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Picknickkonzert im Greifpark von Salzgitter
My Fair Lady, Käsekuchen und Sonne satt

„Ein Konzert, das alles in den Schatten stellt“, verspricht Martin Weller, Direktor des Staatsorchesters Braunschweig und künstlerischer Leiter der AG Musik der Braunschweigischen Landschaft, gleich zu Beginn des Picknickkonzertes im Greifpark von Salzgitter-Bad. Und er soll damit recht behalten: Bei 30 Grad und herrlichstem Sommerwetter sind die lauschigen Schattenplätze des Landschaftsparks schnell besetzt. Schon früh werden hier die Picknickdecken ausgebreitet und Klappstühle mit optimalem Blick auf die Bühne platziert, der selbstgebackene Käsekuchen angeschnitten und haufenweise durststillende Weintrauben verzehrt.

Großer Andrang, unbeschwerter Musikgenuss

Die große Sonnenwiese direkt vor der Bühne – sie bleibt leer. So spielt das Braunschweiger Staatsorchester ungewohnt weit weg von seinem Publikum. Über mangelndes Interesse kann sich das routinierte Orchester allerdings nicht beschweren: Über 1.000 Klassikfreunde und Picknick-Begeisterte zieht es auf Einladung des Vereins Braunschweigische Landschaft am 2. Juni in die Salzstadt.

Das Konzept des Veranstalters, ein für jedermann zugängliches und kostenloses klassisches Konzert an einem besonderen Ort zu spielen, ist voll aufgegangen. Die dritte Veranstaltung der Reihe Picknickkonzerte steht unter dem Motto „Just for fun“, und so bietet das Programm ein buntes Potpourri aus Operette, Musical und Evergreens der klassischen Musik wie etwa Leroy Andersons „Typewriter“ oder Eduardo Di Capuas „O sole mio“. Neben dem furios aufspielenden Staatsorchester unter der Leitung von Christopher Lichtenstein begeistern die beiden Solisten Katharina Göres (Sopran) und Matthew Peña (Tenor). Josef Ziga an der Violine gibt spontan die Caprice Nr. 24 von Niccolo Paganini als Zugabe zu seinem Solopart.

Besondere Orte mit regionaler Bedeutung

Die besonderen Veranstaltungsorte, waren bisher immer ehemalige Industriestandorte. Der Greifpark in Salzgitter-Bad ist, was das heutige Erscheinungsbild kaum vermuten lässt, ebenfalls ein Ort mit industrieller Vergangenheit: Auf der kleinen Anhöhe im südlichen Salzgitter-Bad, dem Greif, befand sich einst die Kalischachtanlage „Fürst Bismarck“. „Wir wählen für die Picknickkonzerte Orte, die die regionale Identität prägen“, erzählt Anna Lamprecht, Geschäftsstellenleiterin der Braunschweigischen Landschaft e.V. und Projektleiterin für die Picknickkonzerte, als wir uns in der Konzertpause am Stand des Vereins unterhalten. Hier sollten Menschen zusammenkommen und eine Veranstaltung erleben, die es in dieser Form an diesem Ort noch nicht gegeben habe. „Wir hoffen, dass etwas Gutes daraus erwächst und der Wunsch nach Wiederholung aufkommt.“

Und ja, es hat funktioniert. Ich kenne den Greifpark schon seit frühester Jugend, und doch sehe ich ihn an diesem Sonntag mit einem anderen Blick: als einen Ort des heiteren und gelassenen Zusammenkommens, an dem Familien mit ihren Kindern und der perfekten Picknickausstattung ebenso willkommen sind wie routinierte Klassikfreunde in gediegener Kleidung. Der Park mit seinem alten Baumbestand und dem hügeligen Gelände, das eine Art natürliches Amphitheater rund um die Bühne bildet, ist ein nahezu perfekter Rahmen für unbeschwerten Kulturgenuss.

Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer

Und dass alles so reibungslos abläuft und auch die Vorbereitungen freundlich aufgenommen wurden, ist den vielen ehrenamtlich unterstützenden Händen zu verdanken: Neben den Beteiligten vom Verein Braunschweigische Landschaft sowie den Förderern Braunschweigische Stiftung und Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz wurde die Veranstaltung auch durch die Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Salzgitter, dem Verkehrsverein Salzgitter sowie durch das Kulturamt der Stadt Salzgitter getragen.

Ralf Richter, stadtbekannter Koch aus Leidenschaft, versorgt zudem an seinem Stand all diejenigen, die ihren eigenen Picknickkorb zuhause gelassen haben, mit allerlei Köstlichkeiten. Ein Teil der Einnahmen kommt den Geschädigten vom Großbrand am Klesmerplatz zugute – ein weiteres positives Signal an diesem friedlichen Sonntag. Ein gelungenes Konzert in einem besonderen Ambiente – Wiederholung nicht ausgeschlossen!

Martina Zingler
Direkt vor der Bühne ein Fleck Schatten - und die beste Sicht.