Peine – wenn man an diese Stadt denkt, kommen einem Eulen, Stahl und Pattensen-Paris in den Sinn. Doch die kleine Stadt im Westen unserer Region hat viel mehr zu bieten. Und das zeigt sie auch selbstbewusst mit ihrer neuen Marke.
Peine - eine ganz besondere Marke
Acht Monate für die Markenbildung
Anja Barlen-Herbig hat den Prozess für eine neue Stadtmarke für Peine initiiert. Als sie 2021 die Geschäftsführung der Peine Marketing GmbH übernahm, hat sie die Gesellschaft nicht nur neu strukturiert, sondern wollte mit der Markenbildung das Positive von Peine sichtbar machen.
Galt Peine vor 30 Jahren noch als „schmutzige“ Stahlstadt, präsentiert sie sich heute modern aber dennoch traditionsbewusst, gleichzeitig innovativ und lebendig, als Stadt zum Wohlfühlen und der kurzen Wege. Und das repräsentiert die neue Marke, bei der Barlen-Herbig bewusst auf einen ganzheitlichen Ansatz setzt. „Mit der neuen Marke für Peine haben wir die Identität der Stadt neu definiert“, erläutert die Geschäftsführerin.
Am Anfang des acht Monate dauernden Markenbildungsprozesses stand zunächst eine umfassende Imageanalyse, die die Wahrnehmung von außen sichtbar gemacht hat. Schließlich folgten Workshops mit den verschiedensten Teilnehmern aus allen Bereichen der Stadt und dem Umkreis und mit – ganz wichtig – der Beteiligung von interessierten Bürgern sowie eine Online-Umfrage. „Die Beteiligungsquote an der Umfrage mit 1.700 Bürgern ist im Vergleich zu anderen Umfragen sehr hoch“, bestätigt Barlen-Herbig.
Fünf Säulen für ein ganzheitliches Marketing
Das sind die Säulen des ganzheitlichen Stadt- und Standortmarketings: Kultur- und Tourismusmarketing, Event- und Citymanagement sowie das Standortmarketing, das in enger Abstimmung mit der Wirtschaftsförderung der Stadt betrieben wird. Diese Säulen bilden das Gerüst für die neue Stadtmarke.
„Peine ist heute eine grüne Stadt“, weiß Barlen-Herbig zu berichten. Davon zeugen nicht nur die 20 Parks und Gärten, sondern auch der Stahl, der hier „grün“ – also CO2-optimiert – produziert wird. Damit vereint Peine Tradition und Innovation, denn das historische Erbe findet sich nicht nur in den bezaubernden Fachwerkgebäuden am schönen Marktplatz, sondern auch in den Events wie dem Peiner Freischießen, dessen Wurzeln bis zur Stadtgründung im Jahr 1220 zurückreichen, und dem Highland Gathering mit seinen schottischen Clans und internationalen Pipe Bands, das jährlich Gäste aus nah und fern in die Stadt lockt. Es ist das größte schottische Kulturfest seiner Art, das auf dem europäischen Festland stattfindet.
Kraftvoll und modern – das neue Logo
Eine Marke ist mehr als ein Logo. Aber das wurde im Zuge des Markenprozesses auch gleich neu gestaltet. Mehrere Monate hat die Entwicklung gedauert. Es lässt sich als „Sprechblase“ interpretieren, ist modern und steht für den Neuanfang. Nachdem das alte Design 20 Jahre auf dem Buckel hatte, zeigt sich das neue Logo in Orange frisch und kraftvoll – genau wie Peine.
Das neue Design wurde in den sozialen Medien heiß diskutiert und auch kritisiert. Manche hatten Sorge, dass das Stadtwappen und auch die traditionellen Farben der Stadt Peine – rot und grün – verschwinden. Was natürlich nicht der Fall ist. Heute finden die meisten das Logo prima und freuen sich über das frische Design.
Ein herausfordernder Prozess
Aber das war nicht die einzige Herausforderung, die Barlen-Herbig meistern musste: Über 40 Projekte zur Stärkung der Innenstadt haben sie und ihr Team quasi gleichzeitig entwickelt und umgesetzt. „Wir haben zwei Förderprogramme angezapft, gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Peine, die uns dabei sehr unterstützt“, erklärt sie. „Mittlerweile sind aber fast alle Projekte erfolgreich abgeschlossen.“ Neben den Innenstadtprojekten bewerkstelligte ihr 13-köpfiges Team zeitgleich die jährlichen Großevents und die touristischen Angebote in Peine.
Bei den Beteiligungsprozessen – insgesamt drei in den letzten drei Jahren – mussten verschiedene Zielgruppen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen unter einen Hut gebracht werden. Doch Anja Barlen-Herbigs Eindruck ist, „dass die Leute nur darauf gewartet haben, am Prozess mitzuwirken“. So wurde im 3. Beteiligungsprozess – dem Markenprozess - deutlich, dass es allen eine Freude war, gemeinsam ein Ziel zu verfolgen!
Das Ziel: ein positives Image
Und was ist das Ziel der neuen Marke, möchte ich von der Marketingexpertin wissen. „Die fokussierte Darstellung der Stadt nach außen“, ist ihre klare Antwort. Alle fünf Themen betreffen unterschiedliche Zielgruppen, doch die Kommunikation der Stadt sollte konkreter und klarer werden, unter der neuen Marke gelingt das nun.
Für Anja Barlen-Herbig ist insbesondere die Sichtbarmachung der Stadt Peine wichtig. Hier zeigt sich nämlich deutlich der Imagewandel, der gerade begonnen hat. Überall in der Innenstadt ist er sicht- und spürbar. Sei es mit der „Open Stage“, einer kleinen Bühne, die von April bis Oktober jeden Samstag von 10:30 Uhr bis 14:30 Uhr verschiedensten Künstlern 30 Auftrittsmöglichkeiten auf dem Marktplatz bietet oder mit den „Künstlerbänken“, die ebenfalls hier stehen. Anfang 2023 wurden die Bänke aufgestellt, alle bauen auf einem „Peiner Träger“, dem traditionellen Stahlträger, auf.
Auch das Projekt „Peine blüht auf“ ist an diesem sonnigen Herbsttag noch zu sehen – über 30 Blumeninseln verschönern die City. Zur Weihnachtszeit hingegen werden Lichtskulpturen die Stadt erstrahlen lassen.
Stadtführungen und Souvenirs
Wer sich vom Charme Peines überzeugen möchte, ist bei einer Stadtführung genau richtig. Im Shop der Tourist Information treffe ich Sylvia Knapek-Wodausch, die bereits seit 16 Jahren zu verschiedenen Themen durch die Stadt führt. Neben speziellen Themenführungen wie zum Beispiel zur Hexenverfolgung oder einer Architekturführung bietet die Gästeführerin natürlich auch „normale“ und Führungen speziell für Kinder an. Einige dieser Stadtführungen sind offen, sodass man einfach dazukommen kann, andere sind mit Anmeldung möglich. Von April bis Oktober gibt es beispielsweise an jedem ersten Samstag eine öffentliche Führung, aber auch Gruppenführungen sind sehr gefragt.
Neben ihrer Tätigkeit als Stadt-Navigatorin ist Sylvia Knapek-Wodausch noch im Souvenir-Shop tätig. Was geht hier denn besonders gut, möchte ich wissen. „Alles, was mit Peine zu tun hat, natürlich“, schmunzelt Knapek-Wodausch. „Aber der Künstler-Schirm mit den Peiner Wahrzeichen und unser Peiner Absacker sind besonders beliebt.“ Der Peiner Absacker ist ein Kräuterlikör und genauso vielfältig im Geschmack, wie sich die Stadt präsentiert. Bestimmt sehr lecker.
Erste Erfolge sichtbar
Die neue Stadtmarke Peine schmückt mit ihrem strahlenden Orange nicht nur die Souvenirs im Shop. Sie strahlt im übertragenen Sinne natürlich auch in die Region hinaus. „Wir wollen mit unseren Aktionen vor allem Tagesgäste anlocken“, betont Anja Barlen-Herbig. „Als touristischer Hotspot ist Peine nicht gerade bekannt, aber die Stadt ist überschaubar, gemütlich und hat ein schönes Ambiente. Deshalb haben wir zum einen die Stadtführungen ausgebaut und wollen mit gezielten Kampagnen auch Leute aus der Umgebung zu uns locken.“
Zudem soll die Marke Peine den Wirtschaftsstandort stärken. Neue Unternehmen sollen sich hier ansiedeln, Investitionen getätigt und Fachkräfte gewonnen werden. Alles Themen, die auch andere Städte beschäftigen. Mit einer guten Kommunikationsstrategie, die auf der Stadtmarke aufbaut, soll das für Peine gut gelingen. Barlen-Herbigs Rat für andere Kommunen: „Der Schlüssel sind gute Netzwerke der Akteure einer Stadt – und der Blick über den Tellerrand hinaus. So haben wir zum Beispiel gerade ein Netzwerk gegründet für die Innenstadt, in dem Bürger und Eigentümer mit der Stadtverwaltung und sozialen und kulturellen Einrichtungen zusammengebracht werden. Gemeinsam entwickeln wir Ideen für die Innenstadt von morgen.“ Und wie sie bestätigt, sind alle Beteiligten mit positivem Denken und Freude am Gestalten dabei.
„Wir wollen Peine ein schönes Gesicht geben“, lächelt Anja Barlen-Herbig. Mit der neuen Marke für Peine ist ihr das gut gelungen!