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Klassischer Dermaroller und dazugehörige Kosmetikprodukte. Dermaroller GmbH/ ARAGON

Der Dermaroller aus Wolfenbüttel
Ein Produkt, das Leben verändern kann

Eine weltweit bekannte kosmetisch-medizinische Erfindung ist seit 1999 in Wolfenbüttel zuhause: der Dermaroller®. Von der Lessingstadt aus gehen die Produkte in 37 Länder der Erde, mit steigender Tendenz. Der Jahresumsatz der Dermaroller GmbH soll sich in fünf Jahren verdreifachen und bis Ende 2027 auf 36,5 Millionen Euro wachsen. Beate Ziehres hat sich den Wunder-Roller angesehen.

Am Hauptsitz der mi.to.pharm GmbH, der Vertriebsgesellschaft der Dermaroller GmbH, bin ich mit Michael Tomerius und Stefan Engel verabredet. Vor knapp zehn Jahren hat Tomerius die elterliche Dermaroller GmbH, für die er bereits als Geschäftsführer tätig war, zu 100 % erworben und in die eigene mi.to.pharm GmbH eingegliedert.

162 Nadeln

Noch heute werden in der Wilhelm-Mast-Straße alle nadelbehafteten Bauteile aus dem Hause Dermaroller von Hand produziert. „Dies bezieht sich auf die Roller und die Nadel-Steckmodule unserer elektronischen Geräte. Schließlich sind das die Bauteile, die wirklich in den Patienten eindringen. Deshalb legen wir höchste Qualitätsstandards an“, erklärt Geschäftsführer Michael Tomerius.

Eindringende Nadeln? Das klingt in meinen Ohren nicht gerade charmant, obwohl sich der Manager alle Mühe gibt. Und so geht es nicht nur mir. „Es war wirklich nicht leicht am Anfang. Wenn man erklärt, dass man einem Menschen 162 Nadeln durchs Gesicht rollt und dies eine tolle Sache mit medizinischem Nutzen ist, wird einem oft die Tür vor der Nase zugeschlagen“, erinnert sich Michael Tomerius mit einem Schmunzeln.

Hilfe bei Dehnungsstreifen, Narben, Haarausfall

Tatsächlich kennt man den medizinischen Nutzen des sogenannten Microneedlings schon seit gut 20 Jahren. Damals wurde die erste Studie zum transdermalen Einschleusen von Wirkstoffen in den menschlichen Körper am Klinikum Marburg durchgeführt. Genau das ist auch der Ansatz des Dermarollers, der lediglich die oberste Hautschicht minimal punktiert und sie damit durchlässig für aufgetragene Wirkstoffe macht.

So helfen die medizintechnischen Geräte beispielsweise bei Dehnungsstreifen und Narben. Geräte von Dermaroller kommen aber auch in der Kosmetik zum Einsatz. Falten werden sichtbar reduziert, trockene Haut revitalisiert und Haarausfall bekämpft. „Beim Microneedling wird im Rahmen des Heilungsprozesses die Bildung von körpereigenem Collagen angeregt. Unsere neueste Pflegeserie XCellaris Pro bewirkt durch die besondere Zusammensetzung sogar zusätzlich einen Zellschutz“, erklärt Michael Tomerius.

„Wenn man erklärt, dass man einem Menschen 162 Nadeln durchs Gesicht rollt und dies eine tolle Sache mit medizinischem Nutzen ist, wird einem oft die Tür vor der Nase zugeschlagen.“

Michael Tomerius, Geschäftsführer

Dermaroller HC902 und Reinigungsflüssigkeit. Dermaroller GmbH
Dermaroller HC902 und Reinigungsflüssigkeit.

Hohes Ansehen in Asien

Besonders in Asien genießt die Marke Dermaroller ein hohes Ansehen. Im fernen Osten schätzen die Menschen traditionell die verlässliche Wirksamkeit von Nadeln in der Akupunktur. Das ist auch der Grund dafür, dass eine der drei Auslandsniederlassungen des Unternehmens in Hongkong angesiedelt ist. Weitere Niederlassungen unterhält die Dermaroller GmbH in der Nähe von New York und in London. „In den USA erwarten wir im nächsten Jahr die FDA-Zulassung für das elektronische Microneedling-Gerät Twist der professionellen Hautpflege-Marke XCellaris Pro“, so Michael Tomerius.

So will der Manager den Umsatz vervielfachen

Die optimistischen Umsatzerwartungen des Managements basieren auf dem Ausbau des e-Commerce-Geschäfts und auf der Erschließung neuer Märkte. „Wir sehen, wie die Produkte in bestimmten Märkten funktionieren, wenn unsere Partner vor Ort die richtigen Ansätze finden und uns dabei helfen, die Produkte in die Märkte einzuführen“, sagt Finanzvorstand Stefan Engel. Aber: „Nur wenn wir die richtigen Partner vor Ort haben, können wir auch große Ziele erreichen. Wir sind in bestimmten Märkten gut vertreten. Wenn man diese Position auf andere Märkte übertragen würde, wäre eine Vervielfachung des Umsatzes überhaupt kein Problem,“ so Engel weiter. Die Aufgabe des Managements ist es also, die Erschließung neuer Märkte zu organisieren und vor allem die richtigen Partner vor Ort zu finden.

Geschäftsführer Michael Tomerius (rechts) und Finanzvorstand Stefan Engel (links) in an der Anlage zum Füllen von Ampullen. Beate Ziehres
Geschäftsführer Michael Tomerius (rechts) und Finanzvorstand Stefan Engel (links) in an der Anlage zum Füllen von Ampullen.

Mit dem Opa in die Wolfenbütteler Junggesellen-WG 

Gleichzeitig ist die Dermaroller GmbH tief in Wolfenbüttel und der Region verwurzelt. Die Antwort auf die Frage, wie der Unternehmenssitz nach Wolfenbüttel kam, hat eine persönliche Note. Michael Tomerius ist gewissermaßen ein Wolfenbütteler Urgestein. Er  wurde hier geboren und hat seine Jugendzeit in der Region verbracht. Nach einer Ausbildung im Bereich Groß- und Außenhandel Medizintechnik in Stuttgart und ersten Berufserfahrungen in Göttingen kehrte Tomerius in die Stadt zurück, um mit seinem Opa eine Junggesellen-WG zu gründen, wie er sagt. In diese Zeit fällt auch ein berufsbegleitendes Studium zum Betriebswirt in Marketing und Absatzwirtschaft.

Eine Gesetzesnovelle, in deren Folge der Dermaroller als Medizintechnik zulassungspflichtig wurde, veranlasste Tomerius’ Eltern als Unternehmensinhaber, den Sohn stärker einzubinden. „Als sie mich fragten, ob ich die Zulassung als medizintechnisches Produkt übernehmen könne, habe ich zugestimmt.“ Gemeinsam mit Stefan Engel managte er die Verlagerung der Produktion nach Wolfenbüttel und die notwendige Zertifizierung.

Heute sind von weltweit rund 50 Dermaroller-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern 35 in Wolfenbüttel tätig. Acht Frauen und Männer verantworten in der Lessingstadt Produktion, Qualitätskontrolle und die Abfüllung kosmetischer Produkte. Seit Jahresbeginn ist ein weiterer Standort in Hamburg hinzugekommen, an dem der Bereich Marketing und e-Commerce angesiedelt ist.

Produktentwicklung in der Region Braunschweig-Wolfsburg

Zur Entwicklung neuer Geräte arbeitet Dermaroller mit studentischen Ausgründungen der TU Braunschweig zusammen, wobei in einzelnen Abschnitten des Prozesses auch die Hochschule Ostfalia beteiligt ist. Elektrische Geräte werden in Lohnproduktion in Hannover gefertigt. Auch die Forschung bezüglich beispielsweise der Wirksamkeit der Produkte bei der Narbenbehandlung findet in Hannover statt – in der Medizinischen Hochschule.

„Uns ist wichtig, mit Lieferanten aus der Region zusammenzuarbeiten, wo immer es möglich ist“, sagt Michael Tomerius und nennt als Beispiel die langjährige Geschäftsbeziehung mit dem Braunschweiger Verpackungsspezialisten Streiff. „Früher konnte Streiff die Verpackungen im Kofferraum eines Passats bringen. Heute liefern sie eine LKW-mit-Anhänger-Ladung“, schmunzelt der Geschäftsführer.

Diese Aussage unterstreicht die Entwicklung des mittelständischen Familienunternehmens. Die Geschichte des Dermarollers ist ein inspirierendes Beispiel für Pioniergeist, Engagement und internationale Expansion. Die Produkte sind in der Lage, das Leben von Menschen, die beispielsweise unter großflächigen Brandnarben leiden, zum Positiven zu verändern. Dermaroller ist auch ein Beweis dafür, dass herausragende Ideen und harte Arbeit zu großem Erfolg führen können.