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Zweikampf: Jean-Christoph Beaudin von den Grizzlys Wolfsburg und Jason Bast von den Kölner Haien. Moritz Eden

Eishockey spektakulär
Wolfsburg Grizzlys gegen Kölner Haie

Unsere Region ist Spitze im Sport – nicht nur auf dem grünen Rasen, sondern auch auf dem Eis. Mit den Grizzlys aus Wolfsburg haben wir eine Eishockey-Mannschaft in der höchsten Deutschen Liga, der DEL. Was passiert, wenn sie in einem Spitzenspiel auf die bissigen Kölner Haie trifft, beschreibt Miriam Grupe. Warm anziehen! 

Bevor die Spieler aufs Eis gleiten, wird die moderne EisArena in Wolfsburg in oranges Licht getaucht – der Farbe der Grizzlys. Das Maskottchen und der Arena-Sprecher stimmen Fans und Zuschauer auf das Eishockey-Spitzenspiel ein. Gewinnen die Grizzlys, gerade auf Platz 7, gegen die Kölner Haie, die auf dem 6. Platz stehen, sind sie einen Schritt näher an den Playoffs - den Spielen, in denen der Deutsche Meister in K.-O.-Runden ausgespielt wird. Es geht also um richtig was!

Rasant kommen die Wolfsburger Spieler aus dem großen Grizzly-Schlund aufs Eis. Die Schwarzorangen Bären gegen die weißen Haie – das verspricht spannend zu werden! Die Stimmung ist fantastisch, die Fans singen und klatschen, im Fanblock wird gehüpft und sofort die eigene Mannschaft angefeuert. Die Energie der Fans, von der Cheftrainer Mike Stewart im Interview spricht, ist deutlich spürbar.

Kurz vor Beginn stimmen zwei „Puck-Kinder“ die Zuschauer auf das Spiel ein. Moritz Eden/CityPress GmbH
Kurz vor Beginn stimmen zwei „Puck-Kinder“ die Zuschauer auf das Spiel ein.

Nun stehen sich beide Mannschaften gegenüber – und nach einem Fanfarenstoß geht´s auch schon direkt los. Die Haie greifen an, aber die Bären jagen ihnen den Puck sofort wieder ab. Bereits nach wenigen Minuten gibt es den ersten Spielerwechsel, aber die kleine schwarze Scheibe wird sofort wieder von beiden Mannschaften übers Eis gejagt. Manchmal kommt man mit den Augen beim Eishockey gar nicht hinterher!

Die Arena tobt

Direkt vor dem Wolfsburger Tor gibt es die erste Rangelei zwischen den Gegnern. Eishockey ist definitiv KEIN körperloses Spiel! Außerdem bin ich ganz fasziniert davon, wie man in solch einer doch recht ausladendenden Montur und mit schlanken Schlägern auf dünnen Kufen stehend einen nur wenige Zentimeter großen Puck treffen kann!

Bis zur Mitte des ersten Drittels – ein Spiel hat drei 20-Minuten-Drittel und stoppt jedes Mal, wenn gepfiffen wird oder es eine sonstige Störung gibt – fällt kein Tor. Doch vor dem kleinen netzbespannten Kasten zeigt sich, wie wichtig dieses Spiel ist, denn hier schenken sich die Spieler gar nichts und es gibt die ein oder andere beherzte Rangelei an der Bande.

Doch was ist jetzt los? Ich wundere mich, dass nach einer Strafe gegen die Kölner der Grizzly-Goalie das eigene Tor verlässt! Mein Nachbar klärt mich auf: „Die Strafe der Kölner besteht darin, dass sie für eine bestimmte Zeit den Puck nicht berühren dürfen – damit können sie also gar kein Tor schießen.“ Und die Grizzlys nutzen das zu ihrem Vorteil und holen einen weiteren Feldspieler aufs Eis, um die Torchancen zu erhöhen.

Zwar nicht während der Strafzeit, aber in der 16. Spielminute dieses spannenden ersten Drittels fällt dann doch das erste Tor für die Wolfsburger. Die ganze Arena springt auf. Wer einen hat, wedelt mit seinem Fanschal, Fahnen werden im Fanblock geschwenkt und man merkt, wie groß die Freude über diesen Treffer ist.

Jetzt wird es noch mal spannend: In der letzten Spielminute hält der Wolfsburger Torwart den Puck nach einer harten Hai-Attacke. Das gefällt dem Kölner wohl nicht und er geht den Goalie hart an – wird vom Schiedsrichter aber gleich zur Seite genommen und ermahnt. Dann endlich: Pause!

Eishockey-Fan-Spiele und Eismaschine

In der ersten Drittelpause wird mit ausgewählten Fans gespielt. Wer schießt die kleine Gummischeibe am nächsten zur Mitte? Es gewinnt eine junge Frau, die ihren Puck am besten platziert hat.

Eishockey Moritz Eden
KüchenTreff-Gewinnspiel in der Drittelpause. Hier darf jeder einmal sein Glück mit dem Puck versuchen!
Eishockey Moritz Eden

Danach kommt die Eismaschine zum Einsatz. Mit ihr wird das von den Kufen aufgeraute Eis wieder spiegelglatt. Die Maschine verteilt eine dünne Wasserschicht auf dem Eis und ich bekomme glatt Lust, auch damit über die Fläche zu sausen! Das bleibt aber der jungen Dame vorbehalten, die unermüdlich ihre Kreise zieht und das Spielfeld so für das zweite Drittel vorbereitet. Fangesang ertönt von den Rängen: „EHC, EHC, EHC“ schallt es im Chor aus Tausenden Kehlen zur Motivation der Mannschaft.

Prügel, Pucks und Plexiglasscheiben

Im zweiten Drittel des Spiels kämpfen die Grizzlys vor dem Kölner Tor um jeden Zentimeter, doch der Keeper hält den ein oder anderen gefährlichen Schuss. Und dann kommt es plötzlich zu einer Prügelei auf dem Eis: Die Handschuhe fliegen beiseite und die Fäuste des Kölners treffen den am Boden liegenden Wolfsburger! Das bleibt nicht ungestraft, doch schon geht das Spiel weiter.

„Und dann kommt es plötzlich zu einer Prügelei auf dem Eis…“

Es ist ein rasantes Rennen, dass sich die Mannschaften auf dem Eis liefern! Wieder und wieder knubbeln sich die Spieler vor dem Wolfsburger Tor nach einer ungeklärten Situation. Die Emotionen kochen hoch, doch es geht diesmal gesittet weiter. Im Eifer des Gefechts wird zwar auch schon mal das Tor aus der Verankerung gehoben, doch der Unparteiische steckt es wieder in Position.

Trainer Mike Stewart von den Grizzlys Wolfsburg während des Spiels zwischen den Grizzlys Wolfsburg und den Kölner Haien. Moritz Eden
Trainer Mike Stewart von den Grizzlys Wolfsburg während des Spiels zwischen den Grizzlys Wolfsburg und den Kölner Haien.

Im letzten Drittel geht es noch mal richtig zur Sache. Man merkt den Druck, den die Haie haben und machen. Dabei geht sogar eine der Plexiglasscheiben, die dem Schutz der Zuschauer dienen, zu Bruch. Schon ist der eiligst gerufene Hausmeister zugegen und tauscht die Scheibe aus. Währenddessen übt sich der Fanblock in der Heimatkurve in einer Art Welle: Reihe für Reihe springt auf, dazu ertönen die Trommeln – Eishockey ist auch ein Fest für die Sinne.

Ruckzuck ist die defekte Scheibe getauscht und in Spielminute 13:13 geht es weiter. Ob das ein Omen ist? Wenn ja, dann ein gutes, denn in der vierten Minute vor dem Schlusspfiff schießen die Grizzlys ihr zweites und damit finales Siegtor!

Erleichterung nach hartem Kampf: Jordan Murray von den Grizzlys nach dem Sieg gegen Köln. Moritz Eden
Erleichterung nach hartem Kampf: Jordan Murray von den Grizzlys nach dem Sieg gegen Köln.

Nach dem Abpfiff bedankt sich die Mannschaft Spieler für Spieler beim Goalie und der starke Gegner aus Köln wird verabschiedet – Fairplay at its best, denn alle „Kampf“-Szenen des Spiels sind vergessen. Dann bedankt sich die Mannschaft noch bei ihren Fans. Und nach diesem tollen Spiel haben sie noch einen dazugewonnen: Ich war bestimmt nicht das letzte Mal bei einem Eishockey-Spiel in Wolfsburg!