Alexander Wietasch ist in die Region zurückgekehrt und hat die in Bad Harzburg ansässige Pappenfabrik Obenauf als Gesellschafter übernommen. Seitdem führt er das Unternehmen auch als Geschäftsführer. Die 1886 gegründete Pappenfabrik blickt auf eine über 135-jährige Geschichte zurück und ist spezialisiert auf die Herstellung und Verarbeitung hochwertiger Wickelpappe aus Altpapier. Rund 40 Mitarbeitende engagieren sich am Standort im Harz für Qualität, Beständigkeit und gelebte Nachhaltigkeit – Werte, die das traditionsreiche Familienunternehmen bis heute prägen. Wir haben mit Alexander über seine Erfahrungen gesprochen.
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Unternehmensnachfolge bei Pappenhersteller Obenauf
Interview mit dem neuen Geschäftsführer Alexander Wietasch

Lieber Alexander, du hast eine Hidden-Champion-Fabrik übernommen – was hat dich gerade an diesem unscheinbaren, aber starken Unternehmen gereizt?
Das Unternehmen verfügt über mehrere Alleinstellungsmerkmale, die es deutlich vom Wettbewerb abheben und ihm eine starke Marktposition sichern. Gleichzeitig sehe ich großes Entwicklungspotenzial – etwa durch den Ausbau der Produktion und gezielte Vertriebsmaßnahmen.
Nachhaltigkeit ist bei dir kein Buzzword, sondern gelebte Praxis – war das schon vor der Übernahme Teil deines Plans?
Das war einer der Punkte, die mich an Obenauf besonders begeistert haben: Ein traditionsreiches Unternehmen mit fast 140 Jahren Geschichte, das dennoch zukunftsfähige Produkte herstellt. So etwas ist selten – und genau das macht es so spannend.
Viele hielten den Schritt zur Übernahme in dieser Zeit für „verrückt“, sagtest du einmal. Was hat dich trotzdem durchziehen lassen?
Zum Zeitpunkt der Übernahme befand sich Deutschland in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage mit vielen Unsicherheiten. Aber als Unternehmer muss man bereit sein, Risiken einzugehen, wenn sich eine echte Chance bietet. Ich war überzeugt, dass das Unternehmen gut aufgestellt war – und ich hatte Vertrauen in meine Fähigkeiten, selbst aus herausfordernden Situationen gestärkt hervorzugehen.
Du hast eine sehr breite berufliche Laufbahn – vom Mechatroniker über den Industriemeister bis zum Wirtschaftsjuristen. Welche dieser Erfahrungen helfen dir heute als Geschäftsführer am meisten?
Der Mix macht den Unterschied. Meine technischen Kenntnisse und die Erfahrung, selbst in der Produktion gearbeitet zu haben, sind genauso wichtig wie das kaufmännische und juristische Wissen, das ich mir angeeignet habe. Als Geschäftsführer im Mittelstand muss man flexibel auf verschiedenste Situationen reagieren – und da hilft ein breiter Erfahrungsschatz enorm.
Welche Rolle spielte dein persönliches Netzwerk in diesem Prozess? Gab es Menschen, ohne die es nicht geklappt hätte?
Das eigene Netzwerk ist enorm wichtig – der Austausch mit anderen Unternehmer:innen gibt wertvolle Impulse. Am wichtigsten war für mich jedoch meine Familie. Ohne meine Frau hätte es nicht funktioniert. Sie hat hinter meiner Entscheidung gestanden und mir den Rücken freigehalten.
Alexander, vielen Dank für deine Einblicke. Was möchtest du anderen abschließend noch sagen, die zwar mit dem Gedanken spielen, ein Unternehmen zu übernehmen, aber noch zögern?
Wenn man ein Unternehmen gefunden hat, das einen begeistert, sollte man loslegen – auch wenn man sich noch nicht völlig bereit fühlt oder Unsicherheiten bestehen. Am Ende zählt, ins Handeln zu kommen. Wer zu lange auf den perfekten Moment wartet, wird nie losgehen.