Der Forschungs- und Verkehrsflughafen Braunschweig-Wolfsburg hat bei einem Besuch einiges zu bieten, was auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist. Von der Besucherführung über die Gastronomie bis hin zum Segelfliegen am Forschungsstandort ist hier am nordöstlichen Rand von Braunschweig eine ganze Menge zu entdecken. Miriam Gruppe hat sich umgeschaut.
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- Von Besucherführung bis Segelfliegen: Outdooraktivitäten am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg
Von Besucherführung bis Segelfliegen
Outdooraktivitäten am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg
Die Zufahrt zum Flughafen Braunschweig-Wolfsburg führt über einen Kreisel vorbei am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) rechter Hand und dem modernen Lilienthalhaus links. Mit einer Bushaltestelle direkt vor dem Flughafengebäude ist der Flugplatz für einen Besuch auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar.
Besuch ist immer Willkommen
Die Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH bietet für Interessenten nach Anmeldung Besucherführungen an – begrenzt auf 20 Teilnehmer. Wer einen dieser Plätze ergattert, kann unter anderem den „Panther“ der Flughafenfeuerwehr bestaunen, einen Flugzeughangar besichtigen und die Sicherheitskontrolle mal anders erleben. Alles gespickt mit Informationen zur Historie des Flughafens.
Die Anmeldung erfolgt per E-Mail und die Plätze werden in der Reihenfolge ihres Eingangs vergeben. Weitere Informationen dazu finden sich hier. Für den Besuch wird dann nur noch ein Lichtbildausweis benötigt.
Natürlich können auch Termine für ein Fachpublikum organisiert werden, das läuft dann jedoch direkt über eine der ansässigen Forschungseinrichtungen (zum Beispiel NFF oder DLR) oder über eins der am Flughafen angesiedelten Unternehmen. Und wenn es verschiedene Bereiche betrifft, auch über die Forschungsflughafen Braunschweig GmbH.
Studieren im praxisnahen Umfeld
Der Flughafen ist also auch ein Forschungsstandort – am „Campus Forschungsflughafen“ sind zum Beispiel das Niedersächsische Forschungszentrum für Luftfahrt (NFL) und das Niedersächsische Forschungszentrum für Fahrzeugtechnik (NFF) der TU Braunschweig beheimatet. Ein idealer Standort, um in diesem praxisnahen Umfeld zu studieren und zu arbeiten.
Von Ingenieuren – nicht nur der Luft- und Raumfahrttechnik – bis zu Software-Spezialisten, Wissenschaftlern und Experten für die verschiedensten Mobilitätsthemen vom Flugzeug bis zum Automobil werden hier am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg immer fähige Mitarbeitende gesucht!
Ein leerer Bauch studiert nicht gern
Da aber ein leerer Bauch weder gern studiert noch arbeitet, kann am Flughafen Braunschweig auch gespeist werden. Ganz neu seit Herbst 2023 ist das Bistro „Green Rosin“, dessen Konzept vom Starkoch Frank Rosin mit entworfen wurde. Hier gibt es mittags und abends leckere, überwiegend vegetarische und vegane Gerichte – alles ohne Fleischersatzprodukte! –, die nach Möglichkeit mit regionalen Produkten zubereitet werden. Das Lokal ist im Lilienthalhaus beheimatet und lohnt einen Besuch. Das Bistro hat am Mittag dienstags bis freitags geöffnet, der Restaurantbetrieb läuft abends von Donnerstag bis Samstag. Tischreservierungen, Vorbestellungen für mittags und die Speisekarte können über die Webseite vorgenommen werden: https://greenrosin-restaurant.de.
Das mittlerweile gut etablierte italienische Restaurant „Il Terrazzo“, genau gegenüber vom Green Rosin, bietet von Dienstag bis Sonntag gute mediterrane Küche und saftige Steaks, während der Woche als Mittagstisch und auch als Büffet. Im Sommer besonders schön ist ein Besuch der Außenterrasse des Lokals, die mit freiem Blick auf die Start- und Landebahn zum gemütlichen Verweilen und Planespotting der anderen Art einlädt.
Ein guter Platz zum Besuch und Beobachten
Planespotting – also die Beobachtung von Flugzeugen – ist nicht nur vom Il Terrazzo aus möglich, denn direkt neben dem Restaurant liegt auch die Aussichtsterrasse des Flughafens. Über eine Treppe geht es hinauf auf eine Aussichtsplattform, auf der sich bei regem Flugbetrieb oder besonderen Flugzeugen die Luftfahrtinteressierten einfinden, um Start und Landung zu bestaunen.
So auch heute, wo einige größere Flugzeuge Richtung England abheben, gefolgt immer wieder von den Starts und Landungen der kleineren Cessnas und anderer Zweisitzer. Eine Besonderheit ist heute, dass gleich drei große Maschinen bereit stehen: ein Airbus A321 und ein Airbus A320 von Titan Airways sowie der Airbus A320 von Leav Aviation. In dieser Zusammensetzung eine Seltenheit!
Wer sich für das Planespotting im Besonderen interessiert, der sei an den Luftfahrtclub Braunschweig verwiesen. Hier kann man sich im Forum über die Flugzeugbeobachtungen austauschen und einmal im Monat findet der „Klönschnack“ statt, meist in einem der Restaurants am Flughafen.
Segelfliegen lernen
Aber natürlich kann man in Braunschweig nicht nur Flugzeuge bestaunen, sondern auch selbst abheben. Neben den Flugschulen „FlyCademy“, „Aerowest“ und den Vereinen FFG Flug-Förderungsgemeinschaft e.V. und IFG – Interessengemeinschaft Flugtechnik bietet die Segelflugsparte des Aero-Club Braunschweig e. V. eine Ausbildung insbesondere auch für junge Leute an.
Da im Winter keine Segelflüge stattfinden, treffe ich Nico Wichmann (24) und Luisa Bergemann (15) vom Aero-Club im „Winterquartier“ des Vereins am Weinbergweg in Braunschweig zu einem Besuch. Die Segler fliegen vom Flughafen Braunschweig jedes Wochenende von Ende März bis Ende Oktober, der Sonntag nach der Zeitumstellung dient dabei als Anflugtag. Während der Flugsaison wird das Vereinsheim am Flughafen genutzt.
Besuch in der Flieger-Werkstatt
Hier, in den Werkstätten, werden alle Segelflugzeuge und Geräte im Winter gewartet. Jedes Flugzeug bekommt jedes Jahr eine Prüfung wie beim TÜV. Für die ordnungsgemäßen Reparaturen sorgen die Mitglieder alle selbst, wobei jeder Flieger seinen eigenen Projektleiter hat. „Hier lernt man nicht nur fliegen, sondern kann auch richtig handwerklich arbeiten“, zeigt sich Luisa begeistert. „Ich habe hier selbst schon eine Kupplung gewechselt“, erzählt sie stolz. Nico bestätigt: „Man lernt hier, schnell selbstständig zu werden.“ Beide mögen die Zusammenarbeit mit den älteren Mitgliedern, da sie sehr von deren Erfahrungen profitieren.
Nicht nur die Segelflieger, sondern auch ihre Winde mit dem Kosenamen „Marga“ bekommt im Winter die nötige Pflege. Denn die Flugzeuge werden mit ihr in die Höhe gezogen, um dann im schönsten Gleitflug durch die Luft zu segeln. Da muss natürlich alles in Ordnung sein und gut funktionieren. Übrigens wurde „Marga“ von mechanisch begabten Vereinsmitgliedern zu großen Teilen selbst fertiggebaut. Ihr Name ist eine Reminiszenz an ein früheres Mitglied, das sehr viel für den Verein getan hat. Das schwere Fahrzeug ist schon sehr beeindruckend! Und sogar Luisa ist die Winde schon gefahren, erfahre ich bei meinem Besuch!
Nico bildet als 1. Vorsitzender des Vereins zusammen mit Klaus-Dieter Arntz die Doppelspitze: „Wir ergänzen uns super!“, freut sich der junge Vereinsvorsitzende.
Bevor Nico in den Vereinsvorstand aufrückte, hatte der Verein an demselben Phänomen zu leiden, wie viele andere Vereine auch: Mitgliederschwund. Seit 2016 ist Nico dabei, nachdem er bei seinem ersten Flug Blut geleckt hatte. Bisherige Flugerfahrungen hielten sich – von wenigen Urlaubsflügen abgesehen – in Grenzen. Seit März 2023 leitet er nun die Geschicke des Vereins und hat viele Ideen, um neue Mitglieder zu gewinnen.
Insbesondere die Jugendarbeit liegt ihm dabei am Herzen und genau das trägt auch Früchte. Ob beim „Trendsporterlebnis“, Flugzeuge auf dem Schulhof oder dem Ferienprogramm FIBS – von nur drei Jugendlichen hat sich die Jugendgruppe nun auf 20 Jugendliche erweitert! Ein toller Erfolg!
Auch Luisa hat im FIBS ihre Segelflug-Karriere begonnen. „Schon am zweiten Tag bin ich selbst geflogen“, erinnert sie sich zurück. „Klasse ist, dass man sehr schnell Fortschritte macht.“ Auch die Aktionen der Jugendgruppe, wie gemeinsam Eislaufen oder der Besuch beim Laser-Tag spielen und besonders der gute Zusammenhalt begeistern sie.
Luisa hat ihren ersten Alleinflug im Sommer 2023 absolviert. „Ich habe mich mehrmals umgedreht, um zu sehen, ob wirklich niemand mit drin sitzt“, erzählt sie lachend. Was ihr am Fliegen besonders gefällt, frage ich sie. „Die Freiheit beim Fliegen“, ist die eindeutige Antwort. Die Lizenz für den Segelflugschein kann mit 16 Jahren erworben werden, anfangen zu üben darf man aber schon mit 13 ½ Jahren. Dafür steht immer einer der 14 ehrenamtlichen Fluglehrer aus dem Verein bereit.
Für den Flugbetrieb stehen acht Segelflugzeuge zur Verfügung. Geschult wird auf einer ASK 21, mit der auch der erste Alleinflug – also ohne Fluglehrer – absolviert wird. Danach besteht die Möglichkeit, auf die Astir umzuschulen und anschließend kann auf die LS4 umgestiegen werden, erklärt Nico. „Man steigert sich langsam hin zu den anspruchsvolleren Flugzeugen.“
Langweilig wird es also nie. Und das gilt nicht nur für den Segelflug-Verein, sondern für den gesamten Forschungsflughafen in Braunschweig!