Seit 2009 ist Maik Rummel als gelernter Industriemeister Elektrotechnik in seinem „Traumjob“ bei der VfL Wolfsburg-Fußball GmbH aktiv. Gleich in seinem ersten Jahr verloren die Wölfe kein einziges Heimspiel und holten überraschend die erste deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Bei einem Rundgang durch die Volkswagen Arena erzählte er mir von den vielen Details, die zusammenspielen müssen, damit beim VfL nicht nur auf dem Platz, sondern auch technisch alles rund läuft.
Maik Rummel
Das Multitalent beim VfL Wolfsburg
Die Pressetribüne wächst
In seiner ersten vollständigen Saison 2009/10 beim VfL Wolfsburg erlebte Maik Rummel gleich die Champions League mit. Ein tolles Erlebnis – allerdings auch mit einem erheblichen Arbeitsaufwand verbunden. „Ich erinnere mich noch an meine erste Begegnung mit der UEFA“, sagt Rummel. Der Verband stellte hohe Vorgaben an die Spielstätte. Doch Maik Rummel und sein Team fühlten sich den Anforderungen gewachsen, immerhin spielte der Verein nicht mehr im alten VfL-Stadion am Elsterweg, sondern bereits in der hochmodernen Volkswagen Arena. Damals war die Hauptführungskamera für TV-Übertragungen auf der Gegengerade installiert – ein Novum in der Bundesliga. Und dort befanden sich auch die wenigen Kommentatorenplätze. „Drei Plätze waren es“, erzählt Rummel und schmunzelt. Die UEFA brauchte in der Gruppenphase allerdings 24 und je nach KO-Phase bis zu 40 Plätze im Halbfinale. Daraufhin baute Rummel die Plätze gemeinsam mit seinem Team aus.
Dann kam 2011 die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen und die FIFA stand vor der Tür. „Wie viele Presseplätze haben Sie denn“, wollten die Delegierten wissen. Maik Rummel präsentierte ihnen stolz die mittlerweile 32 modernen Kommentatorenplätze mit LAN-Kabel, Stromversorgung, Breitbandkabelnetz und versenkbarem Monitorplatz. Die FIFA zeigte sich zufrieden und fragte nach dem Standort der Hauptführungskamera. Doch die Gegengerade stellte für die Delegierten keine Option dar. „Wenn die Nationalmannschaft hier spielen soll, muss die Hauptführungskamera auf die Haupttribüne“, wurde Maik Rummel mitgeteilt. Also hieß es erneut: Umbau.
Rummel und sein Team machten sich an die Arbeit und verlegten den Pressebereich auf die Haupttribüne. Als im Jahr 2015 die Königlichen von Real Madrid in der Champions League um Audienz baten, herrschte abermals Ausnahmezustand. Weiße Tabellare mussten für die schreibende Presse ergänzt werden. Auch diese Hürde konnte gemeistert und die Anforderung erfüllt werden. „Ich denke, dass wir für die nächsten Jahre gut aufgestellt sind, was die Pressetribüne angeht“, sagt der Leiter des Facility Managements und lacht.
Wetterkapriolen, Hubschraubereinsatz und Stromausfall
Doch nicht nur die UEFA und FIFA sorgten in den letzten Jahren für Wirbel beim VfL Wolfsburg, sondern auch das Wetter. Rummel erinnert sich noch gut an ein Heimspiel im Winter 2010. Es war 8 Uhr morgens und über Nacht hatte es Neuschnee gegeben. Sein Vorgesetzter Thomas Franke fragte Ihn: „Wir haben 20 Zentimeter Schnee in der Arena. Schaffst du es, dass wir um halb Vier anpfeifen können?“ Gemeinsam mit seinem Team und weiteren Kollegen, den Reinigungskräften, den Platzwarten und dem THW stellte sich Rummel der Herausforderung. Gemeinsam befreiten sie den Platz und die Tribünen von den Schneemassen.
Auch der Rand des Daches wurde zum Schutz der Zuschauer vom Schnee befreit, doch hatten sich unterhalb des Daches, an den Halbmond-Öffnungen, Schneeberge verhangen. Rummel holte sich deshalb Unterstützung aus Hamburg: Ein Bekannter verfügte in seinem Unternehmen über Hubschrauber und stellte diese für die Schneeräumungsaktion bereit. Die Partie konnte letztlich rechtzeitig und ohne Einschränkungen angepfiffen werden. Heute laufen unter dem Dach feine Drähte entlang, die ab fünf Grad Außentemperatur Wärme abgeben und so Schneebretter verhindern.
Vier Jahre später, am 8. März 2014, sorgte ein Stromausfall im Vorfeld der Partie gegen FC Bayern München für Aufregung in Wolfsburg. Während die Stadt lahmgelegt war, liefen in der Volkswagen Arena zwei Notstromaggregate mit 1500 kVA und 400 kVA auf Hochtouren. „Nach Absprache mit der Polizei hieß es: Wir pfeifen an. Denn der Polizei war es lieber, dass sich 30.000 Menschen in der Arena mit Strom, als in der Stadt ohne Strom befanden“, erinnert sich Rummel. Ein außergewöhnlicher Spieltag, der ihm im Gedächtnis bleibt.
Ein normaler Spieltag
Normalerweise beginnt die Arbeit im Stadion an Spieltagen jedoch mit einer großen Teambesprechung an der Veranstaltungsleiter Thomas Franke und Verantwortliche aus den Abteilungen Sicherheit, Medien und Kommunikation, Fanbeauftragte, Stadionshow, B2C, Ticketing und Sponsoring teilnehmen. Zu diesem Zeitpunkt wurden von Rummel und seinem Team bereits zwei Stadionrundgänge durchgeführt und dokumentiert, alle Systeme überprüft und über die Gebäudeleittechnik programmiert. In den folgenden Stunden starten diese dann automatisch. In seiner Funktion als Brandschutzbeauftragter ist es Rummel insbesondere wichtig, dass alle sicherheitsrelevanten Anlagen störungsfrei funktionieren.
Am Spieltag dürfen außerdem keine entflammbaren Gegenstände in das Stadion gelangen. Das gilt auch für die Transparente, die in den Choreographien der Fanszene zum Einsatz kommen. „Das Material muss schwer entflammbar sein, falls jemand ein Feuerzeug darunter hält. Das überprüfen wir bereits bei der Eingangskontrolle“, erklärt der Brandschutzbeauftragte. Nach der Besprechung dreht er abermals seine Runde und überprüft, ob alles einwandfrei funktioniert.
Sobald das Stadion für Besucher geöffnet wird, befindet sich Rummel in der Leitstelle. Von dort aus hat er einen fantastischen Blick über das gesamte Stadion und die Zuschauerränge und kann das Spiel verfolgen – zu besonderen Spielen trägt er dabei sein Trikot. Eine umfangreiche Gebäudeleittechnik, Lichtsteuerung und Brandmeldezentrale ermöglichen es ihm, alle Systeme zentral zu überwachen und schnell über Funk Maßnahmen mit seinem Team zu koordinieren.
Das Team wächst
Rund zehn Mitarbeiter arbeiten heute in Rummels Team. Das sah vor zehn Jahren, zu Beginn seiner Karriere, noch anders aus. Damals standen ihm ein Assistent und zwei Hausmeister für die Volkswagen Arena und das Fanhaus zur Verfügung. Das Aufgabenspektrum wuchs im Laufe der Jahre jedoch stetig weiter – und damit auch das Team. So fällt inzwischen auch das Facility Management in der VfL-Fußball.Akademie am Berliner Ring sowie seit Baubeginn das AOK-Stadion (2015) und das VfL-Center (2015) in Rummels Verantwortung.
In einer aktuellen Maßnahme wird beim VfL Wolfsburg nach und nach auf LED-Beleuchtung umgestellt. Bereits 2017 rüstete der Verein als erster Bundesligist die Flutlichtanlage der Volkswagen Arena auf LED Strahler um. Auch die komplette Garage, Büros, Außen- und Ringbeleuchtung wurde bereits mit LEDs ausgestattet. Das spart nicht nur bis zu 50 Prozent der Energiekosten, auch Wartungs- und Reparaturkosten entfallen fast vollständig. „Bei Neu- und Umbauten wird generell auf umweltfreundliche Baumaßnahmen und Ausstattung gesetzt“, erzählt Rummel und verweist auf den Anspruch des VfL bei den Themen Umweltleitlinien und Nachhaltigkeit.
Zum Abschluss unseres Gespräches machen wir noch einen Rundgang über die Leitstelle, die Heimkabine und die VfL-Kapelle bis zum Spielertunnel. Besonders interessant ist es in der großen Kabine der Heimmannschaft. Auch hier hat das Facility Management ganze Arbeit geleistet und dimmbares Licht eingebaut. Vor dem Spiel ähnelt es dem Flutlicht in der Arena, nach Spielende werden die Spieler mit gedimmtem und warm-weißen Licht empfangen, das die Erholung begünstigt. Sollte der VfL Wolfsburg auch 2019/20 wieder eine erfolgreiche Saison spielen, haben daran sicherlich auch Maik Rummel und sein Team einen entscheidenden Anteil.