„Keine Floskel, sondern Arbeitsnormalität“
Christian Cordes, Vorsitzender der German Coworking Federation mit Sitz in Braunschweig, über die Entwicklung von Coworking und die Situation in unserer Region. Interview: Oktober 2020
Herr Cordes, was ist für Sie persönlich der große Vorteil am Coworking?
Der große Mehrwert von Coworking ist, dass Menschen in einer Location aufeinandertreffen, die sie freiwillig und selbstbestimmt zu ihrem gemeinsamen Arbeitsort bestimmt haben. Das Thema „sharing“ und „shared economy“ ist für die nicht nur eine Floskel, sondern Arbeitsnormalität. Das fängt an beim Teilen von Infrastrukturen, von Werkzeugen wie Digitalkameras bis hin zur gemeinsamen Teilnahme an Ausschreibungen.
Arbeiten Sie selbst auch in einem shared space?
Ja, ich bin Community Manager im Schiller40 in Wolfsburg.
Befindet sich Coworking in unserer Region im Aufwind?
Hier gibt es ein- bis zwei Hände voll Coworking Spaces, das liegt aber auch ganz klar an Volkswagen: Einige Coworking Spaces arbeiten komplett im Automobil-Segment. Das bedeutet, dass die Leute dort teilweise ganz andere Bedürfnisse haben in den Bereichen Datensicherheit, Beriebsgeheimnis oder technischer Infrastruktur - in einem „normalen" Coworking Space kann ja im Prinzip jeder jedem auf den Bildschirm gucken. Das Wachstum in unserer Region ist im Gegensatz zu Berlin oder anderen Städten natürlich langsam. Bei uns ist auch die Dichte der Freelancer, die einen Coworking Space in Anspruch nehmen würden, wie Start-Ups oder Freie Grafiker, eher überschaubar. Es sind in der jüngeren Vergangenheit Coworking Spaces dazugekommen, es haben aber auch welche geschlossen.