„Wir haben bei dieser Aktion über Interessengruppen hinaus toll zusammengearbeitet“, schwärmt Stefani Steckhan, Kreisvorsitzende beim CDA-Kreisverband Salzgitter. „Gerade in so einer Krisenzeit müssen wir lernen, aufeinander zuzugehen“, sagt sie. Wie Corona-Hilfe in Salzgitter erfolgreich durch Netzwerke organisiert wird, habe ich hier für Sie zusammengefasst.
Salzgitter hält zusammen:
Effektive Hilfe durch Netzwerke
Bei dem von Stefani Steckhan Mitte März initiierten Projekt zur Nachbarschaftshilfe hat die Zusammenarbeit sehr gut funktioniert. Als sich abzeichnete, dass ältere Menschen und gesundheitlich Vorbelastete durch die Corona-Einschränkungen Schwierigkeiten bekommen könnten, hatte Steckhan bereits relativ früh das Bedürfnis, eine Hilfsaktion zu organisieren. Spontan aktivierte sie über die im Rahmen der Flüchtlingshilfe bestehende Initiative „Salzgitter – ALLE für EINEN“ einen Helferkreis. Über 390 Mitglieder der Facebook-Gruppe sprach sie an, suchte Freiwillige für Einkäufe, Kinderbetreuung, Gassi gehen mit dem Hund oder für das Abholen von Rezepten von der Apotheke – eben eine umgehende und aktive Unterstützung für Menschen, die konkret Hilfe brauchen.
Netzwerke brachten zügig Resultate
Die gute Vernetzung der Partner untereinander brachte schnell einen wichtigen Unterstützer mit ins Boot: Der Ortsjugendausschuss der IG Metall Salzgitter-Peine zeigte sofort Interesse, sich in dem Projekt zu engagieren. Die Mitglieder schalteten eine Telefonnummer für die Hotline frei, und halfen bei der Vermittlung zwischen Helfern und Hilfesuchenden durch die Schaffung einer What’s App-Gruppe, der sich mittlerweile viele weitere Freiwillige angeschlossen haben. Aufgrund der Struktur der Stadt mit ihren zahlreichen Stadtteilen wurden Untergruppen ins Leben gerufen, die sich über Chats austauschten. „Die Leute wollten helfen“, berichtet Steckhan.
Nicole Heise ist eine dieser Helferinnen. Sie hat den Aufruf in der Facebook-Gruppe „Salzgitter – ALLE für EINEN“ gelesen und spontan ihre Hilfe angeboten. Prompt bekam sie den Auftrag, für eine ältere Dame ein Rezept vom Arzt abzuholen. „Es hat mich gefreut, dass die Leute das Angebot so positiv angenommen haben“, sagt Heise.
Von der IG Metall bis zum kleinen Bioladen
Steckhan hatte anfangs Bedenken, den großen Ansturm an Hilfsanfragen nicht bewältigen zu können. Denn jeden Tag kamen zwei bis drei neue Anfragen, die vermittelt werden mussten. Dazu bildete sich ein fester Stamm von Hilfebedürftigen, die regelmäßig anriefen. Steckhan und ihr Team vermittelten nun auch direkt den Kontakt zu den Helfern, so dass die Administratoren entlastet wurden.
„Beeindruckend empfand ich das Engagement nicht nur von unseren Unterstützern bei der IG Metall, der Caritas und dem Verein SuPer-Salzgitter e.V., sondern auch von kleinen Läden, wie etwa einem kleinen Bioladen, der sich schnell auf die neue Situation einstellte, Bestellungen entgegennahm und die Ware an die Kunden auslieferte. Solche Angebote vom Handel unterstützen wir natürlich gern“, sagt Steckhan.
Inzwischen haben sich alle Beteiligten gut arrangiert. Die Caritas hat die Hotline übernommen. Stefani Steckhan checkt abends die eingehenden E-Mails und verteilt die Anfragen auf die für den jeweiligen Stadtteil zuständigen Gruppen. Viele Helfer und Hilfesuchende haben inzwischen direkten Kontakt, so dass es in den Facebook- und What’s App-Gruppen inzwischen etwas ruhiger geworden ist.
Syrische Mitbürger bedanken sich mit einer Hilfsaktion
Neben der Nachbarschaftshilfe brachten auch syrische Mitbürger eine Idee ein. Mit selbstgenähten Behelfsmasken wollten sie sich für ihre sichere Aufnahme in Deutschland bedanken. Eva Fuhrmann von der AWO, die sich bereits seit längerem um syrische Geflüchtete in Salzgitter kümmert, nahm das Projekt unter ihre Fittiche und nutzte ihre guten Kontakte zur IG Metall und zum Betriebsrat der Salzgitter Flachstahl, um Unterstützer zu finden. „Ohne die finanzielle Starthilfe vom Betriebsrat der Salzgitter Flachstahl wäre die Hilfsaktion nicht in diesem Umfang möglich gewesen,“ berichtete Eva Fuhrmann.
Zwölf Syrer fertigten bisher mehr als 2.000 Masken, die zunächst den höchst bedürftigen Pflegeeinrichtungen, dem Hospiz und der Tafel in Salzgitter zur Verfügung gestellt wurden. Alle weiteren produzierten Masken fanden bei einer Verteilaktion Ende April vor dem Gewerkschaftshaus neue Besitzer.
„Wir unterstützen ganz ausdrücklich, was die ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen mit Hilfe von unserer Kollegin Eva Fuhrmann auf die Beine stellen,“ erläutert Matthias Wilhelm, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Salzgitter-Peine und ergänzt „umso erfreulicher ist es für uns, dass wir neben einer finanziellen Unterstützung zur Maskenfertigung auch den Stoff von T-Shirts aus vorausgegangenen politischen Kampagnen zur Verfügung stellen konnten, die nun neues Leben eingehaucht bekommen.“
Aufgrund des großen Erfolgs wurde inzwischen eine weitere Verteilaktion durchgeführt. Auch damit war Eva Fuhrmann sehr zufrieden: „Die Resonanz und der Zuspruch waren großartig.“