In Groß Bülten bin ich mit Hans-Werner Kuklik verabredet. Der Eigentümer des Gartens ist Vorsitzender der Peiner Biologischen Arbeitsgemeinschaft von 1953 e.V., der wohl ältesten Natur- und Umweltschutzorganisation im Landkreis Peine und eine der frühesten Naturschutzorganisationen Niedersachsens.
Peiner Biologische Arbeitsgemeinschaft
Naturschutz par excellence
Früchte, Zucchini und Vogelschutz - Das reinste Paradies
Im Garten der Familie Kuklik in Groß Bülten fallen die reifen Früchte von den Bäumen und die Zucchini erreichen rekordverdächtige Größe. Überall summt und blüht es – das reinste Paradies! Keine Frage: Die Kukliks haben grüne Daumen und sind Naturliebhaber.
Die Peiner Biologische Arbeitsgemeinschaft ist aus der Natur-Heimat-Wanderbewegung in der Region hervorgegangen. Von Anfang an lag der Schwerpunkt der Vereinsarbeit im Bereich Vogelkunde. So sind die beiden Vogelschutzgebiete Wendesser Moor und Lengeder Teiche und mehrere Naturschutzgebiete auf das Engagement des Vereins zurückzuführen. Die beiden Vogelschutzgebiete sind sogar nach EU-Schutzkriterien anerkannt.
20 Jahre Kampf für Vogelschutzgebiet Wendesser Moor
Für die Unterschutzstellung des Wendesser Moors hat Prof. Dr. Hans Oelke, der mehrere Jahrzehnte Vorsitzender der Peiner Bio AG war, 20 Jahre lang gekämpft. Oelke ist Gründungsmitglied und mit über 80 Jahren immer noch im Verein aktiv. Doch der Schutzstatus ist nicht in Beton gegossen. „Zum Erhalt muss viel getan werden, ja, es müsste viel mehr getan werden“, sagt Hans-Werner Kuklik.
Unterschiedliche Nutzerinteressen stehen dem Naturschutzgedanken entgegen. So haben sich Landwirte anfänglich gegen die erste Unterschutzstellung des Wendesser Moors als Naturschutzgebiet gewehrt. Noch immer werden gelegentlich Verstöße gegen die Vorschriften festgestellt.
Keinen Widerstand gab es gegen die Unterschutzstellung der Lengeder Teiche. Hier engagierte sich insbesondere Prof. Dr. Ulrich Reimers aus Vechelde. Der stellvertretende Präsident der TU Braunschweig und ambitionierte Hobby-Vogelkundler initiierte damals das Unterschutzstellungsverfahren und wurde von der Peiner Bio AG unterstützt.
„Ziel ist, dass die Vogelarten und die Zahl der brütenden Tiere erhalten bleiben oder sich vermehren. Das gilt insbesondere für seltene Arten. Sie sollen vor dem Aussterben bewahrt werden“, erklärt mir Hans-Werner Kuklik. Ein Beispiel ist das Tüpfelsumpfhuhn, das im Wendesser Moor vorkommt und auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht. Dieses ist auch der Grund dafür, dass das Wendesser Moor als Schutzgebiet nach EU-Recht anerkannt wurde.
Auf der Suche nach Vogelnestern im Getreide
Wolfgang Dierk, in der Peiner Bio AG für die Beobachtung ausgewählter Vogelarten zuständig, sucht die Gelege gefährdeter Greifvogelarten beispielsweise im Sommergetreide. Dies erfolgt im Auftrag des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Das Aufsuchen der Gelege ist nur mit behördlicher Genehmigung erlaubt. Da die Brut bis zur immer früher stattfindenden Ernte nicht geschlüpft ist, spricht Dierk mit den Landwirten, die Felder mit Niststätten bewirtschaften. Denn diese sind verpflichtet, das Getreide in einem bestimmten Umkreis des Nests stehen zu lassen.
Die Suche nach den Nestern im Getreide ist laut Wolfgang Dierk sehr aufwändig. Doch die Vogelbeobachter haben auch angenehmere Einsätze. So bemerkten sie im vergangenen Winter zwei Seeadler, die an den Handorfer Kiesteichen jagten. Auch brütende Kranichpaare wurden bereits im Wendesser Moor beobachtet. Mitglieder der Peiner Bio AG erheben und erfassen Vogelarten, Beringen die Vögel und bringen Nistkästen an.
Engagement für alte Obstsorten
Seit Ende der 1980er-Jahre gibt es im Verein eine Arbeitsgruppe Streuobst und Biotoppflege. Den dort Aktiven geht es darum, alte Obstbäume zu erhalten und Streuobstwiesen, Obstalleen sowie Obstgärten anzulegen. Sie sind bemüht, alte Obstsorten zu finden und wieder auf hochstämmigen Bäumen zu kultivieren.
„Es gibt nur wenige Baumschulen in Deutschland, die alte Sorten vermehren dürfen“, sagt Kuklik, der selbst in dieser Arbeitsgruppe aktiv ist. Und weiter: „Wir haben bereits weit über 1000 Bäume alter Sorten für unseren eigenen Bedarf und für andere Interessenten besorgt.“ Auf meine Frage hin nennt er als Beispiele Boskoop, Gravensteiner und Goldparmäne. „Aber viele Sorten sind verschollen.“
Wildbienen im Fokus der Insektenschützer
Eine weitere sehr aktive AG kümmert sich um Insekten und hier insbesondere um die Wildbiene. Aktuell wurde ein Mähkonzept für die Ilseder Hütte entwickelt. Auf dem Gelände sollen sich zukünftig Pflanzen- und Insektenbestände etablieren können. Für Grundstückbesitzer, die dieses Ziel auch auf der eigenen Wiese verfolgen, hat Kuklik einen Tipp: „Es ist wichtig, spät mit einem Balken- oder Kreiselmäher zu mähen. Häckselmäher sind ungeeignet. Das Mähgut muss abgeräumt werden. Etwa ein Viertel der Fläche sollte für ein Jahr überhaupt nicht gemäht werden, denn Insekten entwickeln sich im Winter.“
Speziell für Wildbienen hat Kuklik die Fachwerkwand eines Hauses der Familie vorbereitet. Ich staune über die Löcher in den Lehmsteinen zwischen den Balken des Fachwerks. „In Lehm wohnende Wildbienen sind besonders bedroht“, erklärt mir der Naturschützer.
Wer sich jetzt wie ich vorgenommen hat, mehr in Sachen Naturschutz zu tun, kann über die Peiner Bio AG Nistkästen für verschiedene Vögel und Fledermäuse beziehen. Die Modelle werden garantiert handgefertigt, und zwar von Hartwig Jüttner aus Lengede.
Weitere Informationen zur Peiner Biologischen Arbeitsgemeinschaft gibt es hier.