Was für herrliches Frühlingswetter – das lädt zu einer schönen Fahrradtour ein, die mich zunächst von meinem Wohnort Ölper über Watenbüttel an den Mittellandkanal führt, bis ich an der Marina Bortfeld wieder landeinwärts nach Süden fahre, Richtung Wedtlenstedt. Felder und das frisch sprießende Blattwerk der Bäume begleiten mich, bis ich an einem Schild vorbeikomme, das mich auf das Restaurant Am Yachthafen Heidanger aufmerksam macht. Die Einfahrt ist gar nicht so leicht zu entdecken, ist sie doch von der Straße aus nicht sofort erkennbar, doch schon die Zufahrt belohnt meinen Entdeckergeist.
Eine maritime „Perle“ am Kanal
Der Yachthafen Heidanger in Wedtlenstedt
Versteckt – eben ein echter Geheimtipp
Der asphaltierte Weg führt mich bergab an einer großen Halle vorbei und direkt auf einen kleinen, aber überaus feinen Yachthafen zu. Hier schaukeln kleine Bötchen und schöne Yachten auf dem Wasser. Der sommerliche Garten vor dem Restaurant bietet eine gute Gelegenheit, sich nach der ersten Etappe meiner Radtour auszuruhen. Das kleine Paradies ist von der Straße aus gar nicht zu vermuten, aber alleine die Anfahrt hinunter zum Hafen macht neugierig, denn es sieht einfach zu schön aus, was da in der Sonne vor mir liegt.
Der mit exotischen Pflanzen in Terrakotta-Kübeln, Palmen und großen Sonnenschirmen geschmückte Platz verströmt eine wunderbar erholsame Atmosphäre. Ich fühle mich fast wie im Urlaub im Süden! Palmen, Sonne, Wasser und Schiffe – der Yachthafen in Wedtlenstedt bietet alle Zutaten dafür. Und lecker essen kann man hier auch, denn das Restaurant Heidanger hat eine ganz vorzügliche Küche! Die kann man von dienstags bis samstags jeweils von 17 bis 21 Uhr und sonn- und feiertags sogar schon mittags ab 11.30 Uhr genießen. Das Café mit leckerem hausgemachtem Kuchen öffnet schon um 15 Uhr.
Ahoi, hungriger Matrose
Innen ist das Lokal ganz im maritimen Stil gehalten und mit liebevollen Details ausgestattet. Die im Fußboden eingelassene dekorative Windrose weist dem gestandenen Seemann gleich die richtige Richtung, die kleinen Anker auf dem Teppich und die Bilder an Theke und Wänden mit Schiffsmotiven machen sofort klar, dass sich hier alles ums Wasser dreht. Und die großen Panoramafenster im Restaurant sorgen für einen unverstellten Blick nach draußen auf den Yachthafen.
Ich entscheide mich jedoch für einen Platz draußen, in einem der Strandkörbe. Hier ist es gemütlich, hier mag ich eine Weile bleiben und ein Stück von Frau Sippelts selbst gebackenen Kuchen probieren. „Der Kuchen hier ist sehr gut!“, wurde mir von Gertrud Kubon versichert. Die Familie Kubon kennt das Restaurant von Anfang an und zählt zu den Stammgästen, wie mir Rüdiger Milius, der Besitzer und Gastronom mit Leib und Seele, zuvor verraten hat. „Wir feiern hier alle runden und auch die restlichen Geburtstage, schon seit 24 Jahren“, erklärt Alfred Kubon. „Das ist hier eine Idylle wie in Italien – das gefällt uns so am Yachthafen Heidanger.“ Und auch Sohn Michael, der sonst des Berufs wegen in Stuttgart lebt, kommt jedes Mal, wenn er seine Eltern besucht, gern mit ihnen hierher. Auch dem jungen Mann gefallen die Atmosphäre, das Ambiente und das gastronomische Angebot.
Von der Kiesgrube zum Yachthafen
Von Rüdiger Milius erfahre ich einiges über die Geschichte dieses kleinen Paradieses. Nicht ohne Stolz erzählt er, dass das Restaurant am 15. März dieses Jahres bereits sein 34-jähriges Jubiläum feiern konnte. So lange ist es also her, dass aus dem Baggerbetrieb mit Kiesgrube ein feines Speiselokal werden konnte. Milius’ Eltern waren die Betreiber einer Kiesabbaufläche am Zweigkanal Salzgitter und kamen auf den Gedanken, zur Rekultivierung des Geländes einen Sportbootshafen anzulegen. 1980 wurden dazu die ersten Bauanträge gestellt und im Februar 1983 wurde mit Erteilung der Baugenehmigung gleich losgelegt. Wichtigste Voraussetzung für den Bau des Yachthafens war die Brücke an der Hafeneinfahrt, die fünf Meter hoch, sieben Meter breit und zwei Meter tief ist. Schon im April 1983 hat dann das erste Boot den Hafen in Richtung Kanal verlassen!
Die Idee, dass hier einstmals Boote liegen könnten, wo zuvor noch Kies gebaggert wurde, kam der Familie Milius schon früh. Sie hatten den Bedarf gespürt, als 1974 die ersten Boote kamen. Und weil auch Bootsfahrer Hunger und Durst haben, war es nahezu logisch, an diesem idyllischen Plätzchen für die Kapitäne und andere Ausflügler hier ein Restaurant zu eröffnen.
Zu Wasser und zu Lande – Besucher vom Boot und mit dem Rad
Das gesamte Gelände des Yachthafens Heidanger – der Name entstammt übrigens der gleichnamigen Flurbezeichnung in der Gemarkung des Ortes Wedtlenstedt – ist inklusive der Wasserfläche knapp vier Hektar groß. Die schön gepflegten Grünanlagen, Parkplätze und circa 6.000 angepflanzte Bäume und Sträucher sowie die 80 Liegeplätze im Hafenbecken locken jedes Jahr viele Besucher und darunter sehr viele Stammgäste an. Wie eben Familie Kubon. Natürlich laufen in den Yachthafen viele Kapitäne ein. „Unsere Bootsfahrer kommen aus Braunschweig, Peine und Salzgitter, also aus einem Umkreis von circa 30 Kilometern“, so Rüdiger Milius. „Aber wir haben auch Boote von außerhalb.“ Und so können die Gäste des Restaurants vom kleinen Motorboot, das auf dem Kanal fährt, bis zur seetüchtigen Yacht, eine bunte Palette an Schiffen bestaunen.
Hauptsaison im Restaurant und Café ist von Ostern bis November. Geschlossen ist meistens im Januar und Februar, wenn das Wetter kaum Gelegenheit zum Ausflug bietet. Aber gerade in den Sommermonaten kommen viele Gäste auch mit dem Rad, statt mit dem Boot. So wie ich heute, die sich vom Kanal aus zum Yachthafen mit der mediterranen Atmosphäre locken ließ. Ob er selbst auch Bootsfahrer ist, möchte ich von Milius wissen. Ja, auch er ist früher gefahren, hatte selbst einige Boote, darunter auch ein Sportboot, aber durchs Restaurant bleibt ihm keine Zeit mehr dafür. Denn die nimmt er sich bevorzugt für seine Gäste, wovon gut hundert ins Restaurant mit Außenbereich passen. Und auch sein achtköpfiges Team kümmert sich mit Begeisterung um die Besucher im Heidanger.
Eine ganz besondere Location für Events
Bedienung Petra, die seit fünf Jahren hier tätig ist, liebt das besondere Ambiente. Und die vielen Stammgäste – denn das macht die Arbeit so persönlich. Ich spüre, dass ihr die Tätigkeit richtig Spaß macht, so, wie sie mir strahlend davon erzählt. Alle hier sind zwar emsig bei der Arbeit, vom Chef bis zum Kellner, aber es bleibt auch immer Zeit für einen netten Plausch. Mich interessiert noch, wozu die große Halle dient, an der ich vorbei gefahren bin. „In der Halle überwintern die Boote“, erklärt Milius. „Aber im Sommer nutzen wir sie für größere Events.“ Die 450 Quadratmeter große Halle bietet sich also für Hochzeiten, Sommerfeste und Firmenfeiern an, die in einer besonderen Location stattfinden sollen.
Der überaus köstliche Kuchen ist vertilgt und ich muss weiter. Es fällt mir richtig schwer, mich aufs Rad zu schwingen, denn es ist so entspannt und pittoresk hier im Yachthafen Restaurant Heidanger. Aber eines ist ganz gewiss: Ich komme wieder zu dieser maritimen „Perle“ mit dem mediterranen Flair, um das leckere Essen und die besondere Atmosphäre zu genießen. Genau, wie die vielen Stammgäste, zu denen ich dann vielleicht auch mal zähle.