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Boxtraining Mohammad Ekko

Boxen – mehr als ein Kampfsport
Die Herausforderungen des Alltags besser meistern

Boxen ist mehr als ein Sport. Boxen ist eine Lebenseinstellung. Und hat mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick denkt. Dieser Sport stärkt das Selbstbewusstsein, die Kompetenz, Konflikte zu lösen und lehrt, die eigenen Fähigkeiten besser einzuschätzen. Autor Atilla Acar spricht aus eigener Erfahrung. 

Nach einem langen, stressigen Arbeitstag den inneren Schweinehund zu überwinden und sich aufzuraffen, zum Boxtraining zu fahren, ist keine leichte Aufgabe. Doch manchmal reicht es schon, sich mit der richtigen Musik in Stimmung zu bringen. Ich steige ins Auto, schalte „Eye of the Tiger“ von der amerikanischen Rockband Survivor ein, und fühle ich mich sofort unbesiegbar. Wer kennt diese legendäre Musik nicht? Viele von uns sind mit den Rocky-Filmen aufgewachsen. Wir haben uns imaginär die Treppen von Philadelphia hochgekämpft und dabei gespürt, was es heißt, nicht aufzugeben.

Grenzen austesten - körperlich und mental

Im Boxtraining geht es nicht nur darum, zu kämpfen, sondern auch darum, die eigenen Grenzen auszutesten. Nach der Ankunft im Boxverein beginnt das Training oft mit einer großen Runde um den Park. Das allein bringt einen bereits an die Grenze der Belastbarkeit. Doch genau darum geht es: Durch den Schmerz und die Anstrengung wächst man über sich hinaus. „Nur durch Schmerz lernst du“, sagte einst mein Boxtrainer – und er hat Recht.

Boxtraining Huseyn Nazirov
An den persönlichen Grenzen über sich hinauswachsen – darum geht es beim Boxen.

Der Kampf gegen den Boxsack und das Sparring

Am meisten Spaß macht es, am Boxsack zu trainieren. Hier kann man sich richtig auspowern, ohne Angst vor einem Gegenangriff zu haben – denn der Boxsack schlägt nicht zurück! Wenn der Trainer mal wegguckt, lässt man die Deckung ganz automatisch etwas sinken – wie angenehm.

Doch sobald es ins Sparring geht, ändert sich alles. Spätestens nach dem ersten Schlag, den du abbekommst, hältst du die Arme automatisch oben – der Respekt, oder vielleicht sogar die Angst, einen weiteren Schlag ins Gesicht zu bekommen, ist zu groß.

Das Schwierigste ist jedoch, dem Gegner direkt in die Augen zu sehen, ohne dass er deine Angst bemerkt. Sobald der Gegner Unsicherheit spürt, wird er mutiger. Du musst lernen, die Angst zu kontrollieren und stattdessen die Zeichen des Gegners zu erkennen. Ein leichtes Zucken oder ein unsicherer Blick – das ist dein Signal, anzugreifen.

Vorurteile gegenüber Kampfsportlern widerlegen


Viele Menschen haben das Vorurteil, dass Boxer aggressiv seien und meist aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen. Auch ich dachte anfangs, ich sei in einer Gruppe aggressiver Menschen gelandet. Doch dieses Bild änderte sich schnell. Die Menschen, die ich kennenlernte, waren alles andere als aggressiv. Sie waren friedlich, hilfsbereit und kamen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten. Vom Schüler über den Handwerker bis hin zum Manager – beim Boxen ist jeder willkommen. Es ist längst nicht mehr der Sport der „Harten“, sondern eine Plattform, auf der Menschen sich gegenseitig motivieren und unterstützen, um besser zu werden.

Ein prominentes Beispiel dafür ist Uwe-Jörg Hück, der ehemalige Betriebsratsvorsitzende und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG. Hück, der selbst aus schwierigen Verhältnissen stammt, wurde Europameister im Thaiboxen. Er zeigt, dass Boxen und beruflicher Erfolg durchaus miteinander vereinbar sind.

Boxen als Mittel als Mittel zur Stärkung von Selbstbewusstsein und Konzentration

Boxen erfordert eine immense Konzentration und fördert gleichzeitig das Selbstbewusstsein. Diese Eigenschaften sind nicht nur im Ring entscheidend, sondern helfen auch im Alltag, Herausforderungen selbstbewusst anzugehen. Deshalb wird Boxen auch häufig in der Pädagogik eingesetzt, um Aggressionen bei Schülern abzubauen. Die klare Struktur und Disziplin des Sports tragen dazu bei, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln und den Umgang mit Konflikten zu verbessern.

Boxtraining Huseyn Nazirov
Boxen lehrt, mit den Herausforderungen des Alltags selbstbewusst umzugehen.

Training mit Champions

Besonders stolz bin ich darauf, mit einigen der besten Boxer der Region Braunschweig trainiert zu haben. Weltmeister Patrick Rokohl (ehemaliger GBU Weltmeister im Halbschwergewicht) und der Wahl-Braunschweiger Michael Wallisch (ehemaliger WBO Europameister im Schwergewicht) haben mich auf meinem Weg im Boxen inspiriert und mir gezeigt, was es heißt, sich ständig weiterzuentwickeln.

Fazit: Den inneren Schweinehund überwinden

Boxen ist nicht nur ein Sport für die Muskeln, sondern auch für den Geist. Es lehrt, Ängste zu überwinden, den eigenen Körper und die eigenen Fähigkeiten besser kennenzulernen und an sich selbst zu glauben. Der Zusammenhalt in den Boxvereinen ist groß – und sie warten nur darauf, dass ihr kommt. Also: Überwindet euren inneren Schweinehund, dreht „Eye of the Tiger“ laut auf und macht euch auf den Weg zum nächsten Boxtraining.