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Eine junge Frau mit einem Punk-Backprint. prettyslow/ Inga Stang

Von Eco-Fashion bis Vintage-Style
Nachhaltige Mode in der Region

Lust auf einen einzigartigen Look? Dann ist Mainstream-Mode vielleicht der falsche Weg. Indie-Labels aus der Region wie prettyslow sind nicht nur nachhaltig, weil sie Umweltbelastungen und Ressourcenverbrauch vermeiden – sie geben Euch auch absolute Unikate für die Garderobe. Klamotten aus zweiter Hand sind aber auch ohne Upcycling cool: Als Vintage erobern sie seit geraumer Zeit die Laufstege. Streift doch einmal durch die Secondhandläden der Region! Sicher werdet ihr hier den einen oder anderen Schatz der nachhaltigen Mode entdecken. Denn mal ehrlich, wer braucht schon Fast Fashion?

„Second Life Streetwear“. Was rauher Strasse klingt, ist in der Tat eine Art rebellischer Remix von Mainstream-Mode aus zweiter Hand. Es verwundert nicht, dass die Schöpferin des Indie-Mode-Labels „prettyslow“ auch in der regionalen Punkrock-Szene ein bekanntes Gesicht ist. Die Frau hinter den Nadeln und Noten? Inga Stang, die als Multitalent nicht nur Melodien, sondern auch Stoffe neu komponiert.

Stang liebt den individuellen Style, der durch das Upcycling entsteht. Aber mit der Aufwertung von gebrauchter Kleidung will sie auch ein Zeichen gegen schnelllebige Billigmode setzen, sagte sie unlängst dem Podcast „YesBS“. „Die Klamottenproduktion kostet so viel Geld, so viele Ressourcen, so viel wird weggeschmissen“, sagt sie. Die zweite Nutzung von Kleidung und nachhaltige Mode sei die einfachste Art und Weise, wie jeder von uns zu beitragen könne, dieses Problem nicht größer werden zu lassen.

Label prettyslow: Zusammenarbeit mit lokalen Künstlern

Für ihr Label sucht Stang gebrauchte Klamotten, die sie umarbeitet, färbt, umnäht und daraus dann Einzelstücke macht - Perlen für nachhaltige Mode. Oft auch mit Patches und Prints, die von lokalen Künstlerinnen und Künstlern entworfen werden. Fündig wird Inga Stang in Secondhandläden der Region.    

Gut zu wissen: Bei ihrer Modemarke „prettyslow“ ist der Name Programm. Denn „pretty slow“ bedeutet entweder „ziemlich langsam“ oder „schön langsam“. „Das passt, weil ich mir gerne Zeit lasse, bis eine Kollektion fertig ist, und auch die Kunden etwas Geduld haben müssen“, sagt Stang.

„Eine Stadt lebt von Subkultur. Es geht beim Stadtleben ja nicht nur um Geldausgeben und Autofahren.“

Inga Stang

„Meine Botschaft lautet: Nicht alles neu kaufen. Sich auch mal trauen, außergewöhnliche Sachen zu tragen, abgefahrene Schnitte." Inga Stang sieht in Secondhandkleidung enorm viel Potenzial. Wenn man es kreativ angehe, könne Secondhand bedeuten, dass ein Stück nach dem Upcycling-Prozess nicht aussieht wie alle, „sondern noch geiler, dass es tausendmal besser zu dir passt als alles, was Du von der Stange bekommst."

Lokalarroganz und große Jungs: Weitere coole lokale Indie-Labels

Hinter der knallroten Tür von Mina Alievska in der Wolfenbütteler Okerstraße verbirgt sich ein kleines Schatzkästchen für alle Freundinnen ausgefallener, heiterer Frauen-Mode und für nachhaltige Mode. Ob Opernabend, First Date oder Cocktailparty – wer hier in Ruhe stöbert, findet sicher etwas passendes für den schönen Anlass. Darf es ein schicker Gürtel oder die passende Kette dazu sein? Im Red Door gibt es die Chance, das gesuchte Accessoire zu entdecken.

Die Zuneigung zur Heimatstadt wird schon seit Jahrzehnten prominent auf der eigenen Brust getragen, überall auf der Welt – als Schriftzug, Logo oder Foto auf dem T-Shirt, dem Hoodie oder der Jacke. Das Braunschweiger Label mit dem nicht unbescheidenen Namen „Lokalarroganz“ führt diese Tradition für die Löwenstadt cool weiter: Schlichte Shirts, Kapuzenpullover oder auch Mützen und andere Accesoires zeigen unaufgeregt aber mit Style die Verbindung zu Braunschweig.

Die Gründer des Fashion -Labels Lokalarroganz fokussieren sich ganz auf das textile Bekenntnis zur Löwenstadt. Robin Burek
Die Gründer des Labels Lokalarroganz fokussieren sich ganz auf das textile Bekenntnis zur Löwenstadt.

Einer der Freunde des Labels, Eintracht-Legende Ken Reichel, hat hier gleich seine ganze Familie eingedeckt: „Insbesondere für unsere Kids habe ich aufgrund der nachhaltig produzierten Produkte mit Bio-Baumwolle ein gutes Gefühl“, wird er auf der Website zitiert.     

Glaube, Fußball, Brasilien – das sind wichtige Eckpunkte im Leben von Gledson Belfort. Geboren in einem Armenviertel im brasilianischen Sao Luis Maranhao, gaben ihm der christliche Glaube und die Verbundenheit zum Fußball die Kraft und Inspiration, den Schritt über den Atlantik nach Deutschland zu wagen. In Wolfsburg schließlich etablierte er sein Modelabel „jota&ponto“, welches sich ursprünglich ausschließlich auf coole Basecaps konzentrierte, die teilweise unscheinbar mit Bibelversen verziert sind.  „Ich bin davon überzeugt, dass die Liebe, der Glaube und die Hoffnung, die Gründe dafür sind, dass ich es aus diesem prekären Leben herausgeschafft habe“, sagt Belfort.

Gladson Belfort entwickelte in Wolfsburg eine eigene Fashion Marke, jota & ponto. Jota&ponto/ Gladson Fernando Belfort
Gladson Belfort entwickelte in Wolfsburg eine eigene Marke, jota & ponto, mit der er in Deutschland und Brasilien erfolgreich ist.

Ebenfalls in Wolfsburg beheimatet ist das Label Highbro. Hier geht es allerdings nicht um Lokalpatriotismus oder Fußball, sondern um wahrhaft große Jungs: Weil der Klamottenkauf für ihren 2-Meter-Sohn Jaron die Lackiererin Daniela Müller oft vor große Probleme gestellt hat, gründete sie einfach ihr eigenes Label. Highbro ist ein echter Newcomer auf dem Modemarkt, aber schon ziemlich erfolgreich.

Gebraucht, aber glamourös: Vintage-Mode als Fashion-Trend für nachhaltige Mode

Ella Bella Cinderella. So heißt der Brautmodenladen von Sabrina Ahrens in Peine. Neue Kleider sucht man hier allerdings vergeblich. Die kann man zwar auch bei ihr bestellen, aber eigentlich geht es der 36-Jährigen darum, gebrauchten Brautkleidern einen weiteren großen Auftritt zu verpassen, denn: Brautkleider kosten neu nicht selten mehrere tausend Euro, nach der Hochzeit aber verschwinden sie in der Regel auf nimmer Wiedersehen im Schrank. Nachhaltige Mode ist in diesem Bereich selten.

 

Es geht Sabrina Ahrens aber nicht nur um den günstigeren Einkaufspreis, sondern auch um den Nachhaltigkeitsgedanken. „Ein Kleid nur einmal zu tragen, ist doch schade“, sagt die zweifache Mutter, die schon immer davon geträumt hat, Brautkleider zu verkaufen. Von der klassischen A-Linie über den Prinzessinnen-Stil bis zum „Fit and Flair“ findet man alles bei ihr. Etwa 130 Kleider in den Größen 34 bis 56 hängen in ihrem Geschäft, das teuerste davon kostet 2.200 Euro. Allerdings sei das eine Ausnahme, sagt sie. Das Kleid gehöre einer Freundin, für die habe sie ein Auge zugedrückt, denn mehr als 1.500 Euro sollen die Kleider bei ihr eigentlich nicht kosten. Außerdem müssen die Kleider professionell gereinigt worden sein, bevor sie in ihrem Laden Platz finden - und älter als vier Jahre sollten sie auch nicht sein.

By Netta im Magniviertel: Auch die "Shopping Queen" war schon da

„Einkaufen soll ein Erlebnis sein“, sagt Aneta Vogler. „Etwas, dass man beim Online-Shopping eben nicht bekommt.“ Bei „By Netta“ im Braunschweiger Magniviertel allerdings schon. Kaum schließt man die Tür in der Kuhstraße hinter sich, umfängt die Kunden eine behagliche, persönliche und kreative Atmosphäre. Geschmackvolle Tapeten, Vintage-Möbel und eine große, aber handverlesene Auswahl an Kleidungsstücken laden zum Stöbern und Staunen ein.
„Die Leute sollen sich wie im Wohnzimmer einer guten Freundin fühlen“, sagt Aneta. Deswegen kocht sie gerne einen guten Kaffee für ihre Kundinnen und hat meist auch etwas Gebäck da.

„Wenn man überlegt, wie viele Klamotten manchmal ungetragen auf dem Müll landen, ist das beschämend.“

Aneta Vogler, Inhaberin von "By Netta"

Aneta bietet vor allem ausgefallene secondhand-Fashion an. Torben Dietrich
Aneta bietet vor allem ausgefallene secondhand-Fashion, auch überraschende Stücke und elegante Marken an.

„Sehr gute Marken können Kundinnen hier für einen eher kleinen Preis bekommen, von Esprit bis Prada habe ich momentan fast alles da“, sagt Vogler.    
Für ihre Kunden versuche sie, die Perlen rauszufischen. So kann Vogler etwa Louis Vuitton-Schuhe anbieten und hochwertige Taschen, Mäntel und Kleider. Ihr Ruf, nicht nur eine herzliche Gastgeberin und Stil-Beraterin zu sein, sondern auch ihr hohes Fachwissen und Geschmack bei Vintage-Trends führten zu einer hervorgehobenen Rolle von „By Netta“ in der VOX-Produktion „Shopping Queen“.

Auch wenn das TV-Team weg ist, bleibt „By Netta“ ein besonderer Secondhand-Fashion-Laden.
Regelmäßig treffen sich hier Frauen – Kundinnen – die sich gar nicht untereinander kennen, einfach so. Aber es sei wirklich sehr lustig, sehr herzlich untereinander, sagt Aneta Vogler. „Nicht selten mache ich dann noch eine Flasche Sekt für alle auf. Es wird viel gelacht, das ist menschlich, das ist schön.“  

Nachhaltige Mode: Suchen, Stöbern, Finden

Mögt Ihr auch einmal schauen, welche Schätze in den Secondhand und Eco- Fashion Stores der Region auf Euch warten?
Hier findet ihr einige Adressen:

Salzgitter

Wolfenbüttel