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Kerstin Fricke hat viel Herzblut und Energie in ihr Café gesteckt. Martina Zingler

Das Café Herzglück in Salzgitter
Hausgemachte Torten, Vintage-Möbel und ein Hauch von Wien

Hinter der Theke hält Kerstin Fricke zwei großen Bonbongläser bereit: eines mit Leckerlis für die Hunde ihrer Gäste, eines mit Süßigkeiten für die Kinder. Beide Besuchergruppen wissen schon von dem geheimen Schatz hinter der Bar und „fragen“ danach. Fricke ist Inhaberin des Café Herzglück, das sie mit viel Engagement im Herzen der Altstadt von Salzgitter-Bad betreibt. Martina Zingler hat sie besucht.

In der Fensterecke steht ein barock anmutender Tisch mit drei samtig gepolsterten Stühlen. Wie aus einem Wiener Kaffeehaus entlehnt, lädt er zu einem gemütlichen Plausch bei Kaffee und Kuchen ein. „Den habe ich selbst restauriert“, erzählt mir Kerstin Fricke. Und nicht nur in diesen alten Wohnzimmertisch aus ihren eigenen Beständen hat sie ihr ganzes Herzblut gesteckt. Ihre Begeisterung spricht aus jedem Detail - von der alten Kaffeemühle bis hin zum zarten Teeservice auf dem alten Buffetschrank. Zu den Vintage-Möbeln gesellen sich moderne Ensembles, was den Räumen eine ganz persönliche Note gibt.

Das Café ist lichtdurchflutet. Von meinem Platz aus kann ich rundum aus den großen Fenstern auf die Fachwerkhäuser der Altstadt schauen. Die Lage direkt am Marktplatz ist ideal, die großen Linden spenden den Außenplätzen erholsamen Schatten. Wer mag, sucht sich ein Plätzchen in der Sonne und hat von dort einen guten Überblick über das Treiben auf dem Platz.

Kerstin Fricke hat viel Herzblut und Energie in ihr Café gesteckt. Martina Zingler
Kerstin Fricke hat viel Herzblut und Energie in ihr Café gesteckt.

Alte Idee: Ein Hundecafé auf Usedom

„Ein eigenes Café zu betreiben - das war ein lang gehegter Wunsch.“ Kerstin Fricke hat 2018 ihre feste Anstellung aufgegeben, um sich diesen Traum zu verwirklichen. Erfahrung in der Gastronomie hat sie gesammelt, seit sie 16 Jahre alt war. Später war sie lange Zeit für die Gastronomie in einem Salzgitteraner Sportheim zuständig. Ideen für das eigene Projekt gab es viele - ein Hundecafé auf Usedom war eine davon.

Letztendlich fand Fricke die passenden Räume aber doch in ihrer Geburtsstadt Salzgitter. Ein Ladengeschäft in dem zentral auf der Ecke des Marktplatz gelegenen Fachwerkhauses wurde frei. Mit wenig Hoffnung ging Fricke zu einem Besichtigungstermin. „Als ich die Räume betrat, habe ich sofort alles vor mir gesehen“, erzählt sie. Die Einrichtung, die Deko, alles tat sich vor ihrem inneren Auge auf. Damit war die Sache beschlossen. „Die Dekorationsartikel habe ich mir im Laufe der Jahre auf Flohmärkten zusammengesucht. Ich werde auch noch vieles austauschen und ergänzen.“

Die Mutter hilft beim Kuchenbacken

Gerade hat das „Herzglück“ einjähriges Jubiläum gefeiert. Leicht war der Weg nicht immer.  Kerstin Fricke spricht von einem Findungsprozess, bis alles optimal lief. Zuschüsse zur monatlichen Miete und einen einmaligen Förderbeitrag für die Einrichtung gab es von der WIS, der Wirtschaft- und Innovationsförderung Salzgitter GmbH. Trotz reichlich Arbeit und auch einiger Hürden würde Fricke jedem dazu raten, sich so einen Traum zu erfüllen. 

Natürlich gab es anfangs Ängste, ob das Café gut angenommen wird, und die Renovierung fiel auch noch in die Hochphase der Pandemie. Ohne die Unterstützung der Familie wäre es nicht gegangen. Auch jetzt noch hilft die Mutter beim Kuchenbacken, die Söhne und der Ehemann unterstützen sie ebenfalls.

So ist auch die Atmosphäre im Café familiär und entspannt, selbst wenn es mal hektischer wird. Ein kurzes Gespräch mit den Gästen, ein freundliches Wort, dafür hat Kerstin Fricke immer Zeit. Das Café ist innerhalb kurzer Zeit zu einem Anlaufpunkt geworden: Hier treffen sich Frauengruppen zum traditionellen Kaffeeklatsch, hier findet man alte Freunde wieder, die man aus den Augen verloren hat, hier kommen Familien am Wochenende für die frisch gebackenen Waffeln zusammen.

„Ich höre oft von den Gästen, dass ich mit dem Café eine Lücke gefüllt habe“, berichtet Fricke. Dafür sind vor allem die leckeren Kuchen und Torten verantwortlich, die sie mit Unterstützung ihrer Mutter und einer anderen Dame aus dem Ort selbst herstellt. Wer Appetit auf Torten hat, die man schon als Kind bei der Oma gern gegessen hat, wird hier fündig: Schwarzwälderkirsch, Käsekuchen, Erdbeertorte. Je nach Saison gibt es auch immer aktuelle erfrischende Obstkuchen.

Regionale Produkte für das Frühstücksbuffet

Überhaupt wird im Café Herzglück viel Wert auf saisonale und regionale Produkte gelegt. Für das Frühstücksbuffet bezieht Kerstin Fricke die Wurstwaren von den umliegenden Schlachterbetrieben, Obst und Gemüse holt sie direkt vom Markt vor der Haustür. Das Frühstücksangebot wird von den Gästen sehr gut angenommen, daher lohnt sich eine Reservierung vorab. Individuelle Wünsche werden natürlich auch hier berücksichtigt, so gibt es zum Beispiel ein spezielles Frühstück „für Eilige“ oder ein Kinderfrühstück. Hin und wieder veranstaltet Kerstin Fricke auch zünftige Grill-Tage. Dann gibt es auch ihren leckeren hausgemachten Kartoffelsalat.

Das große Fenster schafft einen lichten Gastraum. Martina Zingler
Das große Fenster schafft einen lichten Gastraum.

Mein Besuch nähert sich dem Ende. Es ist kurz vor 15 Uhr, die Räume füllen sich mit Gästen. Ein Paar in Fahrradmontur kommt herein, um sich eine Pause und eine Stärkung während der Radtour zu gönnen. Hinter mir in der Fensterecke am barocken Tisch geht es bei einer Damenrunde hoch her. Gesprächsfetzen dringen zu mir rüber. Kerstin Fricke treibt es derweil in den hinteren Teil des Cafés, ein vierbeiniger Gast bekommt einen großen Napf Wasser. Hier kann wirklich jeder eine gute Zeit verbringen. Ich breche auf und überlege, welche Obstsaison wohl ein guter Anlass für meinen nächsten Besuch wäre. Kirschsaison vielleicht? Kirschkuchen, Schwarzwälderkirschtorte, Kirschstreusel…Oder doch schon eher für den Rhabarberkuchen…?