„Die Energiewende ist möglich!“
Interview mit Ivo Grünhagen, Geschäftsführer von BRAWO Green Energy

Herr Grünhagen, warum sind Sie von der Energiewende überzeugt?

„Der nachhaltige Umgang mit natürlichen Ressourcen ist ein entscheidender Baustein für unsere Zukunft. Wir haben in rund 100 Jahren Rohstoffe verbraucht, die in Milliarden Jahren entstanden sind. Machen wir so weiter, werden bereits unsere Kinder in dieser Welt nicht die Lebensbedingungen vorfinden, die wir heute gewohnt sind. Regenerative, grüne Energie ist dabei eine wesentliche Lösung, unsere Erde zu erhalten.“
 

Welche besondere Kompetenz bringen Sie mit für die anstehenden Themen?

„Als Geschäftsführer und Vorstand bin ich seit 30 Jahren in unterschiedlichen Branchen unterwegs, davon über 15 Jahre im Bereich der konventionellen, aber auch der erneuerbaren Energie. Bereits im Jahr 2009 habe ich in der Verantwortung für einen großen deutschen Energieversorger eine entsprechende Strategie und die damit verbundene Transformation auf den Weg gebracht. In den letzten Jahren war ich speziell im regenerativen Bereich tätig und für den Aufbau und Betrieb eines Windportfolios mit rund 600 Megawatt Peak verantwortlich. Zum besseren Verständnis: Die maximale elektrische Leistung einer Solaranlage bei optimaler Sonneneinstrahlung bezeichnet man als Peakleistung oder Spitzenleistung. Diese Messgröße wird in Kilowatt Peak (kWp) oder bei größeren Anlagen in Megawatt Peak (MWp) angegeben. Sie ermöglicht einen Vergleich der elektrischen Leistungsfähigkeit von Modulen und Anlagen. Meine sektorenübergreifenden Erfahrungen aus Industrie, Kommunikation und Energiewirtschaft helfen mir zudem, die notwendigen Anforderungen für die Energiewende zu verstehen und ganzheitlich umzusetzen.“

Was bedeutet das Wort Energiewende für Sie konkret, kann man sie überhaupt schaffen?

„Zunächst ist für mich wichtig: Die Energiewende ist möglich! Wesentliche Bestandteile sind für mich die drei großen D: Dekarbonisierung, Dezentralität und Digitalisierung. Ergänzt durch Kreislaufwirtschaft und Sektorenkopplung ist die Energiewende für mich ein Thema, das ganzheitliche Lösungen fordert. Wenn wir nur so viel Ressourcen verbrauchen, wie die Natur uns in der gleichen Zeit wieder schenkt, dann haben wir die Wende geschafft.“
 

Was können konkrete Strategien auf dem Weg sein?

„Die Energiewende ist eine große Aufgabe. Sie erfordert ein grundsätzliches Umdenken von uns allen. Wir müssen das Verständnis entwickeln und akzeptieren, dass natürliche Ressourcen endlich sind. Technologien wie Kernenergie sind aktuell noch zu gefährlich in der operativen Umsetzung und auch hier sind die globalen Ressourcen zeitlich begrenzt. Daneben steht weiterhin die ungeklärte Frage der Endlagerung und das damit verbundene Risiko des radioaktiven Abfalls. Zudem sind alternative Energiearten ausreichend für den weltweit notwendigen Energiebedarf vorhanden. Allein das energetische Potenzial der Sonne für PV/Solar entspricht dem rund 10.000-fachen dessen, was insgesamt weltweit an Gesamtenergie benötigt wird. Hinzu kommen regenerative Energiequellen wie zum Beispiel Wind, Geothermie und Wasserkraft. Die Energiewende ist ein globales Thema. Trotzdem kann jeder mitwirken. Gerade durch die Dezentralität und Vielfalt der Lösungsansätze kann jeder Einzelne in den Bereichen Wärme, Mobilität, Solar und der effektiven Nutzung von endlichen Ressourcen einen Beitrag leisten.“

Das klingt auch etwas kompliziert. Wie kann das im Alltag aussehen?

„Die Kunst wird darin bestehen, alle Potenziale bei der Energieproduktion, aber auch beim Energieverbrauch ganzheitlich und dezentral zu nutzen und sich der digitalen Möglichkeiten, etwa auch künstlicher Intelligenz zu bedienen. Wichtig ist es, bezüglich der Energiewende umfassend zu denken und sektorenübergreifend Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Zudem wird die Speicherung eins der wichtigsten Themen für die Zukunft werden. Neben den aktuellen Lithium-Ionen-Batterien werden weitere Speichertechnologien wie zum Beispiel Wasserstoff und Redox-Flow-Batterien an Bedeutung gewinnen. Energetische Quartiersentwicklung und die Gesamtbetrachtung von Stromerzeugung und -verbrauch werden für uns stärker in den Mittelpunkt rücken.“

Was will die BRAWO GROUP dazu beitragen?

„Durch unsere Dekarbonisierungs- und Energiemanagementstrategien erfüllen wir quasi nebenbei die immer weiter zunehmenden regulatorischen und gesetzlichen Anforderungen sowohl für uns selbst als auch für unsere Kunden. Das Potenzial der BRAWO GROUP liegt insbesondere in dem Zugang zu Flächen – dem ‚Gold der Energiewende‘. Zusammen mit und für unsere Partner und Kunden bringen wir unsere Stärke aus den Bereichen Projektentwicklung, Energiemanagement verbunden mit energiewirtschaftlichem Know-how, aber auch aus dem Finanzsektor, gewinnbringend ein. Im eigenen Bestand setzen wir konsequent die Dachnutzung für PV sowie Parkplatznutzung für Ladeinfrastruktur um. Alle unsere Aktivitäten wollen wir darüber hinaus für Partner und Kunden im Drittmarkt anbieten und bei Umsetzung begleiten. Auf über 10.000 Hektar Land führen wir eine Transformation von der klassischen Landwirtschaft zu einer hybriden Nutzung der Flächen mit Potenzialen für Solar und Wind durch.

Das ist eine große Fläche. Wie viele Haushalte könnten damit versorgt werden?

Wir wollen die Volatilität der regenerativen Energien vom Problem zur Chance machen. Mit gezielter Energieberatung für Industrie aber auch größere Immobilienprojekte und Quartiere sind wir bei Neuinvestitionen, aber auch in der Verbesserung für Bestandsprojekte aktiv. Wir betreiben den ehemals größten deutschen Solarpark in Schleiz mit elf Megawatt Peak. Darüber hinaus entwickeln wir aktuell Solar- und Windprojekte mit einer Leistungsfähigkeit von über einem Gigawatt Peak. Wenn diese Pipeline erfolgreich umgesetzt ist, können aus diesen Projekten ungefähr 400.000 Haushalte mit Strom versorgt und über 600.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Letztlich wollen wir die vorhandenen Ressourcen und das unheimlich große Potenzial der Sonne für eine saubere und komfortable Zukunft einsetzen. Insgesamt stehen wir für: ‚BRAWO – nachhaltig Grün‘!“