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Wie Vollblutmusiker Ralli Lewitzki Salzgitter zum Drummer-Mekka gemacht hat

Sie spielen für Stevie Wonder, Pink oder Genesis: Einmal im Jahr trifft sich die Drummer-Elite der Welt in Salzgitter-Lebenstedt. Zu welchem Zweck und warum gerade hier? Initiator Ralli Lewitzki hat Antworten. 

Die Schlagzeugsticks fest im Griff, gibt Ralli Lewitzki den Takt für Musik und Veranstaltungen in Salzgitter an. Er ist nicht nur selber Drummer in fünf Bands, mit denen er regelmäßig durch die Republik tourt, sondern leitet zudem seit mehreren Jahren das städtische Kulturamt für Veranstaltungen. Dank seiner Leidenschaft für alles rund ums Trommeln, bereichert Salzgitter die Republik jedes Jahr wieder mit einem international besuchten Veranstaltungshighlight, dem Drummer Meeting.

Schon Mitte der Achtziger, als Lewitzki noch aktiv als Schlagzeuglehrer und als Drummer der Braunschweiger Kultband FEE arbeitete, kam ihm die Idee für das heute bundesweit etablierte Veranstaltungskonzept. „Als ich bei einem Konzert Dave Getz traf, den früheren Janis Joplin-Drummer, fragte ich ihn einfach, ob er Lust hätte mitzumachen. Er sagte ja“, erzählt er. Dann bekundeten noch ein paar Drummer aus Argentinien ihr Interesse, und es konnte losgehen.

Neben Lewitzkis Engagement hat auch die Stadt Salzgitter erheblich dazu beigetragen, das Drummer Meeting in Lebenstedt zu halten. „Die Stadt unterstützt uns schon seit 28 Jahren bei dem Vorhaben. Welche andere Stadt würde das bitte machen?!“ fragt der Initiator rhetorisch. Auch wenn das Geld nicht reiche, um alle Träume zu verwirklichen. Es gebe noch eine ganze DIN-A4-Seite voll mit Namen von Drummern, die er gerne einladen würde. „Aber je bekannter, desto teurer. Da müssen dann auch die Sponsoren mitspielen“, erklärt Lewitzki.

 

Die „Crème de la Crème“

Die Liste der bisherigen Teilnehmer ist dennoch beachtlich: Professor Michael Küttner, Dirk Brand (Axxis) Mark Schulman (unter anderem „P!nk“), Gerry Brown (unter anderem Stevie Wonder), Chester Thompson (Genesis), Ricky Lawson (unter anderem Michael Jackson) und viele mehr zieren die „Hall of Fame“ der Drummer-Meeting-Dozenten.

Ein Betreuer von Lewitzkis früherem Endorser (so werden Unternehmen genannt, die Musiker mit Equipment ausstatten), stellte einst die Weichen für Kontakte mit internationalen Stars. Mit Pete York, dem Spencer Davis-Drummer, gelang schon kurze Zeit nach dem ersten Drummer Meeting der Durchbruch. „Durch York bekamen wir die Kontakte nach England und Bernard Lee ‚Pretty‘ Purdie, der Drummer von Aretha Franklin, vernetzte uns in die USA“, erinnert sich Lewitzki. „Die Drumgemeinde ist weltweit nicht so groß, wie man denkt.“

Ein Event wie das Internationale Drummer Meeting spricht sich deshalb schnell rum. „Wenn sich die Leute wohl fühlen, ihr Geld kriegen und man ein schönes Ambiente schafft, dann kommen die Schlagzeugstars auch gerne wieder und erzählen weiter, dass man hier eine gute Zeit haben kann“, verrät der Schlagzeuger das Erfolgsrezept.

 

Drummer aus allen Erdteilen

Das Meeting selbst ist wie ein viertägiger Workshop aufgebaut, unterbrochen von Konzerten der Dozenten und bekannter Bands. „Dieses Jahr wird die internationale Band Drums United das Drummer Meeting eröffen. Das sind sieben Trommler aus allen Erdteilen“, erzählt Lewitzki. Am Tag darauf geht es direkt mit den einzelnen Workshops, den „Masterclasses“ unter der Leitung der Schlagzeugstars los. „Wir haben Jazz-Drummer dabei, Heavy-Metal-Drummer, Fusion-Drummer, Rock-Drummer und auch Percussionisten. Die Vielfalt ist groß und bedient so ziemlich jedes Genre“, so der Initiator.

Insgesamt 50 Teilnehmer können sich im Voraus für die Meisterklassen anmelden. Anmeldungen bekommt Lewitzki aus der gesamten Republik. Kein Wunder, denn mit einer Teilnahmegebühr von 150 Euro ist das Drummer Meeting ein wahres Schnäppchen. „In diesem Jahr haben wir zusätzlich zu den Masterclasses einen ‚Rhythm Section Workshop‘ im Angebot“, erzählt Lewitzki. Dort werden Schlagzeuger zusammen mit Instrumentalisten unterrichtet und können so ihren Groove schulen.

 

Keine Spur Müdigkeit

Nach fast 30 Jahren brennt Ralli Lewitzki noch immer für sein Projekt. „Eigentlich wäre ich schon seit letztem Jahr in Rente, habe mich aber aufgrund der Veranstaltung dazu entschieden, meinen Vertrag noch drei Jahre verlängern zu lassen“, erzählt der Vollblutmusiker. „So lange ich kann, will ich das Drummer Meeting noch weiter organisieren. Oder bis ich keine Lust mehr habe“, lacht er.

Bei der Vorbereitung der Veranstaltung wird er durch ein Team aus Kollegen des Kulturamts und durch eine Assistentin unterstützt, die sich in Vollzeit um das Meeting kümmern kann. Die aufwändige Organisation zahlt sich aus: „Das Drummer Meeting ist deutschlandweit der am längsten bestehende Drummer Workshop“, betont Lewitzki. „Das hat bisher noch keiner geschafft.“