Tarek Abram ist 39 Jahre alt, kommt ursprünglich aus dem Landkreis Osnabrück und hat im Mai 2024 das Unternehmen Böhm Feinmechanik und Elektrotechnik GmbH mit rund 40 Mitarbeitenden erfolgreich übernommen. Sandra Genk, Projektmanagerin „Selbstständigkeit durch Unternehmensnachfolge“ bei der Allianz für die Region GmbH, hat mit ihm über seinen Weg zum Inhaber und Geschäftsführer gesprochen.
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Gelungene Unternehmensnachfolge bei Böhm
Interview mit dem neuen Geschäftsführer Tarek Abram
Lieber Tarek, was hat Dich dazu bewegt, eine Unternehmensnachfolge anzutreten?
Mein Kindheitstraum war es schon immer einmal meine eigene Firma leiten zu können. Hier gibt es zwei Wege: Entweder man gründet ein Start-Up (hier hat mir die notwendige Idee gefehlt) oder man tritt eine Unternehmensnachfolge an. Diese Möglichkeit ist mir aber erst im Laufe meiner Karriere klar geworden. Vor der Übernahme war ich bereits viele Jahre als angestellter Geschäftsführer tätig. Die Unternehmensführung hat mir immer viel Spaß gemacht, ich habe viel gelernt und mich irgendwann gefragt, warum ich es nicht komplett selbst und nach meinen eigenen Vorstellungen mache. Der Gestaltungsspielraum in der Selbstständigkeit ist viel größer, und das war für mich der wichtigste Punkt. Und irgendwann habe ich diesen mutigen Schritt einfach gewagt.
Welchen Herausforderungen standest du während des Übernahmeprozesses gegenüber und welche Unterstützung hast du in dieser Zeit u. a. erhalten?
Während des Prozesses gab es einige Herausforderungen. Das fing schon mit der Entscheidung an, zu wissen, ob Böhm das richtige Unternehmen ist. Es gab einige Momente, in denen ich sozusagen aufgeben wollte. Auch die Kaufpreisfindung sollte man nicht unterschätzen. Die Allianz für die Region GmbH, vor allem Thomas Kausch, war für mich ein sehr wertvoller Ansprechpartner. Bei schwierigen Themen und Herausforderungen in der Abwicklung, die anfangs unüberwindbar schienen, hat er immer wieder vermittelt und mir sowohl Anregungen als auch Mut zugesprochen. Das Zurückkommen auf die Sachebene, sich wieder in Erinnerung zu holen, welches Potenzial in diesem Unternehmen steckt, war hier besonders wertvoll. Aber vor allem die Unterstützung meiner Partnerin, Familie und meiner Freunde hat mir geholfen immer wieder „neu“ durchzustarten. Was hast Du gefühlt, als Du das erste Mal die Belegschaft kennengelernt hast? Wie hast du dich auf das Treffen vorbereitet? Das war für mich sehr aufregend, denn ich wusste nicht, ob die Mitarbeitenden mich akzeptieren würden. Ganz nach dem Motto Augen zu und durch. Ich habe mir genau überlegt, was ich sagen möchte, und habe es auch geübt. Dann bin ich vor die Belegschaft getreten, und zum Glück war es ein positiver Moment!



Was hast Du aus der Übernahme gelernt, dass Du zukünftigen Nachfolgenden mit auf den Weg geben würdest?
Durchhaltevermögen ist das Allerwichtigste. Man muss den festen Willen haben, den Weg zu gehen, denn es wird an einigen Stellen, an denen man es nicht geahnt hätte, holprig werden. Es ist auch wichtig, das eigene Netzwerk und Hilfe von Experten*innen zu nutzen, denn allein schafft man es nicht. Sprecht mit Menschen, die einen ähnlichen Prozess durchlaufen sind. Und nicht zuletzt sollte man vor allem für seine eigene innere Stärke auch mal abschalten können, wobei Partner*in, Familie und Freunde eine große Unterstützung bieten.
Welche Vision und Pläne hast Du für die Zukunft des Unternehmens?
Ich habe viele Pläne für die Weiterentwicklung des Unternehmens. Ich möchte jetzt in die nächste Generation gehen und modernisieren. Meine Vision für das Unternehmen ist es, zu wachsen, neue Aufträge zu gewinnen und unser Unternehmen durch moderne Büros und neue Produktionshallen weiterzuentwickeln. Digitalisierung und die Einführung eines ERP-Systems sind ebenfalls geplant. Auch der Außenauftritt wird ansprechender gestaltet, und wir wollen neue Kunden gewinnen.
Zudem ist es mir wichtig, die Mitarbeitenden noch mehr mit einzubinden. Ich möchte die Möglichkeit bieten sich weiterzuentwickeln, Mitarbeiterevents organisieren und Mehrwerte zu bieten, damit unsere Mitarbeiter gerne bei uns arbeiten und sich mit dem Unternehmen identifizieren können. Ich nehme schon eine Aufbruchstimmung wahr und die möchte ich nutzen, um gemeinsam voranzukommen.
Tarek, vielen Dank für Deine Ehrlichkeit. Hast du noch einen abschließenden Ratschlag für Nachfolge-Interessierte?
Menschen, die sich für eine Nachfolge interessieren empfehle ich sich frühzeitig mit dem Thema zu beschäftigen und wenigstens zu identifizieren in welche Branche man gehen möchte. Die Fülle an Unternehmen auf den gängigen Plattformen überfordert schnell. Hier helfen Kriterien und die richtigen Berater*innen. Wenn man dann ein Unternehmen identifiziert, bei dem das Bauchgefühl stimmt, sollte man mit vollem Elan rein und nicht stoppen!