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Sanddorn-Kosmetikprodukte. Meike Buck

(Fast) Hüllenlose Körperpflege

Das Unternehmen CMD Naturkosmetik produziert seit 1994 kosmetische Produkte nach höchsten naturkosmetischen Standards. Dabei spielen verschiedene Aspekte von Nachhaltigkeit bei der Herstellung und dem Verkauf eine immer größere Rolle. Ein Besuch in Goslar.

Als ich die Produktions- und Lagerhalle im Goslarer Stadtteil Baßgeige betrete, steigt mir ein charakteristischer Duft in die Nase. „Das ist Teebaumöl“, erklärt Diana Steinbach und lächelt. „Ich mag das, so weiß man beim Betreten der Halle immer gleich, was gerade abgefüllt wird.“

 

CMD Naturkosmetik – jetzt auch unverpackt!

Heute ist es also ein Produkt aus der Teebaumöl-Linie. Diana Steinbach ist seit Herbst 2021 Assistentin der Geschäftsleitung und übernimmt dazu noch das Projektmanagement für den Unverpackt-Bereich des Unternehmens. Sich mit Fragen der Nachhaltigkeit zu beschäftigen, ist also ihr Alltag.

Gefragt nach Ideen sprudelt sie los, einiges ist bereits umgesetzt, anderes gerade in der Entstehung. Ein Baustein ist, Shampoo, Duschgel und Lotion in Unverpackt-Läden auch zum Abfüllen anzubieten, seit neuestem gibt es auch Reinigungsmilch und ein Schaumbad im 10-Liter-Behälter. Im Moment entwickelt Steinbach ein Pfandsystem für die Kanister. „Die müssen nach der Benutzung gereinigt und sterilisiert werden – natürlich nach naturkosmetischen Standards, um sie dann erneut zu befüllen“, erklärt sie. Für ein kleines Unternehmen wie CMD Naturkosmetik ist das eine große Herausforderung.

Aus dem Hörsaal ins Management

Rund 40 Menschen arbeiten in der Produktionshalle in der Wachtelpforte und im nicht weit entfernt liegenden Bürogebäude. Dass viele junge Leute eingestellt werden und es flache Hierarchien gibt, gefällt Diana Steinbach gut. „Ich habe die Stelle direkt nach meinem Studium bekommen und trage hier Verantwortung, obwohl ich noch keine Berufserfahrung hatte.“ Zudem könne sie in dem kleinen Team Einfluss auf die Prozesse nehmen und ihre Ideen umsetzen.

1994 gründete der gelernte Zahntechniker Carl Michael Diedrich das Unternehmen, nachdem er sich schon viele Jahren zuvor mit Naturkosmetik beschäftigt hatte. Die ersten Cremes rührte er in seiner Küche zusammen und verschenkte sie.

 

Weniger Inhaltsstoffe, weniger Aufwand, mehr Nutzen

„Weniger ist mehr“ heißt die Philosophie in Goslar. Also wird ein Hauptwirkstoff pro Produkt verwendet. Denn je weniger unterschiedliche Rohstoffe auf die Haut gebracht werden, desto weniger Stoffe können allergische Reaktionen auslösen. Ein weiterer Aspekt ist, dass sich dann mehr des eigentlichen Wirkstoffs in dem Produkt befindet und so seine Vorteile in den Vordergrund gerückt werden.

Als Beispiel zeigt Diana Steinbach mir einen Kanister mit Shampoo aus der Sandorini-Pflegeserie, in dem es leuchtend orange schwappt – biologisches Sanddornöl. Und auch die Produktpalette ist mit rund 160 Artikeln relativ überschaubar, „bei gesunden Menschen ohne spezielle gesundheitliche Anforderungen braucht nicht jeder Körperteil ein eigenes Produkt“, ist sie überzeugt. Auch das reduziere Aufwand und Abfall und spare Geld.

Bodybutter im Glastiegel, Seife in Papier

Das Mischen und Abfüllung der Produkte können wir heute nur durch die Scheibe beobachten, dahinter muss alles sauber und steril sein. In einem großen Edelstahl-Behälter werden die Rohstoffe vermengt, im nächsten Raum fahren braune Flaschen über ein Band und werden mit Etiketten beklebt. „Wir stellen gerade das Design um“, erklärt Diana Steinbach, „jetzt verwenden wir Etiketten aus Papier.“

Plastik zu reduzieren ist immer die Maxime, wo möglich verzichtet CMD Naturkosmetik auf überflüssige Umverpackungen und verwendet geschredderten Papiermüll zum Versand. Einige Produkte wie Cremes und Bodybutter werden in Glastiegeln angeboten. Ist Kunststoff nicht zu vermeiden, wird innovatives Glas-Polymer verwendet, das frei von Schwermetallen, Weichmachern und Halogenen ist. Die Seife wird lediglich in Papier eingeschlagen, ein festes Shampoo und ein Shampoo-Pulver sind in der Entwicklung. Diana Steinbach durfte beides schon testen und ihre Erfahrungen an die Entwicklungsabteilung weitergeben – auch ein Vorteil eines kleinen Teams. Mehr als 17.000 Liter Duschgel und Shampoos werden hier pro Jahr abgefüllt, tausende Tiegel, Flaschen und Tuben verschickt.

Keine Paraffine, Tierversuche und Emulgatoren

Und auch bei den Rohstoffen achtet CMD Naturkosmetik auf nachhaltige und hochwertige Produkte. „Wir pflegen lange und persönliche Beziehungen zu unseren Lieferanten, die meisten Rohstoffe kommen aus Deutschland“, erklärt Steinbach. Die Produkte erfüllen die strengen Richtlinien zertifizierter Naturkosmetik von ICADA und NCS Natural Cosmetic Standards, die jährlich überprüft werden.

Überwiegend Rohstoffe in Bio-Qualität und vegan, Verzicht auf Tierversuche, synthetische Emulgatoren, Paraffine, Mineralölrohstoffe und PEGs – eigentlich schon selbstverständlich. In hohen Regalen lagern Tuben, Flaschen, Tiegel und Kanister in großen und kleinen Kartons und Kisten. Groß- und Einzelhändler und Privatkunden aus ganz Deutschland werden von hier aus beliefert. „Auch ein Bioladen aus der Schweiz verkauft unsere Produkte“, sagt Diana Steinbach stolz. Allerdings gebe es diese nur in Fachmärkten, in Bio- und Unverpackt-Läden und Kosmetikstudios. „Wir möchten, dass die Mitarbeitenden dort auch beraten können, deshalb biete CMD Naturkosmetik auch Schulungen für Kosmetikerinnen an.“ Dabei hat jede Sparte auch ihre Vorlieben, etwa bestellten Bioläden häufig die Zahnpasta, erzählt Diana Steinbach, und muss dabei ein wenig schmunzeln.

 

Schmaler Geldbeutel und Naturkosmetik

Diana Steinbach interessiert sich privat schon lange für nachhaltige Themen, so dass sie sich nach ihrem Studium des Managements im Gesundheitswesen bei CMD Naturkosmetik beworben hat. „Die Produkte kannte ich schon vorher und jetzt kann ich meine Interessen auch im Beruf weiterleben.“

Welche Auswirkungen die verschiedenen Krisen auf ihren Bereich haben werden, kann niemand vorhersagen, einige Unverpackt-Läden, die sie betreut, berichten bereits über sinkende Kundenzahlen. „Naturkosmetik und Nachhaltigkeit sind teuer. Viele Menschen müssen jetzt sparen, da greifen sie dann eher zu konventionellen Produkten.“ Dass Nachhaltigkeit immer noch eine Frage des Geldbeutels ist, findet sie schade. „Es ist ein wichtiges Thema, zu dem jeder etwas beitragen kann, dafür sollte niemand Opfer – meist finanzielle – bringen müssen.“

Befragt nach ihrem Lieblingsprodukt macht sie eine Einschränkung, das komme auf die Jahreszeit an, getestet hätte sie mittlerweile alle. Im Sommer sei es das Rio de Coco Face & Body Splash, das lege sie in den Kühlschrank, ein Pumpstoß daraus sei wunderbar erfrischend. „Und im Winter die Neutral Gesichtscreme.“

Das schlichte Firmengebäude von CMD Naturkosmetik in Goslar. Meike Buck
Das schlichte Firmengebäude von CMD Naturkosmetik in Goslar.

Info: Betriebsbesichtigungen

Einen Blick hinter die Kulissen von CMD Naturkosmetik bietet eine Betriebsbesichtigung der Produktionsstätte mit anschließender Fragerunde und Sofort-Einkaufsgutschein für den Lagerverkauf vor Ort, Dauer ca. 30 bis 45 Minuten:
Montag, 19. September 2022, 14 Uhr (Anmeldeschluss 15. September 2022)
Mittwoch 7. Dezember 2022, 14 Uhr (Anmeldeschluss 5. Dezember 2022)

 Anmeldung unter Angabe des gewünschten Termins, Anzahl der Teilnehmer mit vollständigem Namen und einer Telefonnummer pro Person per E-Mail an marketing@cmd-natur.de oder telefonisch unter 05321 3588200.
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, es gelten die zu dem Zeitpunkt des Termins aktuellen Coronaregeln und Maßnahmen.