgeschützten Gebäuden oder in Altstädten. „Aber auch hier sind wir mit Architekten und Stadtplanern im Gespräch“, berichtet Reimers.

Reimers und Tschernatsch blicken positiv in die Zukunft ihres Unternehmens. Aktuell arbeiten sie an einer neuen Marketingstrategie, abgestimmt auf die unterschiedlichen Zielgruppen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir uns weiter am Markt positionieren können.“