Ein langhaariger Mann spricht auf der Bühne. Sebastian Dorbrietz

HEX Festival.
Promis und Wissenschaftler diskutieren Zukunftsfragen.

Was beschäftigt uns gerade mehr als die Frage nach der Zukunft? Brennende Themen unserer Zeit - Klima, Krieg, Pandemie, Wirtschaft, wissenschaftliche Errungenschaften - bestimmen unsere Erwartungen an die Zukunft, aber auch unsere Wünsche. „Unterhaltsam und fachlich fundiert“ wollte nun ein neues Format - das HEX-Festival - einer breiten Öffentlichkeit Zugang zu diesen komplexen Themen bieten.

HEX - das steht für „hopes and expectations“, also Hoffnungen und Erwartungen. Die Veranstalter Applaus Kulturproduktionen und eventives hatten an fünf Abenden Gäste geladen, um sich mit unterschiedlichen Aspekten der Zukunftsthematik zu befassen.
Bekannte und renommierte Redner sowie regionale Wissenschaftler hatten sich für die Bühne des HEX-Festivals angesagt. Rund um die Kernfrage “Was dürfen wir für die Zukunft hoffen und was müssen wir erwarten?“ drehten sich spannende Vorträge, Diskussionen und interaktive Beiträge.

 „Ein überschwänglicher Erfolg“

Im idyllischen Ambiente des MMI Riddagshausen lauschten und diskutierten dann über eine Woche insgesamt etwa 1.500 Besucherinnen und Besucher über große Zukunftsfragen. „Ein überschwänglicher Erfolg“, freut sich Veranstalter Paul Kunze über die hervorragende Resonanz auf das für die Region neue Format. Rund um das Bühnenprogramm konnten die Besucherinnen und Besucher auf dem Gelände flanieren, miteinander ins Gespräch kommen oder einfach nur ein kühles Getränk oder einen leckeren Snack genießen.

Eine Frau und ein Mann stehen auf einer Bühne vor Zuschauern. Sebastian Dorbrietz
Jeremias Othman und Insina Lüschen moderieren das HEX Festival im MMI Riddagshausen.

Künstliche Intelligenz und die Weisheit indigener Völker

Zum Auftakt am 4. Juli diskutierten die Professorinnen und Professoren Rebecca Freitag, Niko Paech und Tatjana Schneider unter dem Titel „Make the World green again“ über Nachhaltigkeit, sinnvolle Ansätze zur Bekämpfung des Klimawandels sowie über die Glaubwürdigkeit von Umwelttrends.

Den zweiten Abend, der die Gleichung „Zukunft der Wirtschaft = Zukunft der Menschheit?“ in den Raum stellte, gestalteten Stefanie Ollenburg, Anders Indset und Lucas Buchholz.
Wirtschaftsphilosoph Anders Indset sprach mitreißend und unterhaltsam über die Frage, ob eine Revolution des wirtschaftlichen Denkens zu einem höheren Stellenwert immaterieller Güter wie Glück und Nachhaltigkeit führen kann. Zukunftsforscherin Stefanie Ollenburg zeigte Ansätze auf, wie das Wirtschaftssystem sich nach aktuellem Forschungsstand entwickeln könnte und forderte die Besucherinnen und Besucher zur Entwicklung kreativer Zukunftsutopien auf, während Autor Lucas Buchholz Einblick in die Lebensweise indigener Völker gab und die Frage aufwarf, welche Erkenntnisse wir aus ihrer uralten und natürlichen Lebensweise für unsere moderne globalisierte Gesellschaft ableiten können.

Kann KI Kunst?

Zur Halbzeit stand des spannende Thema „Kann KI Kunst?“ auf dem Programm. Zwischen den Rednern - Matthias Röder, der mit seinem Team und der Hilfe einer KI Beethovens zehnte Symphonie vervollständigt hat, Rapper und Musikproduzent Samy Deluxe, Jovanka von Wilsdorf (Mitgründerin des DIANA AI Song Contests) sowie Stephan Baumann, promovierter Musik- und K.I.-Forscher - entspann sich eine inhaltlich besonders rege Diskussion, welchen Einfluss künstliche Intelligenz auf Kunst hat oder haben kann. „Da war plötzlich eine ganz neue Tiefe in der Diskussion“, sagt Kunze. „Eine spannende, humorvolle und anregende Atmosphäre“. Für den Veranstalter war die Diskussion eines der großen Highlights des Festivals.

Sascha Lobo und Ranga Yogeshwar als Gast-Stars

Nicht weniger interessant ging es am vierten Abend bei dem Thema „Wild Wild Web“ und den Einblicken ins Darkweb zu. Abseits der „dunklen“ Seite des Internets als digitaler Tummelplatz für Kriminelle standen hier eher zukunftsrelevante Themen, wie anonymisierte Kommunikation, Kryptowährung, Hacking, Cybercrime und ethische Fragen im Zusammenhang mit der digitalen Welt im Zentrum der Diskussion.

Zusammen mit Sascha Lobo, einem der führenden Autoren zur Digitalisierung in Deutschland, diskutieren Prof. Dr. Ina Schiering von der Ostfalia Hochschule sowie Isabelle Ewald und Catrin Schröder-Jaross vom Cybercrime-Podcast „Mind the Tech“.

Den krönenden Abschluss des HEX-Festivals bildeten der bekannte TV-Wissenschaftler Ranga Yogeshwar mit einem ausführlichen Vortrag und eine Diskussionsrunde mit den Professorinnen Melanie Brinkmann und Monika Taddicken über das brisante Thema „Wissenschaft & Wahrheit“.

„Die Wirkung wird sich über Jahre hinaus entfalten“

Die Wirkung der Veranstaltung werde sich noch über Jahre hinaus entfalten, ist sich Kunze sicher.  Im Publikum war eine große Bandbreite verschiedener Zielgruppen auszumachen: Junge Leute, denen Zukunftsfragen besonders unter den Nägeln brennen, ebenso wie Vertreter regionaler Wirtschaftsunternehmen. Nicht nur, dass im Rahmen des Festivals regionale Wissenschaftler mit überregionalen Experten zusammengebracht werden konnten. Auch beim Publikum haben die Vorträge und Positionen der Akteure nachhaltigen Einfluss gehabt und zu einer Auseinandersetzung mit den Thesen angeregt, wie Paul Kunze berichtet.

Interaktion zwischen Publikum und Redner

Das Festival umspannte fünf Abende, die sich jeweils mit einem Zukunftsthema beschäftigten und in der individuellen Gestaltung den Vortragenden überlassen waren. So entwickelte sich jeder Abend auf unterschiedliche Weise: Mal glich er einem ausführlichen Wissenschaftsvortrag, mal eher einer lebhaften Talk-Runde.

Das Publikum war bisweilen aufgefordert, über eine virtuelle Plattform Fragen an die Redner zu übermitteln und so aktiv die Argumentationen zu hinterfragen oder zu lenken. Auch kleine Mitmachbeiträge hatten die Akteure im Programm. Auf diese Weise gestalteten sich die Abende tatsächlich kurzweilig, unterhaltsam und anregend.

Veranstalter Paul Kunze freut sich, wie gut dieses Konzept funktioniert hat. „So eine Veranstaltungsreihe kann man nicht exakt durchplanen wie zum Beispiel ein Musikevent. Wir sind eher wie bei einem Fußballspiel vorgegangen: Eine Taktik vorgeben und dann sehen, wie es sich entwickelt.“

Die Taktik, dazu gehörte die Zusammenstellung der Redner, das Finden von dazu passenden Themenkomplexen, ein Ausloten der Positionen bei einem vorhergehenden Treffen. „Die Zusammenarbeit, sowohl mit den regionalen Experten als auch den überregionalen Persönlichkeiten, hat sehr gut funktioniert. Alle haben sich gefreut, eine Bühne zu bekommen, um die ihnen am Herzen liegenden Themen vorstellen zu können.“

Ein Format, das sich etablieren könnte

Das HEX-Festival als neues Format konnte alle Teilnehmer, Mitwirkende und Veranstalter überzeugen. Von vorneherein überzeugt waren auch die wichtigen Unterstützer, die es mit auf den Weg gebracht haben. Neben dem Hauptsponsor Volkswagen Financial Services riefen die Veranstalter frühzeitig das Haus der Wissenschaft in Braunschweig auf den Plan. Von hier kamen wichtige Impulse, sowohl für die Rednerbesetzung als auch für die Moderation.

Für die Zukunft kann sich Paul Kunze auch eine Erweiterung des Programms vorstellen. „Sicher gibt es im Umfeld Unternehmen, die selbst Zukunftsthemen bieten und diese auf die Bühne bringen möchten.“ Auch ein dezentrales Festival mit verschiedenen Veranstaltungsorten kann sich Kunze vorstellen.

Warten wir ab, was die Zukunft bringt.