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Neue tänzerische Heimat im Hafen 1

Ich komme über die Stadtbrücke, um zum Pressetermin der Autostadt zu gelangen. Schon auf dem Hinweg sehe ich das neue Veranstaltungsgebäude mit dem Namen „Hafen 1“. Am Ende der Kanalbucht steht das neueste Bauwerk der Volkswagen-Tochter auf einer Fläche von 3.100 Quadratmetern, die Platz für 20 bis 1.400 Personen bietet.

Hafen 1 im Industrielook

Wir versammeln uns alle auf der Piazza und gehen gemeinsam den Weg durch den Park, vorbei am The Ritz-Carlton, um zur neuen Eventlocation zu gelangen. Der Weg für die Besucher ist noch nicht fertig und führt direkt vor dem 5*-Hotel hinunter zum Volkswagen-Gelände, das wir rechts liegen lassen. Über einen kleinen Steg gelange ich schließlich zum Haupteingang, wo unsere Gruppe von Pressesprecher Tobias Riepe, Eventleiter Ralf Luhnen, Geschäftsführer Claudius Colsman sowie Bernd Kauffmann, dem künstlerischen Leiter der Movimentos Festwochen, begrüßt wird. Da es extrem warm ist, gehen wir in den Eingangsbereich und mir fallen sofort die Rohrleitungen an den Wänden und der Decke auf. Alles ist dunkel gestrichen und sehr dezent gehalten. Der Industrielook passt zum Hafen 1, weil der Ort die moderne Eventtechnik mit der Tradition des Autobauers widerspiegelt.

Wirksame Weiterentwicklung

Farbe sucht man in dem Zweckbau vergebens. „Es war eine ganz bewusste Entscheidung“, erklärt Claudius Colsman und ergänzt, „es wirkt einfach alles mehr, weil das Gebäude in den Hintergrund tritt.“ Wir werden in die 500 Quadratmeter große Garderobe geführt, die durch Schiebetüren aufgeteilt werden kann. „Hier machen sich die Künstler warm, ziehen sich um und schminken sich für ihren Auftritt“, erklärt Bernd Kauffmann. Allerdings sei die Garderobe auch als Raum für Workshops und andere Veranstaltungen nutzbar. Bereits jetzt fällt mir der imposante Blick aus dem Fenster auf. Rechter Hand die ehrwürdigen Türme des Kraftwerkes, die jedem Wolfsburger bekannt sind, weil sie zur Adventszeit so schön strahlen. Zum anderen aber auch, weil dort 16 Jahre lang der Austragungsort der Movimentos war. Linker Hand erblickt man das moderne Hier und Jetzt mit dem The Ritz-Carlton, das sich auch in das Hafenbecken einbettet.

 

Das Herzstück

Im Anschluss geht es in das Herzstück der neuen Movimentos-Heimadresse: die Veranstaltungshalle. Mit insgesamt 1.650 Quadratmetern fasst sie bis zu 1.400 Personen und ist somit die drittgrößte Räumlichkeit neben dem CongressPark am Klieversberg und der Volkswagen Arena Business Lounge im Allerpark. Apropos Konkurrenz: Claudius Colsman betont, dass die Autostadt sich nicht als Konkurrenz sieht, sondern neben den Volkswagen internen Veranstaltungen und das Movimentos auch Firmen für Wolfsburg begeistern möchte, die bisher nicht die VW-Stadt als Konferenzort auf dem Radar hatten. Zudem seien mit dem Hotel nebenan kurze Wege möglich. Während wir in der riesigen Eventhalle stehen, sind die Arbeiten für das Movimentos in vollem Gange. Für die Bühne wurde extra die Decke erhöht, um den Anforderungen an das Movimentos gerecht zu werden. Direkt dahinter geht es über eine Treppe in die Garderobe, sodass auch die Künstler kurze Wege haben. Auf der Zuschauerseite wird eine Tribüne für 884 Personen eingesetzt, die dann auch über eine Tür im 1. Geschoss erreichbar ist. Ohne Tribüne sieht die Tür natürlich sehr verloren aus, macht aber Sinn, damit die oberen Ränge bequem erreichbar sind. Die Halle bietet zwar Platz für bis zu 1.400 Personen, kann aber auch abgetrennt werden und Raum für weniger Personen bieten, sofern das gewünscht ist. Die Multifunktionalität war den Autostadt-Verantwortlichen sehr wichtig, denn bei den Veranstaltungen sollen auch Fahrzeugpräsentationen möglich sein.

 

Foyer mit Ausblick

Für mich ist das Foyer mit 500 Quadratmetern ein Hingucker und zwar deshalb, weil man beim Blick aus dem Fenster dieses einmalige Panorama der Gegensätze hat, das man schon aus der Garderobe erahnen konnte. Hier im 1. Stock ist das Bild nochmals stärker und man bekommt ein Gefühl dafür, wofür das Hafen 1 steht. Später wird dann eine Bar dazu einladen, sodass man hier verweilt, den Ausblick Richtung phaeno genießt und als Hintergrund für ein Foto nutzt. Vom Foyer aus gelangt man über zwei Treppen hinunter in die Eingangshalle.

Ingo Bartels
Das Licht spiegelt sich eindrucksvoll am Himmel.

Beeindruckende Bauzeit

Nach den Tiefbau-Arbeiten im Oktober und November 2018, folgte der Hochbau. Zur Eröffnung der Movimentos am 19. Juli 2019 ist das Gebäude auch innen komplett fertig, was eine Gesamtplanungszeit von 13 Monaten und Bauzeit von sechs Monaten bedeutet. Durch die Lage hatte man das Gebäude auch nicht ständig im Blick, wenn man die Autostadt besuchte, sodass es fast im Verborgenen hochgezogen wurde. Umso mehr strahlt es jetzt als Austragungsort für die Movimentos Festwochen 2019, die bis zum 17. August 2019 gehen werden. Auch beim Namen griff man auf die Bauphase zurück, denn auf den technischen Zeichnungen stand stets der einprägsame Name „Hafen 1“. Der Name lässt zudem Raum für Spekulationen, ob es noch einen zweiten Hafen geben könnte.

Vertreibung aus dem Paradies

Der künstlerische Leiter Bernd Kauffmann bringt es bei der Begehung schwungvoll auf den Punkt, wenn er sagt, „wir wurden aus dem Paradies vertrieben in ein neues Paradies“. Die Location bietet neue Möglichkeiten, alleine schon deshalb, weil die Eventhalle eigens für die Movimentos gebaut wurde. Unter anderem daran zu erkennen, dass die Bühne mit einem Schnürboden versehen ist, sodass die Decke über der Bühne mit 23 Metern, sechs Meter höher ist. Im Hafen 1 haben die Künstler die gleichen Voraussetzungen wie im Kraftwerk. „Das sind Welt-Companies, die sind Upper Class gewöhnt. Und die bekommen sie hier“, erklärt Bernd Kauffmann die Arbeits- und Showbedingungen, für die er sehr dankbar ist. Die Technik sei gigantisch und Hafen 1 biete teils mehr als große Veranstaltungsorte in Hamburg. Die Movimentos starten mit einer Uraufführung der Sao Paulo Dance Company, die zugleich eine Movimentos-Auftragsarbeit darstellt. „Wir wissen nicht was passiert“, erklärt Bernd Kauffmann und deutet darauf hin, dass die Autostadt seit Anbeginn das Risiko des Erfolgs mitträgt und -verantwortet. Sie schafft seit nunmehr 17 Jahren einen Raum für die ursprünglichste Ausdrucksform der Mobilität – den Tanz.