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Tobias Hoffmann an einer fast fertigen Filteranlage. Beate Ziehres

New Work in der Montage?
Zu Besuch bei der Hoffmann Maschinen- und Apparatebau

Die Hoffmann Maschinen- und Apparatebau GmbH in Lengede-Broistedt ist ein weltweit erfolgreiches Unternehmen und ein attraktiver Arbeitgeber. Beate Ziehres erlebte dort, zwischen Dornbiegemaschinen und Kälteanlagenbau, dass Old Economy und New Work durchaus kein unversöhnliches Paar sind.

Tobias Hoffmann, der Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens, serviert Gunnar Heyms, Projektleiter im Regionalmarketing der Allianz für die Region GmbH, und mir zur Begrüßung in Lengede eine kleine, schwarze Spezialität – den Bergmannsmokka. Denn das modern renovierte Verwaltungsgebäude des Unternehmens befindet sich direkt oberhalb des ehemaligen Erzschachtes „Mathilde“ und zählte zu den übertägigen Betriebsanlagen des Bergwerks. Heute schreiben hier Mitarbeiterinnen Rechnungen und Logistiker organisieren die Auslieferung komplexer Filtersysteme.

Wir wollen mit Tobias Hoffmann über „New Work“ in einem klassischen Unternehmen der „Old Economy“ sprechen. Ihn fragen, ob das ein Widerspruch ist. Schließlich steht der Begriff „New Work“ für ein neues Verständnis von Arbeit in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung. Wir sind gespannt. „Tischtennisplatte, Öbstchen, guten Kaffee und Kicker-Automaten – haben wir alles. Aber das sind Kinkerlitzchen“, stellt Tobias Hoffmann frei heraus fest.

„Wir sprechen hier lieber über nachhaltige Arbeitsverhältnisse in Vollzeit mit Sozialversicherung, über Perspektiven und Sonderzahlungen. Und: Selbst wenn ich im Büro arbeite, kann ich ein paar Schritte in den Betrieb gehen und sehen, woran ich gerade gearbeitet habe. Das ist meiner Ansicht nach auch sinnstiftende Vermittlung von Mehrwert bei der Arbeit.“

„Ich bin überzeugt, dass der weitaus größte Teil unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne hierher kommt.“

Tobias Hoffmann, Geschäftsführer

Teuer, aber zuverlässig und global führend

Um die Produkte zu sehen, die in den Werkshallen der Hoffmann Maschinen- und Apparatebau GmbH entstehen, überschreiten wir mit wenigen Schritten die Schwelle in eine hochmoderne Produktion. Im Bereich Endmontage und Probebetrieb stehen die Anlagen dicht an dicht. Die Größe der Filteranlagen variiert und reicht von der eines Transporters bis hin zum doppelstöckigen Reisebus.

Tobias Hoffmann an einer fast fertigen Filteranlage. Beate Ziehres
Tobias Hoffmann an einer fast fertigen Filteranlage.

„Alle Anlagen sind bestellt und werden in den nächsten Wochen irgendwo auf der Welt neben eine Schleifmaschine gesetzt, die Zahnräder herstellt“, sagt Hoffmann.oHjkjjtzrth „Die Filter reinigen Bearbeitungsöle, die bei der Zahnradherstellung anfallen. Unsere Filtersysteme sind in der Lage, der Maschine das Öl in bis zu acht verschiedenen Mengen und Temperaturen zuzuführen. Das bringt uns eine gute Position im Markt.“

Das Unternehmen verzeichnet einen Exportanteil von 60 Prozent, mehr als die Hälfte der Exporte gehen nach China. Tobias Hoffmann berichtet von einer Anlage, die für einen Hersteller von Eisenbahngetrieben in Nanjing produziert wurde. Sie reinigt 8000 Liter Öl pro Minute und bedient damit gleichzeitig 30 bis 40 Schleifmaschinen.

Alle Anlagen werden den Kundenanforderungen entsprechend individuell ausgelegt. Dies betrifft natürlich auch die Steuerung der komplexen Systeme. Die entsprechenden Schaltschränke inklusive Inhalt und Programmierung stellt die Hoffmann GmbH ebenfalls selbst her.

„Wir sind nicht die Billigsten, eher die Teuersten.“

Tobias Hoffmann

„Wir sind nicht die Billigsten, eher die Teuersten“, sagt Tobias Hoffmann. „Aber wir können Liefertermine immer zuverlässig einhalten. Das erreicht man mit wenig Schnittstellen zum Markt, dafür mit vielen Schnittstellen im Betrieb und mit einem Motivationsmodell, das gewährleistet, dass Überstunden – natürlich im Rahmen – bei Bedarf gerne geleistet werden.“

Blick ins komplexe Innenleben einer Filteranlage. Beate Ziehres
Blick ins komplexe Innenleben einer Filteranlage.

In bestimmten Bereichen, beispielsweise im Behälterbau, hat die Automatisierung Einzug gehalten. Hier erledigen Schweißroboter Arbeiten, die laut Hoffmann kein Mensch in vergleichbarer Qualität erledigen kann.

TU Braunschweig half bei Digitalisierung der Produktion

Wir verlassen nun Lengede, wo sich das in Braunschweig gegründete Unternehmen 1980 niedergelassen hat. In Broistedt verfügt die Hoffmann Maschinen- und Apparatebau GmbH seit dem Jahr 2000 über einen Produktionsstandort. Hier entstehen Kühlaggregate und Schaltschränke, meist Komponenten für die Endmontage der Filteranlagen in Lengede.

In der neuesten Halle an diesem Standort entstand vor etwa sieben Jahren die Idee, gewerbliche Arbeit neu zu organisieren. Ausschlaggebend für die Weiterentwicklung waren die Großzügigkeit und Weitläufigkeit der neuen Arbeitsumgebung sowie der Marktdruck.

In dieser Werkstatt bei Hoffmann Lengede werden Komponenten vorgefertigt. Beate Ziehres
In dieser Werkstatt werden Komponenten vorgefertigt.

„Im Werk Broistedt arbeiten zwei eigentlich sehr handwerklich geprägte Abteilungen: die Elektrowerkstatt und der Kälteanlagenbau. Hier haben wir in den vergangenen zwei Jahren sehr intensiv und unter Mitwirkung der TU Braunschweig, der Belegschaft und des Betriebsrates industrialisiert“, sagt Tobias Hoffmann. Wie das praktisch funktioniert, erklärt uns Michael Warschau, der im Kälteanlagenbau für die Montage der Anlagen zuständig ist: „Früher haben wir die Anlagen von A bis Z selbst gefertigt. Wir haben jedes einzelne Rohr selbst gebogen und ausgemessen. Das dauerte wesentlich länger als heute. Jetzt sind sämtliche Bauteile vorgefertigt. Ich rufe auf dem Bildschirm nur den aktuellen Auftrag auf. Das System zeigt mir anhand eines Lichtsignals an, welches Teil ich aus dem Regal nehmen muss. Ich setze die Baugruppe zusammen und verlöte die noch offenen Verbindungen.“

Inzwischen ist das Warenwirtschaftssystem mit dem Konstruktionsplan verknüpft. Die Entnahme eines jeden Bauteils wird automatisch registriert und die Kostenbelastung dem aktuellen Auftrag zugeschlagen. Wenn ein Teil zur Neige geht, erhält der Vorbereitungsarbeitsplatz auf digitalem Weg den Auftrag, dieses Bauteil wieder anzufertigen.

Mit eigener Ausbildung gegen Fachkäftemangel

Im Rahmen der Neuorganisation der Arbeitsabläufe war es für Tobias Hoffmann entscheidend, dass jeder Facharbeiter auch weiterhin das tun kann, was er gelernt hat und am besten kann. Das Unternehmen beschäftigt aktuell mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Viele der gestandenen Facharbeiter wurden im Haus ausgebildet. Derzeit hat die Hoffmann GmbH 24 Auszubildende. Sie erlernen beispielsweise den Beruf des Technischen Produktdesigners, des Fachinformatikers für Systemintegration oder des Elektronikers für Automatisierungstechnik. Insgesamt bietet das Unternehmen die Ausbildung in sieben Berufen an.

Um Fachkräfte und Auszubildende zu gewinnen beziehungsweise Mitarbeiter zu halten, setzt Tobias Hoffmann auf unterschiedliche Maßnahmen. So erhalten die Auszubildenden eine Vergütung gemäß Niedersachsen-Metall-Tarif. Auch Facharbeiter und Angestellte kann Hoffmann mit attraktiven, durchaus wettbewerbsfähigen Löhnen und Gehältern gewinnen.

„Wir müssen immer überlegen, was wir tun können, um Hoffmann als Arbeitgebermarke so interessant zu machen, dass die allermeisten Leute gerne hierher kommen", sagt Tobias Hoffmann.

Aus der Region in die Welt
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Mehr Work-Life-Balance im produzierenden Betrieb

Auch die Beschäftigten der Hoffmann GmbH legen Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance. So wünschte sich die Belegschaft mehr Urlaub und verzichtete dafür auf einen Teil der Lohnsteigerung. Im Ergebnis wurde der Brückentag nach Christi Himmelfahrt zu einem bezahlten Urlaubstag, ebenso wie Heiligabend und Silvester. Zusätzlich hat jeder Mitarbeiter ein Konto für betriebliche Altersversorgung, auf das das Unternehmen einen gewissen monatlichen Betrag einzahlt. Die Höhe ist Verhandlungssache und Thema im Rahmen der Gehaltsgespräche. Weihnachts- oder Urlaubsgeld, Überstundenzuschläge oder Sonderzahlungen können ebenfalls auf dieses Konto eingezahlt werden. Daneben legt das Unternehmen großen Wert auf Fort- und Weiterbildung und unterstützt auch Auszeiten.

„Wir sind ein solides Unternehmen, ein ungebundener Familienbetrieb mit drei Eigentümern, und verfügen über eine gute Kapitalbasis. Unser größtes Ziel ist es immer, unabhängig und Herr der Lage zu bleiben. Und wir haben das Glück, ein wettbewerbsfähiges Produkt zu haben, das es uns ermöglicht, Geld zu verdienen“, sagt Tobias Hoffmann.

Nach diesem Schlusssatz, gesprochen im hellen und hochmodernen Foyer des Werks Broistedt, bietet uns Tobias Hoffmann noch einen zweiten Bergmannsmokka an. Zufrieden treten wir den Rückweg nach Braunschweig an. Haben wir doch festgestellt, dass „New Work“ und „Old Economy“ durchaus miteinander vereinbar sind. Möglicherweise ist „New Work“ sogar das Geheimnis von Unternehmen der „Old Economy“, um in Zeiten von fortschreitender Globalisierung und Digitalisierung weiterhin erfolgreich agieren zu können.