Eine kleine Auswahl an Braisaz-Uhren. Bärbel Mäkeler

Braisaz – was ist denn das?

An was denken Sie, wenn Sie an ein Start-up denken? Klar, (ich zumindest) an ein schniekes Loft, Beamer an der Decke, kühle Atmosphäre, weiße Wände und einen Ständer voller Hochglanzprospekte. Doch es geht auch anders …

Ein unprätentiöses Start-up

Ich besuche den Jungunternehmer Thomas Molle in Melverode vor den Toren Braunschweigs. Das Navi führt mich durch die Hauptstraße des Ortes und lenkt mich auf den Parkstreifen vor ein kleines Fachwerkhaus. Kein Schild, kein auffälliges Banner, keine Leuchtreklame verrät die Ideenschmiede für Uhren „on demand“, die Geschäftsidee der Molles mit dem ungewöhnlichen Namen BRAISAZ. Ich werde ins gemütliche Wohnzimmer gebeten und bei Kaffee und Keksen will ich natürlich als erstes die Produkte, also die Armbanduhren, sehen.

Bärbel Mäkeler

Der gelernte Steinmetz Thomas Molle stellt eine schwarze quadratische Schachtel auf den Tisch und lässt mich selbst entdecken: Vorsichtig ziehe ich den aus hochwertigem Kunstleder genähten Deckel hoch und blicke auf Holzwolle, die sich farblich eindrucksvoll vom schwarzen Karton abhebt. Darunter liegt geschützt ein roségoldener Chronograph mit einem genarbten Lederarmband. Das Zifferblatt ist bronzefarben und trotzdem schlicht, denn die Uhrzeiger sind außer der 12 nur elegante Striche. Das ist „Yves“. Alle Uhren tragen französische Namen, aber dazu später mehr.

 

Jedem das U(h)reigene

Das Besondere an dem Uhrenrepertoire ist, dass man sich quasi für seine ureigene Uhr – fast ein Wortspiel – das Material des Gehäuses sowie die Farbe und das Armband aussuchen kann. Es gibt zwei Grundmodelle: den Chronographen und die Slimline-Uhr. Zur Wahl stehen Leder-, Mesh- oder Nato-Armbänder. Die sogenannten Nato-Bänder sind aus Nylon, sie sind in unterschiedlichen Farben bzw. verschiedenfarbigen Streifen zu bekommen.

Bärbel Mäkeler

„Meine Frau und ich haben lange nach dem passenden Hersteller gesucht. Wir wurden dann in Österreich fündig“, erzählt Thomas Molle begeistert. Ihm war wichtig, dass alle Teile aus eigener Produktion stammen und dass die Aufmachung stimmt. Und die stimmt. Der schon erwähnten hochwertigen Schachtel liegen eine Anleitung und ein kleines Werkzeug bei, mit dem der Besitzer oder die Besitzerin die Armbänder wechseln kann. Also je nach Outfit und Stimmung hat man ein passendes Armband zur Auswahl. Zwei Jahre Garantie gibt es auf die Uhren, die im Preissegment von unter 190 Euro liegen.

Mich interessiert nach all den verschiedenen Modellen mit schön klingenden Namen wie Amelié, Florence oder Olivier, woher der ungewöhnliche Name Braisaz stammt. Mit dieser Frage stoße ich die ganze Entstehungsgeschichte des Uhrenprojekts an.

 

Ungewöhnliche Namensfindung

Uhren haben Thomas Molle schon immer fasziniert. Als er sich beruflich gezwungen sah umzudenken, war der Weg von der Leidenschaft „Uhr“ zum Unternehmen „Uhr“ nicht weit. Der Hersteller war gefunden und nun ging es um die Umsetzung des Projekts, das unterdessen die Aufbauphase überwunden hatte und sich in einer GmbH manifestierte.

„Wir mögen beide unser Nachbarland Frankreich“, erzählt mir der sympathische knapp über Vierzigjährige, „wir verbringen dort gern unsere Urlaube, denn wir lieben das Flair der Städte, den Charme der Landschaften und die Lebensart der Franzosen.“ Was lag da näher, als dieses Lebensgefühl in das Marketing zu integrieren? Also Frankreich. Da musste natürlich auch ein passender Name her. Rund 1,1 Millionen Nachnamen gibt es in Frankreich! Die Qual der Wahl war dementsprechend groß. So ähnlich wie ich manchmal Rezepte aus Kochbüchern auswähle, so machte es Thomas Molle. Er nahm sich das Pariser Telefonbuch, schlug es auf, ließ seinen Finger über einer Seite schweben und tippte blindlings auf einen Namen. So also kam der zukünftige Name seines jungen Unternehmens zum Vorschein: Braisaz.

Bärbel Mäkeler

Wie in Stein gemeißelt

Mir als Typografie-Fan gefiel besonders der Schriftzug mit seinen Großbuchstaben. Denn der Steinmetz besann sich bei der Wahl der Schrifttype auf seinen Beruf. Er entschied sich für eine gemeißelte Schrift, die Capitalis monumentalis. Sie besteht nur aus Versalien, die sich an Kreis, Dreieck und Quadrat orientieren. Aber das nur nebenbei.

 

Darf ich vorstellen? „Je suis Yves.“

Und wie ging es nun weiter mit dem Marketing? Eine Homepage entstand, die in einen Webshop mündet. Die Seiten verströmen visuell den typischen Lavendelduft der Provence, den Geruch von frischem Baguette, sprich französische Lebensart. Auch auf Instagram sind die Uhren in Szene gesetzt. Flankiert wird die Werbung durch aquarellierte Karten mit Tuschezeichnungen, die die jeweilige Uhr selbst sprechen lassen, beispielsweise „Je suis Yves.“

Zurzeit sind die Uhren in der Ausstellung von Firma Rebmann Fashion Style e. K. im ARTmax, Frankfurter Straße, in Braunschweig vertreten. Im Internet sind sie unter www.braisaz.de zu finden.

Ein schönes Weihnachtsgeschenk, denke ich beim Verlassen des gemütlichen Hauses in Melverode. Schickes Kistchen mit funkelndem Inhalt, Schleife drum – fertig.