Die PSD Bank Braunschweig ist eine Privatkunden- und Genossenschaftsbank, die in der Region Braunschweig, in Südostniedersachsen und in Sachsen-Anhalt aktiv ist. Damals vor allem für Beschäftigte der Deutschen Post gegründet, steht die Bank heute jedem offen. Wir sprachen mit dem Vorstandssprecher und gebürtigen Rheinländer Carsten Graf über die Kundenberatung, die neue Kleiderordnung und natürlich auch über Zahlen.
PSD-Bank:
Zehn Fragen an Carsten Graf
Herr Graf, wie kann man das Geschäftsmodell und die Geschäftsstrategie der PSD Bank beschreiben?
Wir sind eine genossenschaftlich beratende Direktbank und Mitglied der genossenschaftlichen Finanzgruppe in Deutschland.
Wir sind keine Filialbank, sondern waren vielmehr eine der ersten Direktbanken in Deutschland und haben deshalb unser Geschäft schon früh voll digitalisiert - wobei wir dieses Online-Konzept stetig weiterentwickeln. Deshalb haben wir nur wenig Standorte, wenige Mitarbeiter und insgesamt sehr schlanke Prozesse. Neben dem Hauptsitz in Braunschweig haben wir nur noch Filialen in Magdeburg und Halle.
Welche Bankgeschäfte bieten Sie an?
Wir arbeiten grundsätzlich nur für Privatkunden, denen wir praktisch alle Bankgeschäfte anbieten, ein Schwerpunkt sind Immobilienkredite. Hier machen wir auch eine Ausnahme: Seit zwei Jahren bieten wir juristischen Personen wie Immobilien-AGs oder Immobilien-GmbHs Investorenkredite an, wenn sie ein Objekt kaufen oder einen Neubau planen. Diese Objekte müssen allerdings wohnwirtschaftlich genutzt werden. Wir finanzieren keine Gewerbe-Objekte.
Sie bezeichnen sich auch als Beraterbank. Wir läuft die Beratung ab?
Wir machen unseren Privatkunden ein doppeltes Angebot: Sie können ihre Geschäfte voll online abwickeln oder sich auf Wunsch auch individuell beraten lassen - per Telefon, per Videokonferenz oder im direkten Gespräch in einer unserer Filialen. Bei uns können Sie sich auch bei Baufinanzierungen digital beraten lassen und digital einen Kredit-Antrag stellen.
Können Sie uns einige Kennzahlen der Bank nennen?
Sicher. 2019 war unser bisher erfolgreichstes Geschäftsjahr. Die Bilanzsumme stieg deutlich auf 690 Millionen Euro, die Kreditzusagen erreichten mit 116 Millionen Euro auch einen neuen Rekordwert.
Wir betreuen insgesamt, also einschließlich Depots oder Bausparverträgen, ein Kundenvolumen von 1,2 Milliarden Euro. Wir haben 60 Mitarbeiter und 40 0000 Kunden - davon sind noch fast die Hälfte Mitarbeiter der Post, der Telekom oder von deren Tochtergesellschaften. Wir haben derzeit 14 250 Mitglieder in der Genossenschaft.
Wer kann denn Mitglied in dieser Genossenschaft werden und welche Vorteile hat eine solche Mitgliedschaft?
Jeder Kunde kann Mitglied werden. Der maximale Genossenschaftsanteil beträgt 10 000 Euro und wir zahlen derzeit eine Dividende von 1,50 Prozent. Darauf gibt es noch eine Zusatzdividende von bis zu 1,50 Prozent, je nach Bindung des Kunden an die Bank, also in welchem Umfang er seine Bankgeschäfte mit uns macht.
Wir sind die erste Bank in Deutschland, die ein solches Modell anbietet. Außerdem hat man als Mitglied Einkaufsvorteile in Form von Rabatten bei rund 1500 Online-Händlern in Deutschland. Mit solchen attraktiven Mitglieder-Angeboten wollen wir unsere Kunden enger an uns binden und können zugleich Eigenkapital generieren.
Soll auch das neue Mitglieder-Portal im Internet dazu beitragen?
Ja sicher. Wir waren hierzulande eine der ersten Banken, die ein solch digitales und interaktives Portal eingeführt hat. Wir wollen damit unseren Mitgliedern mehr Einfluss auf die Bank einräumen und über Prozesse oder Angebote mitbestimmen lassen.
Dazu bieten wir Diskussionsforen an, bitten um Verbesserungsvorschläge und machen regelmäßig Befragungen. Beispielsweise wurde jüngst über eine Kleiderordnung für die Mitarbeiter (mit oder ohne Krawatte) abgestimmt oder darüber diskutiert, ob wieder Bank-Reisen angeboten werden sollen.
Wie soll das Mitglieder-Portal weiterentwickelt werden?
Unser Ziel ist der Aufbau eines genossenschaftlichen „Öko-Systems“, mit dem wir mit Hilfe von Partner-Unternehmen zu den verschiedensten Themenbereichen beratender Lebensbegleiter unserer Mitglieder werden wollen. In Kürze bieten wir beispielsweise zusammen mit der AWO Beratungstage zum Thema Pflege an. Wir wollen künftig nicht mehr nur Berater in allen Finanzfragen sein.
Sie sind sehr aktiv im Sponsoring. Wo liegen die Schwerpunkte?
Wir unterscheiden zwischen klassischem Sponsoring und sozialer Unterstützung. Sozialprojekte unterstützen wir mit Spenden, die zweckgebunden aus den Erträgen unseres Gewinnsparens fließen. Das sind jährlich 200 000 Euro. Über ein Spenden-Volumen von 30 000 Euro bestimmen unsere Mitglieder, indem sie über jeweils zehn Projekte abstimmen können.
In den vergangenen drei Jahren haben wir insgesamt für Sponsoring und Spenden rund 700 000 Euro ausgegeben. Im Sponsoring liegt der Schwerpunkt beim Sport, vor allem beim Basketball (Löwen Braunschweig), Reiten (Löwen Classics) und Tanzen. Wir fördern auch die Komödie am Altstadtmarkt in Braunschweig. Im sozialen Bereich ist unser Leuchtturmprojekt die Unterstützung für das Projekt „Familienpaten“ des Kinderschutzbundes.
Wir beurteilen Sie die Entwicklung in der Region Braunschweig?
Es ist eine lebens- und liebenswerte Region. Alle Dinge, die das Leben lebenswert machen, hat man praktisch vor der Haustür. Wir sind eine starke Sport-Region, ein herausragender Wissenschafts-Standort und definitiv auch touristisch attraktiv. Leider fehlt bisher ein Zusammenhalt, der all diese Aspekte in ein gemeinsames Angebot bündelt. Das ist die Schwäche der Region: Sie ist draußen noch zu wenig bekannt. Das gemeinsame Marketing muss intensiviert werden.
Was sind Ihre persönlichen Highlights in der Region?
Da ich viel unterwegs bin, ist meine Freizeit beschränkt. Ich bin sehr sportinteressiert, besuche ziemlich regelmäßig die Spiele der Basketball-Löwen und von Eintracht Braunschweig. Ansonsten spiele ich Golf und kenne inzwischen einige Plätze in der Region. Ein kulturelles Highlight sind für mich im Sommer die Freiluftopern auf dem Burgplatz.