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Blick über die Innenstadt von Helmstedt aus einem renovierten Fachwerkhaus mit roten Dachziegeln. Kristina Krijom

Energie, Tourismus und Weltkonzern
Wirtschaft in Helmstedt

Mit der Ansiedlung von Amazon ist ein bedeutender Global Player in unsere Region gezogen. Was bedeutet das wirtschaftlich für den Landkreis und die Region? Wofür steht die Wirtschaft im Landkreis Helmstedt und welche weiteren Projekte sind geplant? Ein Interview mit Thomas Klein, dem Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Helmstedt GmbH.

Nicht nur Amazon spielt im Landkreis Helmstedt und der Region eine bedeutende wirtschaftliche Rolle. Auch die Umsetzung des Wasserstoff-Gesamtkonzeptes und die Entwicklung des Lappwaldsees zu einem überregionalen Tourismus- und Naherholungsgebiet tragen zu der wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung des Landkreises Helmstedt bei.  

Herr Klein, auf dem Gelände des Helmstedter Reviers sollen laut Plan durch Sonnenkollektoren und Windräder einmal 400 Megawatt erneuerbare Energie entstehen. Welche Entwicklungschancen ergeben sich daraus?

„Das Helmstedter Revier ist ein Kern der Entwicklungen der kommenden Jahrzehnte in unserer Region. Über viele Jahre war das Revier verlässlicher Energielieferant und kann dies nach einer erfolgreichen Transformation wieder werden, dieses Mal in grün. Gemeinsam mit den Vertretern der Eigentümer sind wir im Revierrat dabei, Möglichkeiten zu heben, um eine Nachnutzung umzusetzen. Hierbei spielen erneuerbare Energien, ebenso aber die Entlassung aus dem Bergrecht und die umgebenden Flächen eine wesentliche Rolle."

Welche weiteren Pläne gibt es für das Helmstedter Revier?

„Die Helmstedter Revier GmbH (HSR) erarbeitet zusammen mit dem Planungsverband Buschhaus Projekte, welche derzeit auf ihre wirtschaftliche und planungsrechtliche Machbarkeit hin geprüft werden. Wichtig ist hierbei eine ganzheitliche Betrachtung die Lösungen und Zukunftschancen für alle Beteiligten bieten.“

Thomas Klein ist der Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Helmstedt GmbH. Markus Brich www.brich.de
Thomas Klein ist der Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Helmstedt GmbH.

Wie bewerten Sie die Ansiedlung von Amazon? Welche Chancen bieten sich durch diesen Global Player für den Landkreis Helmstedt?

„Die Ansiedlung von Amazon hat gezeigt, wie stark der verkehrsgünstige Standort in Helmstedt ist. Diese Ansiedlung ist aus meiner Sicht ein großer Wurf, weil er ein deutliches Schlaglicht auf unsere Region wirft. Dort, wo in ganz kurzer Zeit 1.700 Arbeitsplätze geschaffen wurden, ziehen andere Interessierte nach. Es liegt nun an uns, diese Dynamik zu verstetigen und auszubauen.“   

„Diese Ansiedlung ist aus meiner Sicht ein großer Wurf.“

Thomas Klein zum neuen Amazon-Standort.

Wie ist das Logistikzentrum von Amazon verkehrstechnisch für die Mitarbeiter angebunden?

„Die optimale Anbindung an die BAB 2 bietet nicht nur dem Unternehmen Vorteile. Auch die Mitarbeiter profitieren entsprechend. Die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV ist ebenfalls gegeben. Das neue Amazon Logistikzentrum Barmke wurde ab August 2022 mit der extra dafür eingerichteten Haltestelle „Barmke, Amazon“ in verschiedene Linien der KVG Braunschweig aufgenommen. Passend zum Schichtbeginn und Schichtende bei Amazon fahren die Buslinien die neue Haltestelle im Linienverlauf nun zusätzlich von Montag bis Samstag an.“ 

Wo sehen Sie den Landkreis in zehn Jahren?

„Wir werden uns nach meiner festen Überzeugung zu einem Standort mit überregionaler Strahlkraft entwickeln. Wir liegen im Kern der drei Oberzentren Braunschweig, Magdeburg und Wolfsburg mit all ihren Entwicklungen. Diese werden aber auf Sicht nur durch attraktive Flächen weiterentwickelt werden können, wo wir gern als Partner zur Seite stehen.

Und konkret wird der Landkreis in zehn Jahren ein wunderbarer Wohn- und Arbeitsstandort in Mitteldeutschland sein. Wir haben in 2022 den Lappwaldsee für die Menschen in der Region und Touristen erschlossen und entwickeln ihn fort. Ich bin sehr, sehr zuversichtlich, in 2032 einen kräftigen und weiter wachsenden Landkreis meine Heimat nennen zu dürfen.“

Blumen vor Palaeon paläon GmbH
Das Forschungsmuseum Schöningen bei Helmstedt nimmt Besucher mit in die Frühgeschichte und präsentiert einige der ältesten entdeckten Jagdwaffen der Menschheit: Die „Schöninger Speere".

„Wir werden uns nach meiner festen Überzeugung zu einem Standort mit überregionaler Strahlkraft entwickeln."

Als zukünftige touristische Destination wird dessen Bedeutung gerade auch grenzübergreifend zu Sachsen-Anhalt eine immer größere Rolle spielen.

„Unsere Nachbarn in Sachsen-Anhalt sind mit in den Prozess integriert. Darum bin ich so glücklich, dass mit dem touristischen Konzept Elm-Börde ein erster Anker hierfür geworfen wurde. Wir werden in 2023 den nächsten Schritt einer gemeinsamen Vorgehensweise machen. Eine gemeinsame Vermarkung unseres Lappwaldsees, der früheren innerdeutschen Grenze mit einem Alleinstellungsmerkmal an der A2 sowie Ideen rund um die Motorsportarena in Oschersleben sind Inhalte des gemeinsamen Tourismuskonzeptes Elm-Börde.“

Kirchenähnliches Gebäude bei den Helmstedter Universitätstagen Stadt Helmstedt
Das Juleum in Helmstedt beherbergte einst eine der ältesten Universitäten Deutschlands und war ein geistiges Zentrum der Aufklärung.

Gibt es weitere wirtschaftliche Entwicklungen und innovative Projekte im Landkreis, die Sie herausstellen möchten?

„Da denke ich zuvorderst an das Thema Wasserstoff. Gerade haben wir mit unserem HyExpert-Konzept eine Umsetzungsstrategie in Auftrag gegeben, welche im Herbst 2023 vorliegen wird. Hier wird konkret ablesbar sein, wie Wasserstoff künftig in unserer Region eine wirtschaftliche und wertschöpfende Rolle spielen kann. Aber auch die Entwicklung von Gewerbestandorten liegt mir am Herzen. Arbeitsplätze für die hier lebenden Menschen und in der Folge auch ein attraktives Wohnangebot sind unser Ziel.


Und die Entwicklung eines touristischen Angebotes für die Region. Hier drängen sich die Themen Grenze, Elm und der entstehende Lappwaldsee geradezu auf. Hier wollen wir deutlich wahrnehmbare Impulse setzen und der Region ein Angebot machen.“

Welcher ist Ihr Lieblingsort im Landkreis Helmstedt?

„Ein Lieblingsort sind zum Beispiel die Räumlichkeiten der Wirtschaftsregion in denen sich mein Team und ich sehr wohlfühlen. Von hier aus sind wir dabei, täglich Ideen anzustoßen und noch wichtiger, Menschen bei der Umsetzung ihrer Ideen zu unterstützen.“