Vor 20 Jahren spielten wir zusammen in der Kreisliga Helmstedt Fußball. Seitdem habe ich von Lennart Hansmann nichts mehr gehört. Bis mich die Redaktion vor einigen Wochen fragte, ob ich nicht mal wieder meine alte Heimat, die Samtgemeinde Velpke, besuchen möchte. Denn es gibt dort ein Unternehmen, das eindrucksvoll expandiert und sich einer stetig wachsenden Kundschaft erfreut: den Bio-Bauernhof und Bio-Hofladen Hansmann. Was für ein schönes Wiedersehen!
Im Einklang mit der Natur
Der Biohof Hansmann
Bei meinem Besuch kann ich ein veraltetes Bild gleich über Bord werfen: Den Begriff Bio-Hofladen assoziierte ich bisher mit einem kleinen beschaulichen Geschäft oder einer kleinen Verkaufsecke auf einem Bauernhof, wo ausschließlich eigene landwirtschaftliche Erzeugnisse vertrieben werden. Als ich jedoch den Hofladen der Familie Hansmann in Klein Twülpstedt betrete, offenbart sich mir vielmehr ein modern eingerichteter „Bio-Supermarkt“ – mit einer imposanten Verkaufsfläche von fast 220 Quadratmetern.
In einer alten Waschküche fing alles an
Klein und beschaulich ging es noch zu, als Lennart Hansmanns Mutter Elke den Bioladen in einer alten Waschküche eröffnete. Das war im Jahr 1995. Allerdings reichte der Platz für das Obst- und Gemüsesortiment schon nach drei Jahren nicht mehr aus und der Laden zog um in einen umgebauten Treckerschuppen. Auch hier wurde es bald zu eng. Deshalb erwarb die Familie 2014, nur wenige hundert Meter vom eigenen Anwesen entfernt, einen Vierseithof. Hier wurde ein alter Kuhstall kernsaniert und nach vier Jahren Bauzeit, im Dezember 2018, der neue Bio-Hofladen feierlich eingeweiht.
Wie schon 1995 in Elke Hansmanns Waschküche werden hier Produkte aus eigenem Anbau angeboten. Kartoffeln, Kürbisse, Kohlrabi und Salat, ebenso Leinsaat und Zuckerrübensirup. In den Regalen finden sich aber auch Obst, Eier, Kaffee, Kosmetika, diverse Weine und vieles, vieles mehr. Darüber hinaus gibt es einen Verkaufsstand mit Broten sowie eine Wurst- und Fleischtheke. Alles bio.
Transparent, nachhaltig und auf möglichst kurzen Wegen
Bio bedeutet in diesem Fall nicht nur den Verzicht auf Chemie und dass die selbst angebauten und von anderen Herstellern vertriebenen Produkte den EU-Rechtsvorschriften für ökologischen Landbau und weiteren Richtlinien entsprechen. Lennart Hansmann klärt mich auf: Wichtig sind auch absolute Transparenz bei der Herkunft aller angebotenen Produkte, eine ökologisch nachhaltige Herstellung und möglichst kurze Lieferwege. Bei den Fleisch- und Wurstwaren zum Beispiel kooperiert die Familie Hansmann eng mit Bio-Bauern aus der Region.
Das wichtigste Geschäftsfeld neben dem Hofladen ist die sogenannte Bio-Kiste. Schon seit mehreren Jahren liefert Hansmann frische Lebensmittel direkt vom Feld zu den Kunden. Zu ihnen zählen nicht nur Privathaushalte, sondern auch Firmen, die immer mehr Wert darauf legen, dass sich ihre Belegschaft gesund und ausgewogen ernährt. 180 Bio-Kisten werden pro Woche im Umkreis von etwa 25 Kilometern ausgefahren. Die Nachfrage steigt.
Der Biohof als Erlebnis
Dem immer beliebter werdenden Lieferservice zum Trotz lohnt es sich, selbst beim Bio-Hofladen vorbeizuschauen. Denn zum Angebot vor Ort gehört ein gemütliches Café. Bei schönem Wetter kann man sich hier das Frühstück, den Kaffee und den Kuchen auch draußen servieren lassen und mit Blick auf die Beete den Pflanzen sprichwörtlich beim Wachsen zusehen.
Genutzt werden die Räumlichkeiten und Außenanlagen schließlich auch für Veranstaltungen. Schon mehrfach waren Schulklassen zu Gast, um sich im Rahmen von Projektwochen bei Lennart Hansmanns Frau Anna über ökologische Landwirtschaft zu informieren. Das Hofcafé lädt ein zu Lesungen und Vorträgen – der Bio-Bauernhof als Erlebnis. Das Programm steht noch am Anfang, soll in Zukunft aber ausgebaut werden, verrät Lennart Hansmann. Er plant außerdem, in die eigene Tierhaltung zu investieren. Ein Hühnerhof ist angedacht, später könnten vielleicht auch Schweine hinzukommen.
Sieben Angestellte, zwei landwirtschaftliche Mitarbeiter und saisonale Arbeitskräfte stehen Lennart Hansmann zur Verfügung, um die vielfältigen Aufgaben des gesamten Betriebs zu meistern. Das beinhaltet viel Verantwortung. Er selbst hat sich von seinem bisherigen Arbeitgeber Volkswagen freistellen lassen, um sein eigenes Unternehmen weiter erfolgreich ausbauen zu können. „Bleibt dir da eigentlich noch Zeit für Familie, Freizeit und Hobbys?“, frage ich Lennart Hansmann zum Abschied. „Das schon“, antwortet er lächelnd, „aber nicht mehr fürs Fußballspielen“.