Inwieweit sind die neuen Arbeitswelten für junge Arbeitnehmende entscheidend bei der Jobwahl?
Junge Menschen werden durch Schule, Hochschule oder Ausbildungsbetrieb in sehr hierarchischen Strukturen sozialisiert. Ich nehme häufig die Hoffnung oder den Wunsch wahr, dass es danach anders ist – oft treffen Berufseinsteiger und -einsteigerinnen dann aber auf eine Realität, die noch gar nicht so weit ist. Dadurch entsteht nicht selten Verunsicherung: Ist das jetzt so? Bleibt das so? Muss das so sein? In einer Zeit, in der wir Menschen so gefordert sind durch die sehr hohe Komplexität und Dynamik, in der wir uns befinden, müssen wir ja auch immer schauen: Wie schaffe ich eine innere Stabilität, damit ich mit all den Herausforderungen, diesem Overflow an Informationen und Möglichkeiten, umgehen kann? Da ist ein Arbeitsplatz, an dem man als Mensch gesehen wird, umso wichtiger.
Welches Gewicht hat dieses Bedürfnis inzwischen?
Vieles hat sich allein in den letzten zehn Jahren so rasch entwickelt, dass es viele Menschen überfordert. Ich erlebe immer wieder, dass von allen Seiten gesagt wird, die junge Generation sei so furchtbar anspruchsvoll und wolle eigentlich gar nicht mehr arbeiten. Das letztere kann ich so nicht teilen. Ich glaube nicht, dass junge Menschen weniger leistungsbereit sind, sondern dass sie ihren Wert kennen und sich und ihre Gesundheit nicht mehr für die Arbeit aufopfern. Und das ist auch gut so.
Welche Aspekte sind für junge Menschen besonders wichtig - Gibt es Schlagworte, die Stellenanzeigen interessant machen?
Für junge Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ist es häufig wichtig, im Vorfeld, noch vor der Bewerbung, zu sehen: Was ist denn da eigentlich drin? Lohnt sich das für mich? Passt das für mich zusammen? Was Stellenausschreibungen sehr attraktiv macht, sind Gehaltsangaben. Sie werden außerdem interessant, wenn Menschen das Gefühl haben, darin etwas über das Unternehmen zu erfahren. Auch hier gilt wieder: Keine Blaupause nutzen. Die Stellenausschreibung sollte eine gewisse Individualität und Authentizität haben und sich nicht mit Phrasen oder Floskeln zufriedengeben. Wenn es um den Fachkräftemangel geht, sollten Unternehmen sich auch fragen: Was müssen wir tun, um uns nach außen attraktiv und authentisch darzustellen?