Platz vor dem Lilienthalhaus in Braunschweig unter blauem Himmel. Maik Reepschläger

Von der hässlichen Ente zum eleganten Schwan:
Der Lilienthalplatz

Am Rande Braunschweigs, am Forschungsflughafen, wird fleißig gebaut. Neue Quartiere und spannende Gebäude entstehen hier. Auch der Lilienthalplatz wurde vollkommen neu gestaltet. An einem sonnigen Mai-Wochenende hat der Platz aufgrund der Corona-Pandemie kaum Besucher. Ein paar Radfahrer kreisen um das Oval, ein knatterndes Motorrad zieht ebenfalls eine Runde und eine Familie lässt ihre Kinder auf den neuen Bänken balancieren. Schön ist es hier.

Wie wird das Vorher und Nachher von ansässigen Firmen empfunden? Carola Meyer von der Braunschweig Zukunft GmbH, Ralf Westerkamp, Geschäftsführer der etamax space GmbH und Ivan Binder von der Volksbank BraWo schildern ihre Eindrücke.

Vorher: Ein „wilder“ Parkplatz

Vor dem Umbau war der Platz vor dem Flughafengebäude nur eine asphaltierte und rissige Fläche, die als Dauerparkplatz für die Dienstwagen von Skoda und Audi sowie als weitere Parkfläche für eilige Fluggäste und die Mitarbeiter der ansässigen Firmen genutzt wurde. Beherrscht wurde der alte Platz von einem riesigen Nadelbaum – allerdings alles andere als schön. „Ein Platz im eigentlichen Sinne war leider nicht vorhanden“, bemerkt Carola Meyer, deren Büro sich im alten Flughafengebäude befindet.

Das hochmoderne Lilienthalhaus, ein preisgekröntes Bürogebäude unter Federführung der Volksbank BraWo Projekt GmbH, auf der einen Seite und das historische Empfangsgebäude des Flughafens Braunschweig auf der anderen Seite bilden den Rahmen für den Lilienthalplatz, der bis zu seinem Umbau kaum der Rede wert war. Bis 2019 der erste Spatenstich gesetzt und mit der kompletten Umgestaltung begonnen wurde.

Baustelle auf dem Lilienthalplatz am Braunschweiger Forschungsflughafen. Carola Meyer
Gewaltige Erdarbeiten während der Umbauphase am Lilienthalplatz.
Zukunft - made in Braunschweig
Das Lilienthalhaus

Die Bauphase – gewaltige Erdbewegungen und vibrierende Schreibtische

Der große Platz sollte also ein neues Gesicht bekommen. Voraussetzung dafür war der Bau des Forschungsparkhauses, denn dadurch stehen nun Parkplätze in ausreichender Menge für die Autovermietung, die Dienstwagen, die Fluggäste und für die Mitarbeiter der Firmen im Lilienthalhaus bereit, sodass der „chaotische“ Parkplatz komplett geräumt werden konnte.

Ralf Westerkamp, mit der Firma etamax space GmbH der erste Ankermieter im Lilienthalhaus und seit 2017 dort ansässig, hatte sich die Umgestaltung eines „schlichten Platzes“ dann doch einfacher vorgestellt. Von seinem Büro in der 3. Etage hat er einen hervorragenden Blick auf den Lilienthalplatz und konnte die gewaltigen Erdbewegungen, die für den Umbau notwendig waren, ganz genau beobachten. Natürlich geht so ein Bauprojekt nicht lautlos vonstatten, so war der monatelange Einsatz von Presslufthämmern und Rüttlern für Westerkamp schon störend, vor allem, weil „solche Vibrationen die Schreibtische zum Beben bringen.“

Auch Carola Meyer hat den Umbau direkt miterlebt: „Da neben der eigentlichen Umgestaltung auch andere Maßnahmen erfolgten, wie Leitungsverlegungen und der Bau eines Kurzzeitstellplatzes, waren Einschränkungen und Belastungen der Anrainer natürlich nicht vollständig zu vermeiden. Ich hatte aber den Eindruck, dass wir alle diese ganz gut verkraftet und uns auf die Fertigstellung gefreut haben.“ Verständlich, denn im Gegensatz zum vorherigen Zustand des Platzes konnte es ja nur besser werden.

Straße, die auf das historische Flughafengebäude zuläuft. Links das Lilienthalhaus. Maik Reepschläger
Einfahrt zum nördlichen Eingangstor der Stadt – dem Lilienthalplatz.

Ein neues Gesicht für den Flughafen

Meyer freut sich, dass mit dem Umbau eine attraktive Aufwertung des Platzes gelungen ist. „Er hat jetzt wieder echten ‚Platzcharakter’, bietet neben einem sehenswerten Anblick vor allem auch Aufenthaltsqualität, die er vorher als Parkplatz natürlich überhaupt nicht hatte. Sehr gelungen ist insbesondere der Boulevard, der Flughafengebäude, Lilienthalhaus und Forschungsparkhaus eindeutig miteinander verbindet.“ Das empfindet auch Westerkamp so. Ihm gefällt ebenfalls die optische Achse und Verbindung durch das gesamte Lilienthal-Quartier zum Parkhaus. Allerdings hätte er sie sich gerne als Allee gewünscht.

Beide sind sich einig, dass der Flughafen Braunschweig mit dem neuen Lilienthalplatz sehr gewonnen hat und eine eindeutige Aufwertung erfährt. Gerade für die ankommenden und abfliegenden Besucher Braunschweigs zeigt sich damit ein attraktiveres Bild der Stadt. „Der Forschungsflughafen hat eben auch eine wichtige Funktion als nördliches Eingangstor zur Stadt“, befindet Meyer.

„Der Platz bietet jetzt einen sehenswerten Anblick und vor allem auch Aufenthaltsqualität"

Carola Meyer, Braunschweig Zukunft GmbH

Dieser Meinung ist auch Ivan Binder, Prokurist der Volksbank BraWo Projekt GmbH: „Die Volksbank BraWo engagiert sich am Forschungsflughafen insbesondere mit der umfangreichen Entwicklung des Lilienthal-Quartiers. Wir sind froh, dass mit der städtebaulich attraktiven Aufwertung des Lilienthalplatzes ein modernes Eingangstor zur Region Braunschweig-Wolfsburg geschaffen worden ist. Das frische Erscheinungsbild trägt zu einer wesentlichen Erhöhung der Standortqualität bei.“

Soziales Engagement ist Chefsache
Die Volksbank BraWo

Die Zukunft des Lilienthal-Quartiers

Das Lilienthalhaus am Lilienthalplatz wird nicht das einzige futuristisch anmutende Gebäude im Quartier bleiben. Hier, in der großen Halle, ist auf einem Schaubild zu sehen, wie sich der Lilienthalplatz in den nächsten Jahren ins gleichnamige Quartier einfügt, wenn die Lilienthalhäuser zwei bis vier entstehen. Die Volksbank BraWo Projekt GmbH wird auch für diese Neubauten verantwortlich sein und den Forschungsflughafen weiter als attraktiven Gewerbestandort platzieren.

„Der Lilienthalplatz wird dann vollständig eingerahmt sein und das Lilienthalquartier wächst weiter, was zusätzlichen Raum für den Ausbau des Mobilitätsclusters am Forschungsflughafen schafft“, betont Carola Meyer. Auch Ralf Westerkamp erwartet durch die neuen Lilienthalhäuser eine Abrundung des Gesamteindrucks, der im Moment noch einen Kontrast von hochmodern zu retro bildet.

Und was wünschen sich die beiden Flughafen-Anrainer noch hier noch am Platz? Sowohl Meyer als auch Westerkamp sind sich darin einig, dass die geplante Außengastronomie derzeit noch fehlt, die im Lilienthalhaus geplant ist. Westerkamp, dessen Firma sich unter anderem mit Luft- und Raumfahrt beschäftigt, regt auch eine Ausstellung zu der einzigartigen Industrie- und Forschungslandschaft am Flughafen an und eventuell zur Historie der Flughäfen in Braunschweig. Auch Ausstellungsstücke aus der Luft- und Raumfahrttechnik könnte man hier einrichten. Oder einen „Planetenweg“ schaffen. Eine tolle Idee, die sicher noch viel mehr Besucher an diesen schönen Platz locken würde!

„Wir sind froh, dass mit der städtebaulich attraktiven Aufwertung des Lilienthalplatzes ein modernes Eingangstor zur Region Braunschweig-Wolfsburg geschaffen worden ist.“

Ivan Binder, Prokurist der Volksbank BraWo Projekt GmbH

Ein Modell des zukünftigen Lilienthalquartiers in Braunschweig. Maik Reepschläger
Ein Modell im Lilienthalhaus zeigt die Zukunft des Lilienthal-Quartiers am Forschungsflughafen.

Ein schöner Platz ist entstanden

Und der „neue“ Arbeitsweg? War es nicht vorher doch auch praktisch, direkt vor der Tür sein Auto abzustellen? Nun ist der Weg ein wenig weiter. Auch wird der Verkehr durch das entstandene Oval einmal rundherum gelenkt. Aber beide finden ihren Weg ins Büro sehr angenehm. Westerkamp kommt häufig mit dem Fahrrad - gut, dass nun Fahrradständer in ausreichender Menge am Platz vorhanden sind.

Carola Meyer findet den Fußweg ins Büro sehr gelungen. Vorteilhaft sei, dass das Parkhaus einen großen Teil des Verkehrs abfängt und der Platz nun deutlich ruhiger ist. Und auch die gegensätzliche Architektur mag sie sehr: „Die Platzgestaltung mit dem Flughafengebäude und dem modernen Lilienthalhaus spiegeln die Entwicklungen am Forschungsflughafen auch architektonisch wider und machen einfach Spaß.“

Dann bleibt nur zu hoffen, dass der schöne neue Lilienthalplatz nach der Corona-Zeit endlich die Würdigung bekommt, die er verdient – denn wenn sich ein hässliches Entlein zum eleganten Schwan mausert, darf er gern von jedermann auch gebührend bewundert werden!