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Am Forschungsflughafen Braunschweig wird getüftelt und getestet. Braunschweig Zukunft GmbH/ Leevke Draack

Megatrends am Research Airport Braunschweig

Der Flughafen Braunschweig-Wolfsburg ist sowohl ein kleiner Verkehrs- als auch ein Forschungsflughafen. Hier hat sich in den letzten Jahren ein europaweit einzigartiger Cluster aus Forschung und kommerzieller Entwicklung etabliert. Carola Meyer von der städtischen Wirtschaftsförderung Braunschweig Zukunft GmbH nennt ein paar Megatrends.  

Carola Meyers Büro im Flughafengebäude zeigt direkt zum Rollfeld, auf dem gerade reger Verkehr herrscht. Es gibt viel zu tun, denn die Netzwerkerin hält viele Fäden gleichzeitig in der Hand und knüpft zusammen, was gut passen könnte. Seit 2005 ist Meyer die Clustermanagerin am Flughafen. Was sich zunächst als 50:50-Stelle aus der Wirtschaftsförderung heraus ergab, nimmt heute viel mehr Zeit in Anspruch – kein Wunder, ist das Cluster doch in den letzten Jahren ordentlich gewachsen. Seit der Jahrtausendwende  hat sich die Zahl der Mitarbeitenden in den Unternehmen und Forschungseinrichtungen auf mehr als 3.700 mehr als verdoppelt!

Neu: Wasserstoff-Terminal und Fraunhofer-Projekthaus

Der Research Airport hat seitdem seine Kompetenzen über die Luftfahrt hinaus deutlich erweitert und hat sich zu einem Cluster für alle Formen der Mobilität und insbesondere auch für Energiespeicher entwickelt. Von diesem kontinuierlichen Wachstum zeugt auch das neue Steinbeis-Wasserstoffterminal, das Carola Meyer an den Standort geholt hat, sowie der aktuelle Neubau des Projekthauses ZESS, dem Fraunhofer-Zentrum für Energiespeicher und Systeme. Hier entsteht eine ideale Plattform für den konstruktiven Austausch und eine zielführende Vernetzung für die Forschungsfabrik Batteriezellfertigung.

Carola Meyer vor dem Lilienthalhaus am Forschungsflughafen Braunschweig

„Der Standort ist gewachsen, nicht gepflanzt!“

Carola Meyer, Clustermanagerin Research Airport Braunschweig

Über das Projektzentrum ZESS können bereits jetzt Synergien verschiedener Fraunhofer-Institute und der renommierten Battery Lab Factory Braunschweig (BLB) der TU Braunschweig genutzt werden. „Und auch das Lilienthalhaus ist eins meiner Projekte, für das ich lange gekämpft habe, um die Standortentwicklung voranzutreiben“, erläutert sie stolz. Und: „Der Standort ist gewachsen, nicht gepflanzt!“

Die Forschungsflughafen Braunschweig GmbH

Für mich dröselt Carola Meyer die Zuständigkeiten vor Ort einmal auf: „Die Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH ist die Betreiberin des Verkehrsflughafens. Ihr gehören die Flächen und sie sorgt für den reibungslosen Ablauf. Die Forschungsflughafen GmbH hingegen ist für das Mobilitätscluster Research Airport zuständig, wir vernetzen die Akteure hier miteinander, um die Entwicklung des Standorts zukunftsfest zu machen. Das Clustermanagement ist also Netzwerkarbeit, bei der ich zum Beispiel Unternehmen und Forschungsinstitutionen zusammenbringe, damit neue Synergien entstehen können.“ Und diese nutzt Meyer auch, wenn sie auf der diesjährigen Internationalen Luftfahrt-Ausstellung (ILA 2024) in Berlin im im Rahmen von Niedersachsen Aviation den Research Airport gemeinsam mit Aerodata, Se2A/TU Invent GmbH präsentiert.

Vom Mobilitätscluster Forschungsflughafen zum Research Airport Braunschweig 

Die Marke „Forschungsflughafen“ wird aktuell weiterentwickelt. Im letzten Jahr hat es dazu mehrere Workshops mit den unterschiedlichsten Beteiligten gegeben, unter der Federführung der Braunschweig Zukunft GmbH und natürlich Carola Meyer. Zu ihrem Aufgabenprofil im Clustermanagement gehören neben der Netzwerkarbeit  die Begleitung und Initiierung von Projekten. Zudem wird auch die Infrastruktur-Entwicklung nicht aus den Augen verloren, undstetig an der Verbesserung der Arbeits- und Forschungsbedingungen gearbeitet. Beispiele hierfür sind die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV, die Glasfaser-Anbindung oder das Forschungs-Parkhaus. Für 2027 ist der DB-Haltepunkt Bienrode mit ergänzenden Mobilitätsangeboten geplant: Damit verkürzt sich die Fahrzeit zum Hauptbahnhof Braunschweig auf nur noch zehn Minuten, was die Attraktivität als Arbeitsstandort deutlich steigern kann. „Ein Wunsch der Anrainer wäre dabei ein automatisiertes beziehungsweise autonomes Shuttle vom Haltepunkt bis zum Lilienthalplatz“, macht Meyer auf ein weiteres Zukunftsthema aufmerksam.

Karte vom Mobilitätscluster Forschungsflughafen. Braunschweig Zukunft GmbH
Das Mobilitätscluster Forschungsflughafen.

Forschungsflughafen Braunschweig ist ein unvergleichlicher Standort

Auch die Standortentwicklung zur neuen Ansiedlung von Firmen mit entsprechender Entwicklung von Arbeitsplätzen gehören zum Clustermanagement. Derzeit sind Flächen im Umfang von 12 Hektar für weitere Unternehmen vorgesehen und werden kontinuierlich auch in Zusammenarbeit mit der Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH entwickelt.

Der Research Airport ist ein starker Standort, an dem viele Vorteile zusammenkommen. „Es ist ein unvergleichlicher Mix aus unterschiedlichen Feldern und Aufgaben in Luftfahrt, Automotive, Schienenverkehr und Energie“, zählt Carola Meyer auf. „Hier befindet sich der Sitz von Bundesbehörden wie Luftfahrt-Bundesamt und Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, bedeutenden Forschungseinrichtungen wie dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Niedersächsisches Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF), Niedersächsisches Forschungszentrum für Luftfahrt (NFL) sowie Unternehmen der Hochtechnologie und Weltmarktführern wie Aerodata und Simtec mit einer umfangreichen Forschungs- und Verkehrsinfrastruktur, über die nur wenige Standorte in Europa verfügen. Zudem liegt unser Flughafen in der forschungsintensivsten Region Europas und ist in der Mitte Europas schnell erreichbar.“ Der entscheidende Unterschied zu anderen Standorten ist die Dichte des Angebots beziehungsweise die Konzentration von Know-how und Infrastruktur, ist sich Meyer sicher.

Carola Meyer vor dem Lilienthalhaus am Forschungsflughafen Braunschweig

„Der entscheidende Unterschied zu anderen Standorten ist die Konzentration von Know-how und Infrastruktur.“

Carola Meyer

Netzwerkarbeit par excellence

Der Forschungsflughafen ist ein vielfältiges Netzwerk, was auch seine große Stärke ist: So werden die verschiedensten Verkehrsformen miteinander verbunden, ebenso die Wirtschaft mit der Wissenschaft. Der Austausch am Forschungsflughafen findet über die verschiedenen Disziplinen hinweg statt, es gibt eine enge Verbindung zwischen (Anwendungs-)Forschung und Praxis: mit ganz kurzen Wegen und direktem Zugang zum Flugfeld.

„Für den Research Airport sind nicht die Gebäude und Infrastrukturen entscheidend, sondern wohin die Forschenden damit wollen“, meint Carola Meyer. Dennoch kommen an diesem besonderen Ort mit der einzigartigen Infrastruktur am Flughafen der Wissenschaftsstadt Braunschweig Einrichtungen, Unternehmen und Menschen zusammen, um an den verschiedenen Aspekten der Mobilität der Zukunft zu arbeiten. So werden Forschungsfelder verzahnt, weiter entwickelt, umgesetzt und die Zukunft in verschiedenen Szenarien gestaltet.

Der Forschungsflughafen von oben. Messwerk GmbH
Der Forschungsflughafen von oben.

Megatrends: Drohnen, Wasserstoff und Energiespeicher

Es ist auch nur folgerichtig, dass Carola Meyer die großen Megatrends der Mobilität beobachtet. „Das reicht von nachhaltiger Luftfahrt über Drohnen/Unmanned Aircraft Systems (UAS) bis hin zu Energie und ihren Speichern, Wasserstoff und vielem mehr.“ Deshalb hat Meyer unermüdlich daran gearbeitet, das ZESS an den Standort zu holen sowie 2023 das Wasserstoff-Terminal von Steinbeis Institut und der TU Braunschweig.

Zudem ist sie gerade dabei, das visionäre Forschungsprojekt „FlyBots“ – ins Leben gerufen von TU und DLR – mit ansässigen Firmen zu vernetzen. Dazu wird eine weltweit einzigartige Infrastruktur zur Entwicklung von Drohnen am Research Airport Braunschweig aufgebaut. Im Rahmen des Projekts entstehen dort ein aerodynamisches Labor mit Windkanal, ein Drohnenkäfig für sichere Flugversuche im Freifeld und eine mobile Infrastruktur zur Drohnendetektion. Damit sollen die Fluggeräte sowohl von der Forschung als auch von den Unternehmen verlässlich und sicher getestet werden können.

Am Forschungsflughafen Braunschweig wird getüftelt und getestet. Braunschweig Zukunft GmbH/ Leevke Draack
Am Forschungsflughafen Braunschweig wird getüftelt und getestet.

Fähige Mitarbeitende werden immer gesucht

„Gerade für junge Leute bietet unser Flughafen doch tolle Möglichkeiten, die Mobilität der Zukunft mitzugestalten“, ist sich Meyer sicher. „Die Studierenden der TU Braunschweig können hier schon früh Kontakte knüpfen, gerade auch, weil hier ja einige der Institute beheimatet sind.“ Auch die Möglichkeit zum Wechsel zwischen den verschiedenen Einrichtungen wie TU, DLR und Unternehmen je nach Interessenlage und persönlichen Entwicklungen macht den Standort Forschungsflughafen als Arbeitsort attraktiv. So kann man den Arbeitsplatz wechseln, ohne den gewohnten Arbeitsort zu verlassen – für viele eine interessante Alternative.

Denn von technischen Mitarbeitenden und Ingenieuren – nicht nur der Luft- und Raumfahrttechnik – bis zu Software-Spezialisten, Wissenschaftlern und Experten für die verschiedensten Mobilitätsthemen vom Flugzeug bis zum Automobil werden hier am Research Airport Braunschweig immer fähige Mitarbeitende gesucht!